Guanziroli am GerichtTäter gibt sich als Uber-Fahrer aus – Zürcherin im Auto sexuell genötigt
Silvana Guanziroli
21.2.2019
Mit einer Lügengeschichte lockt er sein Opfer ins Auto. Mitten auf der Autobahn bedrängt er die junge Frau sexuell. Sie kann sich nicht wehren, weil sie sich vor einem Unfall fürchtet. Heute steht der Mann in Zürich vor Gericht.
Eine Privatfahrt zu günstigen Preisen. Über eine App bietet der Fahrdienstvermittler Uber weltweit eine günstige Variante zum etwas teureren Taxi an. In Zürich hat ein mutmasslicher Sexualstraftäter dieses Geschäftsmodell dreist für seine Machenschaften ausgenutzt. Mit einer Lügengeschichte lockt er sein Opfer ins Fahrzeug. Die Zürcher Staatsanwaltschaft hat den Mann wegen sexueller Nötigung angeklagt.
Der Vorfall ereignete sich Ende November 2016. Sabine P.* verbringt den Samstagabend mit Freunden im Zürcher Partyquartier rund um die Langstrasse. Im Morgengrauen will sie nach Hause und ordert über ihr Smartphone einen Uber-Fahrer. Es ist 5.30 Uhr als sie in den Wagen des 40-jährigen Beschuldigten steigt. Sie setzt sich auf den Beifahrersitz und gibt ihm ihre Wohnadresse in Bülach ZH an.
Belästigung bei voller Fahrt
Doch schon nach wenigen Kilometern zeigt der Mann am Steuer sein wahres Gesicht. Er bietet keinen günstigen Fahrdienst an, er will von der jungen Frau etwas ganz anderes. Im Milchbuck-Tunnel fängt er an, sein Opfer an den Beinen, an den Oberschenkel-Innenseite und im Schritt zu berühren. Er greift ihr auch direkt an die Brüste. Schliesslich versucht er, Sabine P. zu sich rüberzuziehen und löst dafür ihren Sicherheitsgurt.
So schildert die zuständige Staatsanwaltschaft in der Anklageschrift die mutmasslichen Übergriffe. Und sie ergänzt: «Bei seinen Handlungen wusste der Beschuldigte, dass die Geschädigte das Auto während der Fahrt auf der Autobahn nicht würde verlassen können, ihm deshalb ausgeliefert war und sich überdies auf Grund der Gefahr, einen Unfall zu provozieren, nicht übermässig, also mit körperlicher Gewalt gegen seine Übergriffe wehren würde.»
Dennoch versucht die Frau, sich zu schützen. Sie stösst die Hände des Mannes weg und fordert ihn immer wieder auf, damit aufzuhören. Was er aber während der ganzen Fahrt nicht tut. Am Wohnort angekommen, fordert der Beschuldige schliesslich, sie solle ihn jetzt für die Fahrt bezahlen. Gemäss Anklageschrift zieht er darauf ihren Kopf an den Haaren zu seinem Schritt. Sabine P. kann sich losreissen, aus dem Auto fliehen und die Polizei alarmieren.
Uber kämpft mit Präventionsvideo gegen Übergriffe
Der Fahrdienstvermittler ist immer wieder mit solchen oder ähnlichen Vorfällen konfrontiert. In den USA kam es in den letzten vier Jahren zu mehr als 100 sexuellen Übergriffen durch Uber-Fahrer. Das Unternehmen hat im Mai 2018 deshalb ein Präventionsvideo lanciert.
In mindestens 31 Fällen kam es bereits zu einer Verurteilung der Täter. Die Verbrechen reichen von gewaltsamen Berührungen bis hin zu Vergewaltigungen.
Uber hat aufgrund der Vorfälle die App mit einem «safety center» ausgestattet. Hier können Kunden Fahrtdetails teilen, während sie unterwegs sind. Auch ein Notruf kann innerhalb der App abgesetzt werden.
Es droht der Landesverweis
Im Zürcher Fall ist für die Staatsanwaltschaft erwiesen, dass sich der Beschuldigte mit seinem Verhalten der sexuellen Nötigung schuldigt gemacht hat. Sie fordert eine Freiheitsstrafe von zwölf Monaten bedingt. Zudem soll der Mann für fünf Jahre des Landes verwiesen werden. Ob er seinem Opfer zudem eine Genugtuung zahlen muss, auch darüber werden die Richter im Laufe der Gerichtsverhandlung befinden.
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