Heikle NomenklaturHitler-Käfer behält seinen umstrittenen Namen
sda/dmu
16.5.2024 - 20:52
Dem Zeitgeist entsprechend wird in vielen Disziplinen kritisch über Sprache nachgedacht. Auch in der Zoologie wird über umstrittene Tiernamen diskutiert. Der Anophthalmus hitleri darf aber seinen Namen behalten.
Keystone-SDA, sda/dmu
16.05.2024, 20:52
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Der Anophthalmus hitleri, ein Käfer, ist nach Adolf Hitler benannt – und bleibt das weiterhin.
Die internationale Kommission für zoologische Nomenklatur lehnt eine Umbenennung aus ethischen Gründen ab.
In der Wissenschaft stehen einige vor Jahrzehnten vergebene Namen aufgrund ethischer Bedenken in der Kritik.
Ein kleiner brauner Käfer wird wohl auch weiterhin nach Adolf Hitler benannt bleiben. Bisher gab es laut dem zuständigen Gremium keine Anträge, wissenschaftliche Namen von Tierarten aus ethischen Gründen zu ändern – auch bei Anophthalmus hitleri nicht.
Die internationale Kommission für zoologische Nomenklatur gibt die Regeln zur Benennung neuer Tierarten heraus. Sie lehnt eine Umbenennung aus ethischen Gründen ab. «Wir verstehen natürlich, dass manche Namen Unbehagen oder Anstoss erregen können», sagt der Taxonomist Daniel Whitmore, der Mitglied des zuständigen Gremiums ist.
Umstrittene Personen werden geehrt
Einige vor Jahrzehnten vergebene Namen stehen heute in der Kritik, weil sie umstrittene Personen ehren, koloniale Ortsbezeichnungen verwenden oder aus Sicht mancher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskriminierend oder rassistisch sein können.
Etwa 20 Prozent der Tiernamen sind nach einer Schätzung sogenannte Eponyme. Das sind Namen, die Personen ehren sollen. Diese seien damit die grösste Gruppe von Namen, die Anstoss erregen könnten, schreibt die Kommission in einer Stellungnahme. Wie der Hitler-Käfer oder auch der.Mussolini-Falter.
Auch Ortsnamen umstritten
Toponyme, also Ortsnamen, könnten ebenfalls als beleidigend empfunden werden. Sie machten etwa 10 Prozent der Namen aus. «Somit könnten mehrere Hunderttausend akzeptierte wissenschaftliche Namen infrage gestellt werden», heisst es.
Priorität habe aber eine universelle und stabile Nomenklatur, damit es keine Verwirrung gebe. «Es ist nicht unsere Aufgabe, darüber zu urteilen, ob Namen beleidigend oder ethisch nicht vertretbar sind, denn das ist eine sehr subjektive und persönliche Angelegenheit.»
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