Brasilien Nach tödlicher Schlammlawine – neuer Dammbruch befürchtet

dpa

26.1.2019

Nach dem Dammbruch an einer Eisenerzmine in Brasilien ist die Zahl der bestätigten Todesopfer auf 34 gestiegen. Derweil wird ein Bruch an einem weiteren Staudamm befürchtet.

Nach der verheerenden Schlammlawine an einem Eisenerzbergwerk in Brasilien befürchten die Experten einen weiteren Dammbruch. Das Bergwerksunternehmen Vale löste am frühen Sonntagmorgen Alarm aus.

Zuvor hatten Messungen ein Ansteigen des Wasserpegels an einem weiteren Staudamm der Anlage angezeigt. Die Feuerwehr erklärte, angrenzende Siedlungen würden geräumt.

In dem Bergbaukomplex nahe dem Ort Brumadinho im Osten Brasiliens war am Freitag der Staudamm eines Rückhaltebeckens gebrochen. Eine riesige Schlammlawine bedeckte die Mine und umliegende Wohnhäuser. Bis Samstagabend wurden 34 Leichen geborgen, knapp 300 Menschen werden vermisst. Die Behörden haben kaum noch Hoffnung auf weitere Überlebende.

Die Schlammassen haben alles mit sich gerissen.
Die Schlammassen haben alles mit sich gerissen.
Source: Leo Drumond/Agencia Nitro

Dramatische Szenen

Fernsehbilder zeigten dramatische Szenen mit Rettern, die von Hubschraubern aus Menschen aus roten Schlammmassen zogen, auch ein Zug wurde von den Massen erfasst und zerquetscht. Den Angaben der Rettungskräfte zufolge werden rund 100 bis 150 Arbeiter in der Eisenerzmine vermisst, und bis zu 200 Menschen in der umliegenden Gegend. Auch Soldaten wurden in die Katastrophenregion geschickt.

Die Mine wird von dem brasiliaschen Konzern Vale betrieben. Wie es genau zu dem Unfall kam, sei noch unklar, sagte Vale-Präsident Fábio Schvartsman. Der Unglücksort Brumadinho im Bundesstaat Minas Gerais liegt rund 450 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro. Die Schlammmassen hatten sich über Teile der Eisenerzmine und eines Wohngebiets gewälzt. Dabei wurden wahrscheinlich Dutzende weitere Menschen mitgerissen. Zerstört wurden auch Dächer von Häusern sowie Bagger in der Eisenerzmine.

Auf Bildern war zu sehen, wie Einsatzkräfte aus einem Helikopter versuchten, eine Frau und einen Mann zu retten. Die Hilfesuchenden waren beide komplett mit Schlamm bedeckt. Der Mann stand bis zum Oberkörper im braunen Wasser und trug die Frau in Richtung der Retter. Andere Aufnahmen zeigten Bagger in der Eisenerzmine Córrego de Feijao, bedeckt mit Schlamm, Steinbrocken und Ästen. Die Lawine schob Gütercontainer für das Eisenerz von Eisenbahngleisen.

Braune Schlammflut

Auf Luftaufnahmen wurde das Ausmass des Unglücks sichtbar, die Schlammlawine hatte sich kilometerweit ihren Weg gebahnt. Die braune Schlammflut erreichte auch die Wohngegend Vila Forteco und begrub teilweise ganze Häuser unter sich.

Brasiliens neuer Präsident Jair Bolsonaro wollte die Gegend im Laufe des Samstags überfliegen. Er sagte, die Nationale Wasseragentur koordiniere Massnahmen, um die Versorgung der umliegenden Städte mit sauberem Wasser sicherzustellen. Es werde alles getan, um eine Verschmutzung der Umwelt einzudämmen und den Angehörigen der Opfer zu helfen. Das Umweltministerium des südamerikanischen Landes stellte einen Krisenstab zusammen.

Bolsonaro steht im Ruf, den Unternehmen weitgehend freie Hand zu lassen und von strengen Umweltschutzbestimmungen wenig zu halten. Naturschutzverbände forderten eine strengere Kontrolle. «Brasilien muss die Regierungsbehörden stärken, die die wichtige Aufgabe haben, die wirtschaftlichen Aktivitäten mit hohem Risiko für Umwelt und Gesellschaft zu überwachen», sagte der Direktor der Naturschutzorganisation WWF in Brasilien, Mauricio Voivodic.

Die Schlammlawine nach dem Dammbruch bei der Gemeinde Brumadinho. Foto: 
Die Schlammlawine nach dem Dammbruch bei der Gemeinde Brumadinho. Foto: 
Source: Bruno Correia/Agencia Nitro

Im Jahr 2015 gab es ebenfalls in Minas Gerais ein ähnliches Unglück. Bei der «Tragödie von Mariana» kam es in einem Eisenerzbergwerk zu einem Dammbruch an einem Rückhaltebecken. Damals kamen 19 Menschen ums Leben. Es gab mehrere Anklagen und Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe. Das damalige Betreiberunternehmen Samarco gehörte ebenfalls Vale sowie dem australisch-britischen Konzern BHP. Eine riesige Welle mit Schlamm und schädlichen Stoffen ergoss sich in angrenzende Ortschaften und kontaminierte den Fluss Rio Doce auf rund 650 Kilometern Länge, bis in den Atlantik floss die braunrote Brühe.

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