Übergewicht Immer mehr übergewichtige Oberstufenschüler

SDA

13.5.2020 - 15:29

Jugendliche im Adipositas-Camp. Während bei jüngeren Schulkindern der Anteil von 17,6 Prozent übergewichtigen stabil bleibt, sind auf der Oberstufe mehr als ein Viertel zu schwer – Tendenz steigend. (Archivbild)
Jugendliche im Adipositas-Camp. Während bei jüngeren Schulkindern der Anteil von 17,6 Prozent übergewichtigen stabil bleibt, sind auf der Oberstufe mehr als ein Viertel zu schwer – Tendenz steigend. (Archivbild)
Source: Keystone/CHRISTIAN BEUTLER

Das Durchschnittsgewicht von Schweizer Schulkindern ist bis zur Mittelstufe stabil geblieben. Die Zahl der übergewichtigen Oberstufenschüler und -schülerinnen zwischen 14 und 16 Jahren ist allerdings wieder auf ein früheres Niveau angestiegen.

Von den 14'531 im Schuljahr 2018/19 untersuchten Schulkindern aus den Städten Basel, Bern und Zürich ist mehr als jedes sechste (17,6 Prozent) übergewichtig. Knapp ein Viertel davon (4,3 Prozent) leidet unter Adipositas, das heisst, es hat einen Body Mass Index (BMI) von über 30, während der Normalwert etwa 18,5-25 beträgt.

Die überflüssigen Pfunde werden mit dem Alter mehr: 12,3 Prozent der Kindergärteler und Erstklässler sind übergewichtig, 2,9 Prozent adipös. Auf Unter- und Mittelstufe wiegen 18,9 Prozent zu viel, 4,1 Prozent sind fettleibig. Die Messung im Vorjahr hatte über alle Schulstufen hinweg 17,3 Prozent Übergewichtige ergeben, wie Gesundheitsförderung Schweiz in einer Mitteilung vom Mittwoch schreibt. Seit Beginn der Messung 2005/06 sei der Anteil Übergewichtiger bei den Kleinen deutlich und auf der Mittelstufe merklich zurückgegangen.

Berner sind schlanker als Zürcher und Basler

Nicht aber auf der Oberstufe. Da sind die Zahlen seither gestiegen. Von den Grossen sind schon 26,2 Prozent, also mehr als jedes vierte Schulkind, zu dick, 7,3 Prozent sind adipös. Ungeklärt ist, warum die Berner Oberstufenschüler und -schülerinnen im Schnitt weniger pummelig sind als ihre Kollegen in Basel und Zürich und etwa 12 Prozent weniger Übergewichtige unter sich haben (23,6 Prozent gegenüber 26,5 bis 26,9 Prozent).

Einen klaren Einfluss auf das Essverhalten der Kleinen und Jungen scheint das Bildungsniveau in den Familien zu haben. «Das neueste BMI-Monitoring bestätigt, dass Kinder von Eltern mit einer höheren Schulbildung seltener von Übergewicht betroffen sind», schreibt Gesundheitsförderung Schweiz.

Migrantenkinder specken ab

Es sei zu erwarten, dass sich das steigende Bildungsniveau in der Bevölkerung längerfristig ausgleichend auf die soziale Verteilung von Gewichtsproblemen auswirkt. «Der positive Zusammenhang von Bildung und Gesundheit deckt sich auch mit der bundesrätlichen Gesundheitsstrategie 2030, die neu bei der Prävention verstärkt auf den Effekt der Bildung setzt».

Dies zeigt sich auch im Vergleich von ausländischen und Schweizer Kindern: Einheimische sind im Schnitt zwar immer noch schlanker als ihre migrierten «Gspänli», aber letztere nähern sich ihnen gewichtsmässig an. Das liege daran, dass das Bildungsniveau von Eingewanderten steige, vermutet Gesundheitsförderung Schweiz.

Sport tut Not

Kinder und Jugendliche, die viel und regelmässig Sport treiben, haben seltener mit Gewichtsproblemen zu kämpfen. Die Kausalität ist aber nicht eindeutig. Mehr Bewegung senkt das Gewicht, aber mehr Gewicht senkt die Lust auf Bewegung. Das ist besonders bei den älteren Schulkindern fatal, da sie allgemein weniger Sport treiben.

Gemäss Gesundheitsförderung Schweiz bewegen sich fast alle Kinder im Alter von 6 oder 7 Jahren genügend, während dies bei den 14- bis 16-Jährigen nur noch bei etwas über einem Fünftel der Fall ist (22 Prozent). «Umso wichtiger sind vor diesem Hintergrund – insbesondere auch für Jugendliche – zusätzliche Sportangebote im schulischen Umfeld ebenso wie ausserhalb. Der positive Sport-Effekt zeigt sich unabhängig von allen sozialen und kulturellen Faktoren.»

Gesundheitsförderung Schweiz will es nicht bei der Datenerfassung bleiben lassen: «Eine Expertenbefragung ist geplant – mit dem Ziel, die Gründe für die aktuelle Situation besser zu verstehen. Es gilt herauszufinden, wie wir am wirkungsvollsten ansetzen können, um Übergewicht und Adipositas bei dieser Zielgruppe verhindern zu können» erklärt Bettina Abel, Vizedirektorin und Leiterin Programme bei Gesundheitsförderung Schweiz.

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