Ein Experte erklärt, wo das Risiko am grössten ist «Jetzt ist die Gefahr hoch, von einer Zecke gestochen zu werden»

von Fabienne Rüetschi

6.3.2018

Das milde Wetter lockt derzeit viele Schweizer nach draussen. Die frühlingshaften Temperaturen sind aber mit Vorsicht zu geniessen, denn gerade jetzt sind die Zecken besonders hungrig auf frisches Blut. Wo die Gefahr besonders lauert und was bei einem Stich zu tun ist. 

Vorweg: Es gab durchaus schon kältere Winter und damit bessere Überlebenschancen für Zecken. Dennoch sei das Risiko dieses Jahr einen Zeckenstich einzufangen laut Experte Norbert Satz keinesfalls geringer. «Wenn man in diesen Tagen nach draussen geht, ist die Gefahr hoch von einer Zecke gestochen zu werden», so der Facharzt für Innere Medizin. Denn weniger Zecken bedeute nicht weniger Erkrankungen. Viel entscheidender als die Anzahl, sei das Wetter. «Jetzt nach der Winterstarre sind sie hungrig. Wenn viele Leute im Frühling leichtbekleidet draussen unterwegs sind, wird das zu mehr Stichen führen». In den Monaten März, April und Mai weisen die unliebsamen Parasiten die höchste Aktivität auf und stechen bei Temperaturen um die sieben bis zehn Grad besonders gerne zu.

Das war dieses Jahr bereits früh der Fall. «Mitte Februar, als es ein paar Tage wärmer war, musste ich bereits vereinzelt Patienten mit Zeckenstichen behandeln». Auch Hundebesitzer berichten von einem hohen Zeckenbefall. Dieser lässt sich in der Schweiz nicht auf einzelne Gebiete einschränken. «Zecken kommen im ganzen Mittelland und in den Voralpentälern, bis auf rund 1200 Meter, vor», so Satz.

Kleinkinder werden bei Zeckenstich immun gegen Virus

Die gute Nachricht: Nicht jeder Zeckenstich führt zu einer Erkrankung. In der Schweiz ist nur jede dritte Zecke mit Borreliose infiziert. Noch weniger, nämlich nur jedes 100. Tier ist Träger des Frühsommer-Meningoenzephalitits-Virus (FSME), das zu einer Hirnhautentzündung führen kann.

Borreliose ist eine Erkrankung, die zahlreiche Organe befällt: Haut, Gelenke, Muskeln, Bänder, Nervensystem und Herz. Im Gegensatz zu der ebenfalls von Zecken übertragenen FSME gibt es gegen Borreliose keine Impfung. Jedoch ist die Behandlung mit einem Antibiotikum möglich.

Das FSME-Virus ist weit weniger häufig, greift allerdings das Nervensystem an und kann in schlimmen Fällen Lähmungen verursachen und nur selten sogar zum Tod führen. Der Arzt empfiehlt deshalb: «Eine Impfung ist dringend notwendig,  ausser bei älteren Leuten in Alters- und Pflegeheimen». Diese seien nicht mehr so oft in der Natur unterwegs. Dennoch: Wäre der Impfstoff gegen das FSME-Virus rationalisiert, bekämen ältere Leute den Vorrang. Grund: «Je älter die infizierte Person, desto schlimmer ist der Verlauf der Krankheit». Ab 60 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit bei einer FSME-Erkrankung invalid zu werden bei rund 50%. Diese Wahrscheinlichkeit ist bei Kindern und Jugendlichen mit rund 10% deutlich tiefer.

Besonders interessant: Bei Kleinkindern bis sechs Jahren ist das FSME-Virus harmlos. «Sie werden bei einem Zeckenstich nicht krank, sondern immun gegen das Virus». Das ist auch der Grund, warum eine FSME-Impfung erst ab sechs Jahren notwendig wird.

So schützen Sie sich richtig

Unabhängig vom Alter, oder ob man geimpft ist oder nicht, sollte man sich vor den Blutsaugern schützen. «Zecken halten sich in Bodennähe, meist auf 30, 40 bis maximal 80 Zentimetern Höhe auf». Satz rät deshalb dazu, lange Hosen, Socken und geschlossene Schuhe zu tragen, wenn man sich in Zeckenregionen aufhält. Das sind vor allem feuchte Gebiete, wie Wälder oder Wiesen mit hohen Gräsern.

Zudem sollte man sich nach dem Duschen mit einem Tuch am ganzen Körper gründlich abrubbeln. «So werden alleTierchen, die noch auf dem Körper herumkriechen, entfernt.»

Wer dennoch von einer Zecke gestochen wurde, sollte diese schnell entfernen, denn: «Je länger sie saugt, je mehr Erreger überträgt sie.» Am besten die Zecke mit einer Pinzette möglichst hautnah fassen und ohne zu drehen gerade rausziehen. Sollte der Kopf drin bleiben, ist das kein Grund zur Sorge. «Der Rüssel arbeitet sich von selber raus.»

Bilder aus der Schweiz
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