Wegen Italien-Chaos Euro-Krise: Wo Sie jetzt günstiger Sonne tanken

Von Fabienne Rüetschi

30.5.2018

Das politische Chaos in Italien lässt den Euro schwächeln. Leute, die jetzt Ferien Im Euro-Raum planen, dürfte dies freuen. Ein Tourismus-Experte erklärt, wohin sich eine Reise besonders lohnt und was die Entwicklung für den Schweizer Tourismus bedeutet.

Werden Ferien im Euro-Raum jetzt günstiger?

Urs Wagenseil, Leiter des Bereichs Tourismus, am Institut für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Luzern: Ja, davon ist auszugehen. Wenn sich die Regierungsbildung in Italien länger hinzieht, dürfte es zu weiteren Kursanpassungen kommen. Das heisst, der Euro wird gegenüber dem Franken weiter abschwächen, was den Euro-Raum für Touristen günstiger macht.

Aber: Die politische Unklarheit in Italien ist nur ein Aspekt, der aktuell Unsicherheit auslöst und den Währungskurs beeinflusst. Weitere ökonomische oder politische Faktoren können diese Situation schnell ändern, sprich verstärken oder abschwächen.

Was wird konkret günstiger? 

Die touristischen Leistungen und alles, was es zu kaufen gibt. Das Hotelzimmer, der Sonnenschirm, die Pizza oder der Badeanzug kosten weniger.

Welche Euro-Länder werden jetzt für Schweizer besonders attraktiv?

Wir Schweizer sind leidenschaftliche Wanderer und Biker, entsprechend zieht es uns in Länder mit einem ähnlichen Angebot. Besonders beliebte Destinationen sind Österreich, Slowenien, das Südtirol oder Deutschland.

Wer lieber Badeferien macht, dürfte aktuell vor allem in der Türkei preislich profitieren. Aber auch Italien, Griechenland oder die Kanarischen Inseln sind attraktive und kostengünstige Alternativen.

Welche Konsequenzen hat der starke Franken für den Inland-Tourismus? 

Die Schweizer sind in den letzten Jahren vermehrt dem eigenen Land treu geblieben. Wenn der Euro-Raum jetzt günstiger wird, ist zu erwarten, dass wieder häufiger ins Ausland verreist wird. 

Der erstarkte Franken könnte aber auch Ausländer dazu motivieren, die Schweiz zu meiden. Reisende aus dem Euro-Raum, vor allem Deutsche, Engländer und Holländer, weichen dann auf Länder mit einem ähnlichen Angebot aus. Dazu gehören wie erwähnt Österreich, das Südtirol, Slowenien oder Deutschland.

Was man aber nicht vergessen darf: Die meisten achten bei der Ferienplanung stärker auf persönliche Interessen und das Angebot, als auf preisliche Vorteile. Schliesslich will man ja Ferien machen, die einem gefallen und nicht nur möglichst günstig sind.

Mit einem plötzlichen Einbruch im Schweizer Tourismus ist nicht zu rechnen. Die meisten haben ihre Ferien fürs 2018 schon gebucht und disponieren nicht kurzfristig um. Aber, sollte der Euro längerfristig sinken, könnte es für das Tourismusland Schweiz im Jahr 2019 ungünstige Entwicklungen auslösen.

Abschliessend eine Frage, die häufig verunsichert: Euro im eigenen Land wechseln oder am Ferienort?

Grundsätzlich gilt: An Flughäfen wechseln Reisende zu eher ungünstigen Konditionen. Ansonsten gilt die Devise: Die Umrechnungskurse im In- sowie Ausland möglichst gut vergleichen und bei Wechselstuben nicht nur die Kurse anschauen, sondern auch allfällige Gebühren.

Urs Wagenseil, Leiter des Bereichs Tourismus, am Institut für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Luzern.
Urs Wagenseil, Leiter des Bereichs Tourismus, am Institut für Tourismuswirtschaft an der Hochschule Luzern.
www.hslu.ch
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