HolocaustJüdischer Notar soll Versteck von Anne Frank an Nazis verraten haben
SDA
17.1.2022 - 10:59
Das Versteck von Anne Frank und ihrer Familie vor den Nationalsozialisten in Amsterdam ist nach neuen Untersuchungen sehr wahrscheinlich von einem jüdischen Notar verraten worden.
Keystone-SDA
17.01.2022, 10:59
Anne Franks Tagebuch ist weltberühmt. Sie erzählt darin, wie sie sich vor den Nazis in Amsterdam versteckte. 1944 ist entdeckte die Gestapo das Versteck. Die Frage, wie die Nazis die Familie Frank fanden, beschäftigt viele Menschen bis heute.
Fünf Jahre lang hatte ein internationales Team den Fall mit den neuesten Techniken untersucht. Heute Montag hat es seine Erkenntnisse den niederländischen Medien präsentiert: Sehr wahrscheinlich habe der Notar Arnold van den Bergh den deutschen Besatzern eine Liste mit Verstecken von Juden in Amsterdam übergeben, um das Leben seiner eigenen Familie zu retten.
Hauptbeweis ist die Kopie eines anonymen Briefes, den Annes Vater Otto Frank 1946 bekommen hatte. Darin wird der Name des Notars bereits genannt. Das Original des Briefes ist zwar verschwunden, im Amsterdamer Stadtarchiv war jedoch eine Kopie gefunden worden. Diese Spur war nach Angaben der Untersucher bisher nie ausführlich untersucht worden.
Notar fürchtete um das Leben seiner Familie
Die jüdische Familie Frank sowie vier weitere Menschen waren von 1942 bis 1944 in einem Hinterhaus in Amsterdam untergetaucht. Dort hatte Anne (1929 – 1945) ihr weltberühmtes Tagebuch geschrieben. Im August 1944 wurde das Versteck verraten. Die Familie wurde in Konzentrationslager deportiert und ermordet. Nur Vater Otto überlebte.
Der Notar war Mitglied des Jüdischen Rates, hatte daher viele Kontakte und war zunächst vor Deportation geschützt. Doch 1944 fiel dieser Schutz weg, und in seiner Verzweiflung soll er die Verstecke verraten haben, um seine Frau, seine drei Töchter und sich selbst zu retten.
Zwar gebe es 77 Jahre nach Kriegsende keine absolute Gewissheit, sagte der ehemalige Ermittler des amerikanischen FBI, Vince Pankoke, der massgeblich an der Untersuchung beteiligt war. «Unsere Theorie hat aber eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 85 Prozent», sagte er im Radio.
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