Ein Airbus der Austrian Airlines war auf dem Flug von Palma de Mallorca nach Wien in einen Hagelsturm geflogen und ist schwer beschädigt worden. Nun kritisiert Meteorologe Jörg Kachelmann die Piloten scharf.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Am 9. Juni gerät ein Airbus A320 der Austrian Airlines beim Landeanflug auf Wien in einen Hagelsturm.
- Das Flugzeug wurde schwer beschädigt, konnte aber sicher auf dem Flughafen der österreichischen Hauptstadt landen.
- Meteorologe Jörg Kachelmann und sein Chefwissenschaftler Janek Zimmer machen den Piloten nun schwere Vorwürfe.
- Sie hätten über die Gewitterzelle informiert sein müssen, hätten sie sogar mit blossem Auge sehen können.
- Die Airline untersucht den Vorfall.
Der Airbus 320 war am Nachmittag des 9. Juni schon auf dem Landeanflug auf den Flughafen Wien, als er in eine heftige Gewitterzelle geriet. Der Hagel zerstörte die Nase der Austrian-Airlines-Maschine und beschädigte Cockpit-Fenster und die Triebwerk-Aufhängung.
Ein Glück für Passagiere und Crew, dass die Piloten das Flugzeug dennoch um 17.55 Uhr sicher landen konnten, trotz schwerer Schäden und im Blindflug, da sie durch die beschädigten Fenster nicht mehr viel sahen.
Wie aber konnte es bloss passieren, dass die Piloten mitten durch eine heftige Gewitterzelle flogen – trotz Wetterradar an Bord? Schliesslich wird ihnen in der Ausbildung beigebracht, Gewitter, sofern irgend möglich, zu umfliegen.
«Das Flugzeug geriet im Anflug auf Wien in eine Gewitterzelle, die für die Cockpit-Crew laut deren Aussage auf dem Wetterradar nicht ersichtlich war», sagt Austrian-Airlines-Sprecherin Anita Kiefer dazu.
Wetterexperten stehen vor einem Rätsel
Meteorologe Jörg Kachelmann kann diese Erklärung nicht glauben. Das Starkgewitter habe sich «mitnichten überraschend gebildet», schreibt der bekannte Wetterexperte dem «Spiegel». Und auf der Plattform X bezichtigt Kachelmann Austrian Airlines gar der Lüge.
Und Kachelmanns Chefwissenschaftler Janek Zimmer schreibt dem Nachrichtenmagazin weiter: «Diese Gewitterzelle war (...) schon rund eine Stunde vorher in der Steiermark aktiv und behielt ihre Zugrichtung gen Osten relativ stabil bei.» Auch anhand der Wetterprognosen sei zu erwarten gewesen, dass die besagte Gewitterzelle das Potenzial zu einer ungewöhnlich starken Superzelle gehabt hätte.
Die Daten von Austro Control seien ebenfalls eindeutig gewesen. Die staatliche Gesellschaft ist für die Flugsicherung in Österreich verantwortlich und versorgt Airlines wie Austrian und deren Piloten rund um die Uhr und stetig aktualisiert mit spezifischen Wetterinformationen. «Für den Zeitraum des angefragten Fluges waren (...) entsprechende Wetterprognosen und anlassbezogene Wetterwarnungen für den En-Route-Verkehr publiziert», teilte Austro Control dem «Spiegel» auf Anfrage mit.
Die Piloten hätten also vorgewarnt sein müssen. Streikte womöglich das Wetterradar an Bord?
Laut Chefwissenschaftler Zimmer hätten die Piloten die Gewitterwolke auch mit einem Blick aus dem Fenster erkennen können. Die Sicht sei laut Satellitenbild bis auf ein paar Cirruswolken gut gewesen. Auch andere Maschinen haben die Zelle umflogen, zeigt der Flugradar.
Die Pressestelle von Austrian Airlines teilt auf Anfrage des «Spiegel» lediglich mit, man habe «eine Untersuchung eingeleitet», warum Flug OS434 durch die Hagelzone geflogen sei. Über Details könne man sich nicht äussern.
Wie aus dem Lehrbuch: Pilot landet ohne Fahrwerk – butterweich
Ein Flugzeug mit drei Personen an Bord landet sicher ohne Fahrwerk, nachdem es fast drei Stunden lang über einem australischen Flughafen gekreist war, um Treibstoff zu verbrauchen. Der Pilot wird dafür gefeiert.
17.05.2024