Fedpol-BerichtKantone haben bei Menschenhandel «Luft nach oben»
falu, sda
15.9.2022 - 18:38
Nachholbedarf im Kampf gegen Menschenhandel: Ein Bericht des Fedpol sieht die Kantone in der Pflicht, mehr gegen das Verbrechen zu unternehmen. Anpassungen in der Ausbildung werden angestrebt.
15.09.2022, 18:38
SDA/twei
Die Massnahmen zur Bekämpfung von Menschenhandel sind in den meisten Kantonen dem jeweiligen Risiko angepasst – allerdings gibt es «Luft nach oben». Dies zeigt ein vom Fedpol in Auftrag gegebener Bericht. Generell liegt der Fokus noch stark auf dem urbanen Phänomen der sexuellen Ausbeutung.
Daneben existiert in ländlichen und touristischen Gebieten ein beträchtliches Risiko für Ausbeutung der Arbeitskraft, wie das Fedpol am Donnerstag mitteilte. Dieses Ausbeutungsrisiko werde in vielen Kantonen noch zu wenig berücksichtigt.
Um dem entgegenzuwirken, schlägt das Fedpol eine intensivere Ausbildung von Personen vor, die mit potenziellen Opfern in Kontakt kommen könnten – beispielsweise Arbeitsinspektorinnen und -inspektoren. Dazu brauche es die Vernetzung relevanter Stellen und Organisationen sowie die Schaffung eines separaten Strafbestands und die Sensibilisierung der Bevölkerung.
Menschenhandel ist ein Kontrolldelikt
Menschenhandel ist ein Kontrolldelikt, das im Versteckten passiert und nicht von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. «Es braucht Kontrollen und Ermittlungen, um Fälle von Menschenhandel aufzudecken», schreibt das Fedpol.
In 18 Kantonen gibt es einen runden Tisch zur Bekämpfung von Menschenhandel, der die Zusammenarbeit der betroffenen Akteure – Polizei, Justiz, Migrationsbehörden, Opferschutzstelle – zum Ziel hat. Da solche Strukturen laut Fedpol für kleinere Kantone mit mässigen Risiko nur bedingt gerechtfertigt seien, schlägt es die Schaffung kantonsübergreifender Mechanismen vor.
Das Fedpol liess den Bericht «Bekämpfung von Menschenhandel im kantonalen Kontext» vom Schweizerischen Kompetenzzentrum für Menschenrechte (SKMR) erstellen.