Akten zum Pontifikat Pius XII. «Keine Angst vor der Geschichte»: Vatikan öffnet Archiv zum Weltkrieg

AP

4.3.2019

Forscher bekommen ab 2020 Zugang zum Zweiten-Weltkriegs-Archiv des Vatikan. Wie Papst Franziskus mitteilte, öffnet der Kirchenstaat die Akten zum Pontifikat seines Vorgängers Pius XII.

Der Vatikan öffnet seine Archive zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Ab dem 2. März kommenden Jahres bekämen Forscher Zugang zu Akten zum Pontifikat seines Vorgängers Pius XII., sagte Papst Franziskus am Montag vor Mitarbeitern des Geheimarchivs. «Die Kirche hat keine Angst vor der Geschichte.»

Papst Franziskus lässt das Geheimarchiv des Vatikans zum umstrittenen Pontifikat von Pius XII. (Foto) während des Zweiten Weltkriegs öffnen. 
Papst Franziskus lässt das Geheimarchiv des Vatikans zum umstrittenen Pontifikat von Pius XII. (Foto) während des Zweiten Weltkriegs öffnen. 
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Pius XII. regierte von 1939 bis 1958. Am 2. März 1939, vor 80 Jahren, wählten die Kardinäle in Rom den Italiener Eugenio Maria Giuseppe Pacelli zum Papst. Wie er seine Aufgaben gemeistert hat, ist bis heute umstritten. Kritiker werfen ihm vor, er habe zum Massenmord der Nazis an den Juden geschwiegen, anstatt katholische Soldaten und Amtsträger zur Befehlsverweigerung aufzurufen.

Solange Holocaust-Überlebende noch am Leben sind

Seine Verteidiger führen an, dass der Papst mit seinem Schweigen kirchliche Gruppen geschützt habe, die im von Deutschland besetzten Italien Juden unter anderem in Klöstern versteckten oder mit gefälschten Papieren in Sicherheit brachten.

Papst Franziskus

Seither bemüht sich die katholische Kirche, den umstritten Papst und sein Verhalten gegenüber der NS-Verbrechen zu rehabilitieren. Seit mehr als einem Jahrzehnt versucht die Kirche Pius selig zu sprechen. Israel übte Druck aus, um das zu verhindern – und hatte Erfolg. Das Verfahren wurde ausgesetzt und bis heute nicht mehr aufgenommen.

Normalerweise öffnet der Vatikan Geheimakten 70 Jahre nach dem Ende eines Pontifikats. Im Fall Pius XII. forderten jüdische Gruppen aber, die Akten herauszugeben, solange Holocaust-Überlebende noch am Leben sind.

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