Protest-Aktion in Cressier Klima-Aktivisten beenden Blockade von Erdöl-Raffinerie

sda

10.10.2022 - 09:26

Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten haben die Zufahrtstrassen zur Erdöl-Raffinerie in Cressier NE besetzt. (Archivbild)
Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten haben die Zufahrtstrassen zur Erdöl-Raffinerie in Cressier NE besetzt. (Archivbild)
Keystone

Am frühen Montagmorgen waren die Zufahrtstrassen zur Erdöl-Raffinerie in Cressier im Kanton Neuenburg von Klima-Aktivistinnen und Aktivisten blockiert worden. Inzwischen ist die Aktion beendet.

Keystone-SDA, sda

Die knapp zehn Aktivistinnen und Aktivisten, die am frühen Montagmorgen die Erdöl-Raffinerie in Cressier NE blockiert haben, haben gegen 09.15 Uhr ihre Aktion beendet. Das teilte ein Journalist der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit, der vor Ort ist.

Zuvor waren die Aktivist*innen in den frühen Morgenstunden mit Bambusstangen aufmarschiert und hatten die Zufahrten zur Raffinerie blockiert. Teilweise hätten sich Mitglieder der Gruppe auch aneinander gekettet, teilte die Polizei mit.

Die Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten der globalen Kampagne «Debt For Climat» wollen mit Ihrer Aktion gegen Erdöl-Importe, die in Cressier verarbeitet werden, protestieren. Dieses Erdöl stamme aus kolonialer Ausbeutung. Die Schweiz müsse ihre Verantwortung dafür wahrnehmen.

Laut Avenergy, dem Branchenverband der Schweizer Brenn- und Treibstoff-Importeure, stammt der grösste Teile des in der Schweizer raffinierten Erdöls auf dem Globalen Süden, schreiben die Aktivistinnen und Aktivisten. Fast 40 Prozent des in Cressier verarbeiteten Erdöls komme aus Nigeria.

Aktivisten fordern Ende der Ungerechtigkeit

Davon profitiere jedoch nicht die lokale Bevölkerung, sondern hauptsächlich der britisch-niederländische Ölkonzern Shell, die amerikanische Exxon Mobile, die französische Total Energies und die italienische Eni. Die neo-koloniale Ausbeutung Nigerias werde durch die westlichen Erdölkonzerne weitergeführt.

Wälder würden gerodet, Flüsse vergiftet, die Luft verschmutzt und damit die lokalen Ökosysteme zerstört. Die Bevölkerung werde ihrer Lebensgrundlage beraubt. Diese Ungerechtigkeit müsse ein Ende haben, fordern die Aktivisten.

Schweiz soll historische Rolle anerkennen

Die Schweiz und die in der Schweiz ansässigen Unternehmen müssten ihre historische Rolle bei Umweltzerstörungen und Verletzungen der Menschenrechte im Globalen Süden anerkennen, aufarbeiten und korrigieren. Dazu gehöre, dass sich die Schweiz bei den Vereinten Nationen für eine verbindliche Erklärung über die Notwendigkeit von kolonialen und ökologischen Reparationen einsetze.

Die Raffinerie Cressier ist seit Schliessung der Raffinerie Collombey im Wallis die einzige Anlage in der Schweiz, die Erdöl zu Treibstoffen verarbeitet. Betreiberin ist die Varo Energy. Die Kapazität der Raffinerie liegt bei rund 68'000 Barrel pro Tag.