Heftige EU-Diskussion Kommt die Abschaffung? Mehr Verkehrsunfälle nach Zeitumstellung

tsch

8.2.2018

Das EU-Parlament stimmt über die Abschaffung der Zeitumstellung ab.
Das EU-Parlament stimmt über die Abschaffung der Zeitumstellung ab.
Keystone

Hat die Zeitumstellung bald ein Ende? Das EU-Parlament stimmt nun über ihre Abschaffung ab. Die Fraktionen sind gespalten: Gegner der Sommerzeit argumentieren auch mit regelmässig steigenen Verkehrsunfällen.

Es wird hochemotional diskutiert zwischen den EU-Politikern: Soll die europaweite Zeitumstellung endlich abgeschafft werden? Am Donnerstag gibt es darüber im Parlament eine wegweisende Entscheidung. Das Interessante an der Debatte: Die Frage nach der Sommerzeit spaltet Fraktionen und vereint politische Gegner.

Es ist ein Thema, bei dem jeder aufgrund eigener Erfahrungen mitreden kann. Wichtigstes Argumentationsmittel der Debatte sind dennoch wissenschaftliche Studien. Die Befürworter einer Abschaffung verweisen vor allem darauf, dass 20 Prozent der Bevölkerung laut Untersuchungen regelmässig unter gesundheitlichen Problemen nach der Umstellung leiden.

Verkehrsunfälle steigen an

Eines der wesentlichen Argumente der Zeitumstellungs-Ablehner: Regelmässig steigt laut Studien die Zahl der Verkehrsunfälle, nachdem die Zeit eine Stunde vor- oder zurückgedreht wurde. Die Reaktion der Befürworter der Zeitumstellung? Sie verweisen auf Untersuchungen, laut denen 80 Prozent der Menschen keinerlei Umstellungsprobleme haben - und sich eher über gewonnene Sonnenstunden freuen.

Aussergewöhnlich an der Debatte im EU-Parlament ist auch, dass sich die Lager quer durch alle Parteien und Weltsichten ziehen. Plötzlich sind Grüne und Rechtspopulisten einer Meinung, plötzlich wird unter Konservativen leidenschaftlich gestritten. Schnell ändert sich jedenfalls nichts: Sollten sich die Gegner der Zeitumstellung durchsetzen, müsste die EU-Kommission zunächste einen Vorschlag vorlegen. Was dann folgen würde, wären lang andauernde Verhandlungen mit jedem Mitgliedstaat.

Als Erfinder der Sommerzeit gilt der Brite William Willett, der die Idee 1907 vorschlug. Umgesetzt wurde die Zeitumstellung jedoch erstmals am 30. April 1916 im Deutschen Reich sowie in Österreich-Ungarn. In der Schweiz wurde die Regelung erstmals 1941 umgesetzt, dauerhaft im Gesetz verankert wurde die Zeitumstellung jedoch erst 1981. Wesentliches Argument war die «Übereinstimmung der Zeitregelung unseres Landes mit derjenigen benachbarter Länder». Versuche ihrer Abschaffung scheiterten seitdem.

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