Nachträglich koloriertes Bild aus Auschwitz Künstlerin koloriert ergreifendes Foto aus dem KZ Auschwitz

uri

19.3.2018

Das Auschwitz-Museum teilte auf Twitter das ergreifende, nachträglich kolorierte Foto der vor 75 Jahren im Vernichtungslager ermordeten 14-jährigen Czesława Kwoka.

Verängstigt, fassungslos, aber auch stolz und trotzig: Die Porträtfotos der jungen Czesława Kwoka aus dem Vernichtungslager Auschwitz sind weltbekannt. Im März 1943 wurde die 14-Jährige von den Nazis grausam ermordet - zum 75. Todestag erinnert die brasilianische Künstlerin Marina Amaral (24) an das Mädchen. Sie hat die Aufnahmen Czesławas durch die nachträgliche Kolorierung noch eindringlicher werden lassen.

Das Mädchen aus einer katholischen polnischen Familie kam am 13. Dezember 1942 gemeinsam mit ihrer Mutter Katarzyna nach Auschwitz, nachdem die Nationalsozialisten im Rahmen der «Aktion Zamość» Teile des Bezirks Lublin gewaltsam zu germanisieren versuchten. Die zwei Frauen - der Familienvater war früh gestorben - wurden dabei in die niedrigste von vier rassischen Wertungsgruppen selektiert, weil sie als kriminell oder asozial eingestuft wurden. Das entweder weil sie Widerstand leisteten oder nicht ins Rassebild der Nazis passten. Mutter und Tochter kamen deshalb direkt ins Vernichtungslager Auschwitz.

Ihr wurde mit dem Stock ins Gesicht geschlagen

Czesława Kwoka erhielt hier die Nummer 26947 und wurde vom polnischen KZ-Häftling Wilhelm Brasse, der von der SS gezwungen wurde als Lagerfotograf zu arbeiten, nach ihrer Ankunft für die Lagerkartei fotografiert.

Brasse, der später als «Fotograf von Auschwitz» bekannt wurde, konnte nach seinen traumatischen Erlebnissen in Auschwitz nie wieder durch einen Kamerasucher schauen. In einem 2005 erschienen Dokumentarfilm erklärte er zu den Fotos von Czesława: «Ich erinnere mich sehr gut an das Bild von diesem Mädchen, weil es noch so jung aussah ... Immer wieder wurden spezielle Nummern aufgerufen. Aber auf Deutsch. Und dieses Mädchen hat einfach nicht verstanden, was da vor sich ging und was zu ihr gesagt wurde. Und dann hat diese Aufseherin … mit einem Stock zugeschlagen, sie ins Gesicht geschlagen.»

Vor seinen Aufnahmen habe das Mädchen dann versucht, sich die Tränen und das Blut vom Gesicht abzuwischen und in einer Mischung aus Stolz und Entsetzen in die Kamera geschaut. Der 2012 gestorbene Brasse bedauerte Zeit seines Lebens, dass er dem Mädchen nicht hatte helfen können.

Durch eine Phenol-Injektion ins Herz ermordet worden

Über das Schicksal Czesławas während der drei Monate in Auschwitz weiss man sehr wenig: Ihre Mutter Katarzyna Kwoka starb aus unbekannten Gründen am 18. Februar 1943. Knapp einen Monat später, am 12. März 1943 starb auch Czesława. In den KZ-Unterlagen wurde als Todesursache «Kachexie bei Darmkatarrh» - eine starke Abmagerung infolge einer Darmentzündung - angegeben. Das Auschwitz-Museum weiss hingegen zu berichten, das Mädchen sei durch eine Phenol-Injektion ins Herz ermordet worden.

Die Künstlerin Marina Amaral, die das bekannte Foto Brasses nun nachträglich am Computer koloriert hat, meint, es gelinge besser, sich mit Leuten zu identifizieren, wenn man sie in Farbe sehe. Gegenüber der BBC sagte sie: «Ich hoffe, dass die Menschen in Czesławas Gesicht schauen und ein 14-jähriges Mädchen sehen, das einfach so ermordet wurde. Und sie war nur eine unter Millionen.»

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