AlbumreleaseLana del Rey veröffentlicht neues Album
SDA
30.8.2019 - 12:25
Nach mehreren Single-Auskopplungen und langem Warten veröffentlicht Lana Del Rey ihr sechstes Studioalbum. Mit «Norman Fucking Rockwell» liefert sie das Erwartbare – und ein bisschen mehr.
Elegischer Stil, melancholische Stimmung – mit ihrem neuen Album bleibt sich die US-amerikanische Künstlerin Lana Del Rey treu. Sie lässt ihrem Hang zu Retro-Chic und Pathos freien Lauf. In Ästhetik und Texten finden sich nicht nur Rückgriffe auf vergangene Zeiten und allerhand Grössen der Musikgeschichte. «Norman Fucking Rockwell» ist auch ein Blick in die persönliche Vergangenheit Del Reys. Es geht – wie so häufig – vor allem um die Liebe.
Bekannt ist der Titel ihres sechsten Albums, das am Freitag veröffentlicht wird, schon seit knapp einem Jahr: Namensgeber ist der legendäre US-Künstler Norman Rockwell, dessen Illustrationen aus den 40er bis 60er Jahren vergleichbar typisch amerikanisch sind wie Donuts.
Dass die Wahl auf Rockwell gefallen ist, scheint nicht nur dem fast notorischen Griff Del Reys in den Fundus amerikanischer Popkultur geschuldet zu sein. In dem ersten und gleichnamigen Song auf dem Album stehe Rockwell für Männer, die zwar geniale Künstler seien, aber immer und ohne Unterlass über sich redeten, verriet die Popsängerin im Interview des Apple-Radiosenders «Beats 1». Der Titel des Songs habe ihr so gut gefallen, dass sie auch das Album danach habe benennen wollen.
Hauptthema Liebe
Einen Ausschnitt des Tracks veröffentlichte die Künstlerin bereits einige Monate im voraus auf ihrem Instagram-Profil. Er setzt den Ton für die folgenden 13 Stücke: Musikalisch solide, dazu gefällige Melodien voll melancholischer Töne im typischen Del-Rey-Timbre – aber auch Ausgefalleneres.
Mit mehreren Auskopplungen aus dem Album hat sie ihre Fans seit der Veröffentlichung von «Lust For Life» vor zwei Jahren bei der Stange gehalten. Darunter das mit Psychedelic- und Folk-Elementen gespickte «Mariners Apartment Complex», oder das eng am Original der Band Sublime orientierte Cover «Doin Time». Darin setzt Del Rey ihre Experimente mit Trip-Hop und anderen Hip-Hop-ähnlichen Stilen fort – wie etwa bei «Coachella – Woodstock in My Mind».
Entstanden ist das Album unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Produzenten und Musiker Jack Antonoff. Der hat sich bereits in Songs von Taylor Swift oder der neuseeländischen Popsängerin Lorde mit seinem kreativen Zugang zu Popmusik und minimalistischen Beats verewigt. Diese Marke hat Antonoff auch auf «Norman Fucking Rockwell» hinterlassen.
Thematisch geht es in den Songs, wie so häufig, um Beziehungskisten unterschiedlichster Art. Del Rey zeigt sich mal stark und dominant, mal schwach und ergeben. In «Cinnamon Girl» singt die gebürtige New Yorkerin über emotionale Verletzungen und schafft einen Song mit deutlich mehr Dramatik als der gleichnamige Rock-Klassiker von Neil Young. In «Happiness Is a Butterfly» klingt sie fast resigniert, wenn sie fragt, was einem Mädchen, das bereits verletzt sei, schon passieren könne.
Politischer Grundtenor
Die Referenzen zu Stars der Musikgeschichte sind auch sonst zahlreich. In dem kürzlich veröffentlichten Video zu «The Greatest» streift die Kamera über die Titelliste einer Jukebox und fängt mit Leonard Cohen, David Bowie und Janis Joplin grosse Namen ein. Auch in «Venice Bitch» finden sich eine ganze Reihe Verweise auf Ikonen vergangener Tage. Grobkörnige Bilder eines Pick-Ups, der im Zeitraffer über einen Highway fährt, erinnern zudem an die ersten Farbfilmaufnahmen.
Ihr Retro-Faible übersteigert Del Rey ästhetisch jedoch fast bis zur Redundanz. Auch musikalisch bleibt sich die 34-Jährige auf dem Album stellenweise so treu, dass die Songs nach gut der Hälfte mit ähnlichem Einstieg und Grundton fast ineinander verlaufen.
Wer nach der Veröffentlichung des Protestsongs gegen Waffengewalt («Looking For America») auch auf dem neuen Album eine stärker politisch positionierte Del Rey erwartet hat, findet das am ehesten in Songs mit feministischem Grundtenor wie «Hope Is A Dangerous Thing For A Woman Like Me To Have – But I Have It». In dem Klagelied mit dem sperrigen Titel erzählt Del Rey von früheren Alkohol-Eskapaden und vergleicht sich unter anderem mit der Lyrikerin Sylvia Plath. Plaths Gedichte wurden erst nach ihrem Suizid im Jahr 1963 berühmt – und sie selbst zu einer Ikone der Frauenbewegung.
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