«Mut und klinische Schärfe»Französin Annie Ernaux erhält den Nobelpreis für Literatur
dpa
6.10.2022
Literaturnobelpreis geht an Französin Annie Ernaux
Literaturnobelpreis geht an Französin Annie Ernaux
06.10.2022
Der Nobelpreis für Literatur geht in diesem Jahr an die französische Schriftstellerin Annie Ernaux. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Donnerstag in Stockholm mit.
dpa
06.10.2022, 13:05
07.10.2022, 10:04
dpa
Mehr als 230 Literaten standen bei der Schwedischen Akademie auf der Kandidatenliste. Nach dem überraschenden Preis für den tansanischen Schriftsteller Abdulrazak Gurnah im Vorjahr steht nun fest, wer den diesjährigen Nobelpreis in Literatur erhält.
Die französische Schriftstellerin Annie Ernaux wird in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Das gab die für die renommierte Auszeichnung zuständige Schwedische Akademie am Donnerstag in der Altstadt von Stockholm bekannt. Sie bekomme den Preis «für den Mut und die klinische Schärfe, mit der sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Beschränkungen der persönlichen Erinnerung aufdeckt», sagte der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, bei der Preisbekanntgabe. Man habe sie telefonisch noch nicht erreichen können, sagte Malm.
Der Nobelpreis für Literatur gilt als die prestigeträchtigste literarische Auszeichnung der Welt. Auf der sogenannten Longlist für den Preis standen in diesem Jahr 233 Kandidaten – welche Namen darunter sind, wird alljährlich streng geheim gehalten.
Der Literaturnobelpreis geht wie die weiteren traditionellen Nobelpreise auf das Testament des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel (1833-1896) zurück. An dessen Todestag, dem 10. Dezember, werden die Preise in Stockholm und Oslo verliehen. Dotiert sind die Auszeichnungen in diesem Jahr erneut mit zehn Millionen schwedischen Kronen pro Kategorie. Umgerechnet entspricht das knapp 920'000 Euro.
Im vergangenen Jahr war der Literaturnobelpreis an den bis dahin relativ unbekannten tansanischen Schriftsteller Abdulrazak Gurnah gegangen. Er wurde «für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Schicksals des Flüchtlings in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten» geehrt. Im Jahr davor hatte die amerikanische Dichterin Louise Glück den Nobelpreis erhalten – auch sie galt vorab nicht als eine der zahlreichen Favoritinnen und Favoriten.
Bereits in der ersten Wochenhälfte waren die diesjährigen Nobelpreisträger in den Kategorien Medizin, Physik und Chemie verkündet worden. Deutsche Preisträger waren nicht darunter, wohl aber der Schwede Svante Pääbo, der in Leipzig arbeitet. Er erhält den Medizinnobelpreis für seine Erkenntnisse zur menschlichen Evolution.