Drama im Schnee Lockte eine Drohne den Jungbär an den Rand des Abgrunds?

jfk

7.11.2018

Das Video eines Bärenjungen, das über einen steilen Abhang im Schnee zu seiner Mutter klettert, hat Millionen Nutzer im Netz berührt. Doch Kritiker meinen, dass die filmende Drohne die Wildtiere verängstigt hat.

Eine Bärin tastet sich mit ihrem Jungen im Schlepptau vorsichtig durch ein Schneefeld an einem Steilhang. Während die Mutter nur einmal kurz abrutscht und dann rasch den Kamm erklimmt, fällt das Junge zurück und schlittert in die Tiefe. Nach mehreren verzweifelten Anläufen, Rückschlägen kurz vor dem Ziel und haarsträubenden Rutschpartien erreicht der kleine Held schliesslich seine Mutter und sucht mit ihr schnurstracks das Weite.

Biologen kritisieren die Drohnenaufnahme der Bärenmutter mit ihrem Jungen. 
Biologen kritisieren die Drohnenaufnahme der Bärenmutter mit ihrem Jungen. 
Symbolbild: Keystone

Der gestochen scharfe Film wurde wahrscheinlich von einer Drohne aus aufgenommen, doch die Identität des Urhebers ist unbekannt. Wie «The Atlantic» schreibt, dass das Video am 19. Juni 2018 in der fernöstlichen russischen Region Magadan erstellt wurde. Über soziale Medien ging der Clip viral und wurde millionenfach konsumiert, geteilt und geliked. Auch Ziya Tong, Moderatorin beim Doku-Sender Discovery Channel, postete auf Twitter den dramatischen Überlebenskampf des Jungbären als Lehrstunde,  den Kopf hochzuhalten und nicht aufzugeben.

Doch inzwischen hat sich an dem Film und auch an dessen gedankenloser Weitergabe Kritik entzündet. So twittert Dr. Jacquelyn Gill, Biologin an der Universität des US-Bundesstaats Maine: «Das Video eines Bärenjungen, das sich einen verschneiten Hang hochkämpft, um zu seiner verängstigten Mutter zu gelangen, wird als herzerwärmende Metapher für Durchhaltevermögen verbreitet. Doch das ist es nicht. Es ist die gefährliche Aktion eines verantwortungslosen Drohnenpiloten, der es besser wissen sollte.» Sie fordert die Nutzer im Internet auf, solche Beiträge nicht zu teilen.

Weitere Experten bestätigen Dr. Gills Annahme, wonach die grosse Bärin durch die umherschwebende Drohne aufgeschreckt worden sein könnte. Möglicherwiese hielt das Muttertier das Fluggerät für einen Raubvogel, wie  Grizzlyforscher Clayton Lamb von der Universität in Alberta gegenüber «The Atlantic» äusserte. Man könne erkennen, wie sie immer wieder besorgt zum Himmel blicke. Die Discovery-Channel-Moderatorin hat auf die Kritik, die sich zum Teil auch gegen User wie sie richtet, reagiert. In einem neuen Tweet bewertet sie nun das Video auch als «Beispiel für schlechten und unangemessenen Drohnengebrauch».

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