Wahre NächstenliebeMann zeigt Herz für Obdachlosen
rre
21.12.2018
Menschen, die in Internet-Videos grausame Scherze mit Männern ohne Bleibe treiben: zu viel für einen 53-Jährigen. Er überlegte, wie er einem Bedürftigem helfen könnte. Dann kam ihm eine Idee.
Sie kauern am Strassenrand, ihre wenigen Habseligkeiten in Plastiktüten gestopft. Ihre Gesichter und Hände, geschunden und gezeichnet von bitterer Kälte. Als wäre das nicht traurig genug, zittern viele Obdachlose in diesen Tagen nicht nur, weil sie während winterlicher Temperaturen im Freien ausharren: Aus Angst vor tätlichen Übergriffen lassen sie den Reissverschluss ihres Schlafsacks während der Nacht offen, damit sie – falls jemand ihr Nachtlager anzündet – rechtzeitig fliehen können.
Ganz so dramatisch war das, was sich in den Videos abspielte, die sich Angus Blair im Internet ansah, nicht. Doch auch diese Szenen waren für den 53-Jährigen aus dem schottischen Macmerry nur schwer zu ertragen, wie er einem Journalisten der schottischen Zeitung «Daily Record» in einem Interview erzählte.
Er beschrieb, wie in einem Video einem Mann ohne Wohnsitz zunächst ein Fischgericht angeboten, ihm dieses aber dann mitten ins Gesicht geschüttet wurde. In einem weiteren war zu sehen, wie jemand das Zelt eines Obdachlosen zerstörte.
Ohne Wohnsitz keinen Job
Blair war fassungslos. Zugleich kam ihm sein Wohnwagen in den Sinn, den er während des Sommers gerne als mobile Ferienunterkunft nutzt. Via Facebook erkundigte er sich nach einem Bedürftigen, der dringend eine Bleibe suchte. So wurde er auf Jose aufmerksam. Der Maler und Bildhauer hatte zu diesem Zeitpunkt seit drei Monaten kein Dach mehr über dem Kopf. Ohne festen Wohnsitz bekam er kein Bankkonto, und ohne Bankkonto war es für ihn unmöglich, einen Job zu finden.
Die kommenden Feiertage verbringt Jose im kuschelig-warmen Wohnwagen der Familie Blair. Um seinem neuen Freund auch zukünftig ein würdiges Leben zu ermöglichen, startete Angus Blair einen weiteren Online-Aufruf: Mittels Crowdfunding sammelt er Geld, damit Jose bald in ein eigenes Heim einziehen kann.
Rund 615'000 Personen in der Schweiz sind 2016 von Armut betroffen gewesen. Wie in den Vorjahren waren es überdurchschnittlich viele Alleinstehende mit minderjährigen Kindern. (Symbolbild)
Bild: Keystone
Im Vergleich zu 2015 stieg die Armutsquote der Bevölkerung in Privathaushalten von 7,0 auf 7,5 Prozent an.
Bild: Keystone
Von den Erwerbstätigen lebten 3,8 Prozent unterhalb der Armutsgrenze, was 140'000 Personen entspricht.
Bild: Keystone
Mit einer über vier Jahre dauernden Erhebung hat das BFS erstmals untersucht, wie lange einzelne Menschen von Armut betroffen sind.
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