Der 35-jährige Giovanni Caruso begutachtet einen Olivenbaum vor dem Beschneide.
Der Biologe und frühere Elite-Schütze in der Armee will die mittelitalienische Methode der «polykonischen Vase» in den oft abgelegenen und überwucherten Olivenhainen Siziliens einführen.
Caruso zeigt auf eine Stelle an einem Olivenbaum auf dem früheren Adelssitz in Torretta, einer Stadt in einem Tal nahe Palermo. «Diese Bäume haben zu wenige Blätter und viele Krankheiten», meint er. «Sieh dich um: Sie sind umgeben von Bergen, also gibt es keine Zirkulation und viel Feuchtigkeit.» Und die sei schlecht für die Oliven.
Caruso lässt seine Kettensäge surren. «Der Trick ist, oben anzufangen», erklärt er. «Die Spitze kontrolliert die Pflanze, und wenn du von oben schneidest, kannst du sehen, wie viel Licht hereinkommt.»
«In dieser Gegend beschneidet keiner mehr seine Bäume», klagt Gregorio Ugdulena (Mitte), ein Nachfahre der Familie, die das Anwesen aufgebaut hat.
Seine Schwester Amalia (rechts) erinnert sich noch, wie Feldarbeiter auf hohen Leitern die Bäume zurechtstutzten und die Jungen Töpfe voller Teer heranschleppten, der die frischen Schnitte an den Bäumen heilen sollte.
AP-Autorin Cain Burdeau ist im Besitz von 40 ursprünglich vernachlässigten Olivenbäumen, die er richtig pflegen will. Von Caruso will er die Technik der «polykonischen Vase» erlernen. Caruso schneidet dabei jeden Baum so zurecht, dass er sich in mehrere Kegel verzweigt. So sollen mehr Oliven wachsen, die sich dazu noch einfacher pflücken lassen. «Wegen der geometrischen Form des Kegels erreicht das Licht die meisten Äste», erklärt er.
Caruso sagt, Baumschnitt werde oft als Kunst angesehen. «Aber wir sehen es als Technik. Die Leute wollen meist, dass die Bäume schön und perfekt sind. Doch ein guter Baumpfleger muss begreifen, wie ein Baum funktioniert, damit jeder Schnitt einen Sinn hat», sagt Caruso. «Da gibt es keine Anleitung.»
Mehr Licht für Oliven: Unterwegs mit einem Baumpfleger in Sizilien
Der 35-jährige Giovanni Caruso begutachtet einen Olivenbaum vor dem Beschneide.
Der Biologe und frühere Elite-Schütze in der Armee will die mittelitalienische Methode der «polykonischen Vase» in den oft abgelegenen und überwucherten Olivenhainen Siziliens einführen.
Caruso zeigt auf eine Stelle an einem Olivenbaum auf dem früheren Adelssitz in Torretta, einer Stadt in einem Tal nahe Palermo. «Diese Bäume haben zu wenige Blätter und viele Krankheiten», meint er. «Sieh dich um: Sie sind umgeben von Bergen, also gibt es keine Zirkulation und viel Feuchtigkeit.» Und die sei schlecht für die Oliven.
Caruso lässt seine Kettensäge surren. «Der Trick ist, oben anzufangen», erklärt er. «Die Spitze kontrolliert die Pflanze, und wenn du von oben schneidest, kannst du sehen, wie viel Licht hereinkommt.»
«In dieser Gegend beschneidet keiner mehr seine Bäume», klagt Gregorio Ugdulena (Mitte), ein Nachfahre der Familie, die das Anwesen aufgebaut hat.
Seine Schwester Amalia (rechts) erinnert sich noch, wie Feldarbeiter auf hohen Leitern die Bäume zurechtstutzten und die Jungen Töpfe voller Teer heranschleppten, der die frischen Schnitte an den Bäumen heilen sollte.
AP-Autorin Cain Burdeau ist im Besitz von 40 ursprünglich vernachlässigten Olivenbäumen, die er richtig pflegen will. Von Caruso will er die Technik der «polykonischen Vase» erlernen. Caruso schneidet dabei jeden Baum so zurecht, dass er sich in mehrere Kegel verzweigt. So sollen mehr Oliven wachsen, die sich dazu noch einfacher pflücken lassen. «Wegen der geometrischen Form des Kegels erreicht das Licht die meisten Äste», erklärt er.
Caruso sagt, Baumschnitt werde oft als Kunst angesehen. «Aber wir sehen es als Technik. Die Leute wollen meist, dass die Bäume schön und perfekt sind. Doch ein guter Baumpfleger muss begreifen, wie ein Baum funktioniert, damit jeder Schnitt einen Sinn hat», sagt Caruso. «Da gibt es keine Anleitung.»
Wie ein Olivenbaum korrekt zu beschneiden ist, hängt in Sizilien davon ab, wen man fragt. Der junge Biologe Giovanni Caruso führt jetzt eine ganz neue Methode aus Mittelitalien ein. Die Nachbarn stehen am Zaun und zetern.
Wenn Giovanni Caruso einen Olivenbaum beschneidet, wirkt er wie ein Bergsteiger, der überlegt, wie er den nächsten Handgriff in der Felswand erreicht. Er trägt einen Helm und bahnt sich bedächtig den Weg durchs Geäst.
Der 35 Jahre alte sizilianische Biologe hat sich als Baumschnitt-Experte selbstständig gemacht. Ausgerüstet mit modernen Werkzeugen und Theorien verdient er nun zum ersten Mal Geld damit, die mittelitalienische Methode der «polykonischen Vase» in den oft abgelegenen und überwucherten Olivenhainen Siziliens einzuführen.
Caruso schneidet jeden Baum so zurecht, dass er sich in mehrere Kegel verzweigt. So sollen mehr Oliven wachsen, die sich dazu noch einfacher pflücken lassen. «Wegen der geometrischen Form des Kegels erreicht das Licht die meisten Äste», erklärt Caruso.
«In dieser Gegend beschneidet keiner mehr seine Bäume»
Ich muss an die verwilderten Olivenbäume denken, die ich vor einigen Jahren mit meiner Frau und unseren beiden Söhnen in Sizilien gekauft habe. Dies ist das erste Jahr, in dem wir sie beschnitten haben. Wir waren aufgeregt und wollten sie genau so nach der Sonne ausrichten, wie wir es von Caruso gelernt hatten.
Wir befinden uns auf einem früheren Adelssitz in Torretta, einer Stadt in einem Tal nahe Palermo. Der Ort riecht nach Geschichte: Das grosszügige Landhaus, früher ein Kloster, ist umgeben von 6000 Olivenbäumen und erinnert an ein Sizilien der opulenten Vergnügen und exzentrischen Aristokraten. Auf das ungeübte Auge könnte der Hain prachtvoll wirken. Doch hier sei vieles nicht in Ordnung, sagt Caruso. Viele Bäume seien vernachlässigt und krank.
«In dieser Gegend beschneidet keiner mehr seine Bäume», klagt Gregorio Ugdulena, ein Nachfahre der Familie, die das Anwesen aufgebaut hat. Seine Schwester Amalia erinnert sich noch, wie Feldarbeiter auf hohen Leitern die Bäume zurechtstutzten und die Jungen Töpfe voller Teer heranschleppten, der die frischen Schnitte an den Bäumen heilen sollte. «Die meisten Leute», seufzt Gregorio, «kümmern sich nicht mehr um ihre Olivenhaine.»
Anfänger kann die Aufgabe durchaus abschrecken
Deshalb ist Caruso gekommen, der energische frühere Bersagliere — ein Eliteschütze in der italienischen Armee. In den vergangenen vier Jahren hat Caruso sich die Methode der «polykonischen Vase» selbst beigebracht. Inzwischen gibt er Workshops in Sizilien, wo Ugdulena und ich ihn kennen gelernt haben.
Jetzt, im April, haben meine Frau und ich wie Caruso eine lange Baumschnitt-Saison hinter uns. Wir haben in den vergangenen Monaten viel Zeit damit zugebracht zu lernen, wie wir unsere 40 vernachlässigten Olivenbäume zurechtstutzen sollen. Anfänger kann diese Aufgabe durchaus abschrecken. Wo loslegen? Wie schlimm ist es, wenn ich diesen Ast abschneide und nicht jenen? Werde ich den Baum umbringen?
Und dann die Ratschläge von Freunden und ortsansässigen Bauern: «Schneide die Mitte weg.» — «Nein, wegen der Hitze musst Du in der Mitte in paar Äste dran lassen.» — «Schneide die Äste, die runterhängen.» — «Nein, schneide alle Äste weg, die nach oben spriessen.» — «Nein, mach das nicht!» Manche Bäume in der Umgebung waren so stark beschnitten, dass an den grossen Ästen nur ein paar welke Zweige hingen. Der Klang der Kettensägen begleitete uns. Wir waren verwirrt.
Ein guter Baumpfleger muss den Baum begreifen
Doch langsam gewannen wir Selbstsicherheit und Tempo. Wir begannen mit offensichtlich verdorrten Zweigen, Trieben und übereinander wachsenden Ästen und beschnitten dann das, was nicht so offensichtlich war. Für die grösseren Bäume brauchten wir Stunden.
Caruso blickt auf einen Bereich des grossen Olivenhains, der mit «Nocellara del Belice»-Bäumen bepflanzt ist. Für mich sehen sie gut aus, für ihn nicht. «Diese Bäume haben zu wenige Blätter und viele Krankheiten», sagt Caruso. «Sieh dich um: Sie sind umgeben von Bergen, also gibt es keine Zirkulation und viel Feuchtigkeit.» Für die Oliven ist Feuchtigkeit schlecht, sagt er. Caruso lässt seine Kettensäge surren. «Der Trick ist, oben anzufangen», erklärt er. «Die Spitze kontrolliert die Pflanze, und wenn du von oben schneidest, kannst du sehen, wie viel Licht hereinkommt.»
Nicht alle in der Gegend waren begeistert über Carusos Methoden. Er erinnert sich, wie einmal drei Männer vorbeikamen und stehen blieben, um ihn zu kritisieren, den Fremden mit dem Helm. Er trägt ihn, weil er vom Boden aus arbeitet und herabfallende Äste ihn verletzen könnten. Eine Narbe zeugt davon. «Die Männer riefen: Nein, nicht den schneiden! Schneide diesen Ast! Woher kommst du?»
Caruso sagt, Baumschnitt werde oft als Kunst angesehen. «Aber wir sehen es als Technik. Die Leute wollen meist, dass die Bäume schön und perfekt sind. Doch ein guter Baumpfleger muss begreifen, wie ein Baum funktioniert, damit jeder Schnitt einen Sinn hat», sagt Caruso. «Da gibt es keine Anleitung.»
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