Deutschland Mindestens 43 Tote bei Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands

SDA

15.7.2021 - 18:25

Die Brücke in einem Dorf im Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz ist nach dem Unwetter mit Hochwasser unpassierbar geworden. Nach Unwettern im Westen Deutschlands sind ganze Landstriche verwüstet, Häuser weggespült und mindestens 43 Menschen gestorben. Foto: Boris Roessler/dpa
Die Brücke in einem Dorf im Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz ist nach dem Unwetter mit Hochwasser unpassierbar geworden. Nach Unwettern im Westen Deutschlands sind ganze Landstriche verwüstet, Häuser weggespült und mindestens 43 Menschen gestorben. Foto: Boris Roessler/dpa
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Ganze Landstriche sind verwüstet, Häuser weggespült: Nach Unwettern im Westen Deutschlands sind mindestens 43 Menschen gestorben. In Rheinland-Pfalz werden Dutzende Menschen vermisst. Politiker äusserten ihr Mitgefühl, dankten den Helfern und Einsatzkräften und machten sich auf den Weg ins Katastrophengebiet.

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Die Lage war nach dem Dauerregen vielerorts in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen unübersichtlich. Retter und Retterinnen brachten Menschen in überschwemmten Orten zum Teil mit Booten in Sicherheit. Viele suchten auf Bäumen und Hausdächern Schutz vor den Fluten, Rettungshubschrauber waren im Einsatz. Es sei schwierig, die Vermissten zu erreichen, da das Mobilfunknetz zum Teil ausgefallen sei, sagte die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), am Donnerstag in Mainz. «So eine Katastrophe haben wir noch nicht gesehen. Es ist wirklich verheerend.»

NRW-Ministerpräsident und CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) machte sich in Altena und in Hagen ein Bild von der Lage. Rund 440 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk und 100 Kräfte der Bundeswehr waren allein in Hagen unterwegs, um der Wassermassen Herr zu werden. Eine Reise durch Süddeutschland hatte Laschet abgebrochen und auch seine Teilnahme an der CSU-Klausur im bayerischen Seeon abgesagt.

Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) unterbrach wegen des Hochwassers seinen Urlaub. Noch am Donnerstag wolle sich der Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat zusammen mit Dreyer ein Bild von der Lage im Katastrophengebiet machen, wie das Ministerium in Berlin mitteilte. Auch die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock kehrte vorzeitig aus dem Urlaub zurück.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dankte den Helfern. «Ich bin erschüttert über die Katastrophe, die so viele Menschen in den Hochwasser​gebieten durchleiden müssen», erklärte Merkel laut einem Tweet von Regierungssprecher Steffen Seibert am Donnerstag. «Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der Toten und Vermissten. Den vielen unermüdlichen Helfern und Einsatzkräften danke ich von Herzen.» EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte den von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Ländern Hilfe zu.

In Rheinland-Pfalz waren mehrere Orte in der Eifel besonders schwer von dem Hochwasser betroffen. «Leider müssen wir bestätigen, dass sich die Zahl der Todesopfer in Zusammenhang mit der Hochwasserkatastrophe im Raum Bad Neuenahr-Ahrweiler auf derzeit insgesamt 18 erhöht hat», teilte die Polizei am Nachmittag bei Twitter mit. «Unser tiefes Mitgefühl gilt allen Betroffenen.» Ein Sprecher der Polizei in Koblenz teilte am Abend mit, dass ein weiterer Mensch in den Fluten ums Leben gekommen sei. Dutzende Menschen wurden noch vermisst.

In Schuld an der Ahr wurden in der Nacht zum Donnerstag nach Angaben der Polizei in Koblenz vier Häuser völlig und zwei weitere Häuser zur Hälfte weggespült. Eine Vielzahl weiterer Gebäude ist einsturzgefährdet. Die Fluten schnitten mehrere Orte von der Aussenwelt ab. Etwa 50 Menschen wurden von Hausdächern gerettet, auf denen sie Zuflucht gesucht hatten.

Auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm wurden Menschen in ihren Häusern von den Wassermassen eingeschlossen. Die Bewohner von mehreren Gemeinden waren von Stromausfall und Einschränkungen der Trinkwasserversorgung betroffen.

In Nordrhein-Westfalen blieb die Lage ebenfalls weiter angespannt. Nach dem Abklingen des Starkregens kämpften Feuerwehr und andere Einsatzkräfte an vielen Orten mit einer sich verschärfenden Hochwasserlage. Mindestens 24 Menschen starben.

Die Polizei Köln berichtete von 20 Toten in der Region. Neben 2 in Köln gefundenen Toten seien bislang aus Euskirchen 15 und aus Rheinbach 3 Tote gemeldet worden, teilte die Polizei am Donnerstagnachmittag mit. Noch seien nicht alle gesichteten Leichen geborgen. «Aussagen zur Identität, Alter, Auffindeort und Todesumständen wird die Polizei zum Schutz der Angehörigen nicht veröffentlichen», erklärten die Beamten.

Zuvor war bereits bekannt geworden, dass im Zusammenhang mit dem Unwetter auch in anderen Landesteilen Nordrhein-Westfalens Menschen starben – etwa in Kamen und Solingen. Zudem starben im Sauerland zwei Feuerleute. Einer von ihnen war in Altena bei der Rettung eines Mannes ertrunken.

An der Steinbachtalsperre wurden die Orte Schweinheim, Flamersheim und Palmersheim evakuiert. Die Talsperre sei von einem Sachverständigen als «sehr instabil» eingestuft worden, sagte der Landrat des Kreises Euskirchen, Markus Ramers (SPD), der Deutschen Presse-Agentur. Von der Evakuierung seien 4500 Einwohner betroffen. Gerüchte, wonach die Talsperre bereits gebrochen sei, hatte der benachbarte Kreis Ahrweiler zuvor dementiert.

Im Rhein-Erft-Kreis appellierte ein Sprecher der Polizei an Schaulustige, die Rettungsarbeiten nicht zu behindern. «Die aktuelle Situation, in der viele Menschen um Angehörige bangen und sich um ihr Hab und Gut sorgen, ist nicht der richtige Zeitpunkt für Schaulust», sagte Thomas Held der dpa.

Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist der Höhepunkt der extremen Niederschläge in Teilen Deutschlands überschritten. Der DWD-Meteorologe Marco Manitta erwartete am Donnerstag «eine Entspannung der Wetterlage». Zwar könne es weiterhin «punktuellen Starkregen» geben, dieser sei aber nicht mehr so verbreitet wie in der vergangenen Nacht, sagte Manitta der Deutschen Presse-Agentur. «Das Unwetterpotenzial sinkt deutlich.»