Coronavirus – KulturMusiker und Slam Poet treffen sich virtuell
SDA
25.3.2020 - 17:23
Marco Gurtner, amtierender Poetry Slam-Schweizermeister, und Mathias Schenk, Frontmann der Bieler Band Death by Chocolate, haben auf Instagram einen Video-Podcast gestartet. Ohne Plan und vor allem: ohne sich vor der ersten Folge je persönlich getroffen zu haben.
In Kontakt kamen der Bieler Musiker und der in Basel wohnhafte Thuner Slam Poet auf Instagram. Ein Kommentar zu einem Filmchen hat den anderen gegeben – bis der Schlagabtausch für beide so unentbehrlich war, dass sie beschlossen, sich persönlich zu treffen. Das war, bevor das Coronavirus die halbe Welt lahmlegte.
Letzte Woche war der geplante Barbesuch dann aber nicht mehr möglich, und es entstand die Idee, sich via Instagram-Liveschaltung kennenzulernen. Für die Öffentlichkeit sichtbar.
Das Fazit nach dieser ersten Gesprächsstunde: «Mathias Schenk ist der lustigste Mensch, den ich seit Jahren kennengelernt habe», sagt Gurtner zu Keystone-SDA. «Wir mussten uns nicht finden, es fühlte sich an, als würden wir uns schon ewig kennen.»
Schenk ging es nicht anders. Doch: «Gurtner ist viel schlagfertiger und lustiger als ich.» Was der Slam Poet sogleich mit einem weiteren Kompliment übertrumpft. «Schenks Situationskomik und sein Umgang mit der Sprache sind natürlich umso beachtlicher, wenn man bedenkt, dass er Sänger einer Rockband ist.» Er selber lebe hingegen vom Spiel mit Worten.
Die beiden wollen die Gesprächsreihe unbedingt weiterführen. Am (morgigen) Donnerstag zwischen 19 und 20 Uhr steht das zweite virtuelle Treffen an.
Kultur soll kosten
So ist dieser aus dem Nichts und ohne grosse Vorbereitung entstandene Video-Podcast ein gutes Beispiel dafür, wie nahe sich die Menschen in Zeiten des Social Distancings kommen können. Und auch dafür, dass die Kultur nach alternativen Wegen sucht, während des Lockdowns dennoch stattzufinden.
Trotz allem, so Marco Gurtner, dürfe man dieses Format nicht mit anderen virtuellen Aktionen von Künstlerinnen und Künstlern verwechseln. Hier gehe es um eine Idee, der keine finanzielle Not zugrunde liege. «Dafür Geld zu verlangen, wäre also übertrieben», sagt er.
Anders verhalte es sich, wenn Kulturschaffende ihre Kunst im Netz verbreiten, weil andere Plattformen derzeit geschlossen sind. «Das Bewusstsein, dass Kultur kosten sollte, ist ohnehin schon nicht sehr stark vorhanden», sagt Gurtner. Anstatt sich nun offiziell nur berieseln zu lassen, empfiehlt er, nach Wegen zu suchen, für den Kulturkonsum auch weiterhin via Spende oder Kauf von Musik oder Merchandise-Artikeln zu bezahlen.
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