Pro und Kontra Nach Eklat um Schawinski-Sendung – darf er das?

Von Silvana Guanziroli und Mara Ittig

15.4.2019

Mit seiner Frage, ob sein Talk-Gast als Kind missbraucht wurde, sorgte Roger Schawinski in seiner letzten Sendung für Aufregung.
Mit seiner Frage, ob sein Talk-Gast als Kind missbraucht wurde, sorgte Roger Schawinski in seiner letzten Sendung für Aufregung.
Keystone

Roger Schawinski sorgt mit seinem letzten TV-Talk für grossen Wirbel. Der Vorwurf: Er habe eine Edelprostituierte blossgestellt. Darf ein Mann vor laufender Kamera solche Fragen stellen? 

Darum geht es

Vor Wochenfrist talkte der TV-Mann mit der Edelprostituierte Salomé Balthus in der Sendung «Schawinski». In Verlauf der Sendung stellte er ihr die Frage, ob sie als Kind missbraucht worden sei. Für Balthus zuviel, sie fühlte sich nach der Sendung blossgestellt, weil die Frage auf ihren Vater abzielte. Schawinski dementiert diesen Vorwurf. 

Auf  der «Bluewin»-Redaktion wurde das Thema heiss diskutiert. Ein Pro und Kontra:

Pro

Silvana Guanziroli, Blattmacherin und Redaktorin

Vorneweg: Die Frage ist unangenehm! Absolut einverstanden. Wer will schon vor laufender Kamera gefragt werden, ob man als Kind missbraucht worden sei.

Aber: Roger Schwawinski talkt seit über 20 Jahren auf Schweizer TV-Kanälen. Sein Konzept ist bekannt, er ist der Mann für heikle Fragen. Wer sich zu ihm ins Studio traut, muss damit rechnen, dass er die jeweiligen Leichen im Keller kennt und jene gnadenlos aufgreift. Schawinski selber klagte ja schon, er hätte aus diesem Grund Mühe, überhaupt noch spannende Talk-Gäste zu finden. Wusste Salomé Balthus überhaupt, auf was sie sich da einliess?

Schaut man die letzte Sendung an, ist der vorgeworfene Sachverhalt nicht gegeben. Die Frage, ob der eigene Vater Balthus etwas angetan habe, wird nicht gestellt. Und das, da bin ich völlig einverstanden, wäre tatsächlich persönlichkeitrechtlich heikel gewesen.

So aber war der Talk zwar hart geführt, aber er blieb im Bereich des Verantwortbaren. Und mit der Aufregung in der Schweizer Medienlandschaft hat Schawinski sein Ziel ja erreicht. Die nächste Sendung hat sicher wieder eine bessere Einschalt-Quote. 

Silvana Guanziroli, «Bluewin.ch»
Silvana Guanziroli, «Bluewin.ch»

Kontra

Mara Ittig, Lifestyle-Redaktorin

Roger Schawinski steht im Moment zu Recht in der Kritik für seinen Interviewstil. Er ist respektlos und überschreitet Grenzen. Dass sich unter seinen Gästen vorwiegend Männer befinden, überrascht nicht. Viele Frauen scheuen seinen sogenannt «konfrontativen» Stil. Mit Salomé Balthus wagte sich nun also nun wieder einmal eine Frau auf den heissen Stuhl und bekam prompt die Quittung dafür.

Man kann nun sagen, dass sie es hätte besser wissen müssen. Doch gäbe man mit diesem Argument Salomé Balthus zu Unrecht die Schuld am Debakel. Es ist Schawinski, der sich danebenbenommen hat. Das alles erinnert an die Groteske, einer vergewaltigten Frau vorzuwerfen, sie hätte sich halt weniger aufreizend anziehen sollen.

Vielleicht war es ja tatsächlich naiv von Balthus, zu Schawinski zu gehen. Doch gibt das Schawinski das Recht, Grenzen zu überschreiten? Getreu dem Motto: Sie hat ja gewusst, worauf sie sich da einlässt? Dass Schawinski bekannt ist für seinen angriffigen, oft groben Interviewstil, das macht ihn längst nicht besser.

Was hat er mit dieser Frage nach dem Missbrauch überhaupt bezweckt? Geht es ihm um Selbstinszenierung oder will er wirklich mehr über die Person wissen, die ihm da gegenübersitzt? Seine Reaktion lässt auf Selbstinszenierung schliessen.

Mara Ittig, «Bluewin.ch»
Mara Ittig, «Bluewin.ch»
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