Engadin Nationalpark kämpft gegen krebserregenden Stoff in Bach

mafr, sda

19.3.2021 - 14:13

Der Schweizerische Nationalpark verlangt nun die Sanierung auf der gesamten Fliesstrecke des Spöl von 5,75 Kilometern. (Archiv)
Der Schweizerische Nationalpark verlangt nun die Sanierung auf der gesamten Fliesstrecke des Spöl von 5,75 Kilometern. (Archiv)
Bild: Keystone

Der Schweizerische Nationalpark fordert eine komplette Sanierung des PCB-verseuchten Bachs Spöl. Er legt deshalb Beschwerde gegen die Sanierungsverfügung des Kantons Graubünden ein.

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Ein stark vergiftetes Uhu-Weibchen ist im Schweizerischen Nationalpark gefunden worden. Im toten Tier wurde eine eintausend mal zu hohe PCB-Belastung festgestellt. Der giftige Baustoff befindet sich nach einem Unfall im Nationalpark-Bach Spöl. Um dessen Sanierung wird nun gestritten.

Das vergiftete Tier sei ein Hinweis darauf, dass das krebsauslösende Korrosionsschutzmittel PCB bereits die ganze Nahrungskette verseucht habe, erklärten Vertreter des Nationalparks am Freitag an einer Medienkonferenz in Zernez. Deshalb hätten sie gegen die Sanierungsverfügung des Kantons für den Spöl Beschwerde eingelegt.



Diese Verfügung sieht vor, den verseuchten Bergfluss nur auf den ersten 2,75 Kilometern zu sanieren. Die Verantwortlichen des Nationalparks wollen aber eine Sanierung der kompletten oberen Fliessstrecke von 5,75 Kilometern.

Schlimmste Verseuchung im Alpenraum

Es sei dringendes Handeln notwendig, es handle sich um die schlimmste Verseuchung im Alpenraum, sagte Heidi Hanselmann, Präsidentin des Stiftungsrats des Nationalparks.

Im Herbst 2016 war das Korrosionsschutzmittel PCB bei Sanierungsarbeiten an der Staumauer der Engadiner Kraftwerke beim Lago di Livigno in den Bergfluss Spöl gelangt. Kurz darauf wurden viel zu hohe PCB-Belastungen im Bachsediment nachgewiesen.

Ein Jahr nach dem Unfall wurde bereits das am stärksten verseuchte Tosbecken direkt unter der Staumauer saniert. Das nun aufgefundene vergiftete Uhu-Weibchen sei aber der Beweis dafür, dass das PCB den gesamten Bergfluss verseucht habe, sagte Hanselmann. Auch die unteren drei Kilometer des Spöls seien deshalb zu sanieren, fordert der Nationalpark.

Ein Jahr nach dem Unfall im Herbst 2016, wurde das am stärksten verseuchte Tosbecken direkt unter der Staumauer auf einer Länge von 60 Metern saniert. 
Ein Jahr nach dem Unfall im Herbst 2016, wurde das am stärksten verseuchte Tosbecken direkt unter der Staumauer auf einer Länge von 60 Metern saniert. 
Bild:  Keystone

Weiter verlangt der Park, dass auch ein Druckstollen der Engadiner Kraftwerke schnellstmöglich saniert wird. Dieser sei mit einer PCB-haltigen Schicht ausgekleidet und daraus würden sich ständig giftige Partikel lösen. Diese würden laufend in das Ausgleichsbecken Ova Spin gelangen. Dort wurden ebenfalls viel zu hohe PCB-Werte gemessen.

Auch Engadiner Kraftwerke kämpfen gegen Verfügung

Bereits am Mittwoch gaben die Engadiner Kraftwerke bekannt, dass auch sie gegen die Sanierungsverfügung des Kantons vorgehen. Dieser verlangt, dass die Kraftwerke die Sanierung planen, ausführen und finanzieren. Diese verweisen aber auf ein hängiges Strafverfahren gegen den Verantwortlichen der Korrosionsschutzfirma, welche die Gewässerverschmutzung zu verantworten habe.

Der Nationalpark erklärte am Freitag aber, dass die PCB-Vergiftung im Spöl nur zu 15 Prozent auf den Unfall im Herbst 2016 zurückzuführen sei. Die anderen 85 Prozent der Verseuchung seien seit 1970 durch den laufenden Betrieb der Kraftwerke verursacht worden.

Am Freitag gaben schliesslich auch die Umweltverbände Pro Natura Graubünden, der WWF Graubünden und Aqua Viva bekannt, dass sie gegen die Sanierungsverfügung Beschwerde einlegen. Auch sie fordern die Sanierung der gesamten Fliessstrecke des oberen Spöls und des Druckstollens. Die Behörden würden den verseuchten Nationalparkfluss nur halbherzig sanieren wollen, schrieb die Pro Natura.