Paläontologie Neue Erkenntnisse über Urzeit-Hai Ptychodus

SDA

23.4.2020 - 11:35

Bucht von Santander, Nordspanien. Hier wurde ein fossiler Wirbel gefunden, der Aufschlüsse darüber gibt, warum der Urzeit-Hai Ptychodus ausgestorben ist: Er wurde erst im hohen Alter geschlechtsreif und konnte sich deshalb nicht schnell genug an Veränderungen in der Umwelt anpassen. (Archivbild)
Bucht von Santander, Nordspanien. Hier wurde ein fossiler Wirbel gefunden, der Aufschlüsse darüber gibt, warum der Urzeit-Hai Ptychodus ausgestorben ist: Er wurde erst im hohen Alter geschlechtsreif und konnte sich deshalb nicht schnell genug an Veränderungen in der Umwelt anpassen. (Archivbild)
Source: Keystone/EPA EFE/ROMAN G. AGUILERA

1996 wurden an der Nordküste Spaniens Teile einer Wirbelsäule und Hautzähnchen entdeckt, die Forscher der Uni Wien nun der ausgestorbenen Gruppe der «ptychodonten Haie» zuordnen konnten.

Ihre Auswertungen zeigten, dass die Wirbel zu einem bis zu sieben Meter grossen, langsam wachsenden Hai gehört haben. Obwohl er rund 30 Jahre alt war, war er wahrscheinlich immer noch ein Teenager, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal «Plos One». Ein langsames Wachstum, wie es auch einigen noch existierenden Haien eigen ist, ist ein evolutionärer Nachteil.

Die fossilen Überreste wurden in meterhohen Kalksteinwänden in der Nähe der Stadt Santander entdeckt, die in der Kreidezeit vor etwa 85 Millionen Jahren entstanden sind. Paläontologen fanden dort Teile einer Wirbelsäule sowie sogenannte Placoidschuppen. Diese schuppenartigen Hautzähnchen treten bei Knorpelfischen auf und bedecken deren Körper.

Das Team um Patrick Jambura vom Institut für Paläontologie der Universität Wien hat diese Funde nun den ptychodonten Haien zugeordnet. Diese Gruppe war in der Kreidezeit aussergewöhnlich artenreich, starb aber aus bisher unbekannten Gründen noch vor den Dinosauriern gegen Ende der Kreidezeit aus. Die mysteriösen Urzeit-Haie waren bisher vor allem für ihre abgeflachten Quetschzähne bekannt, mit denen sie hartschalige Beute wie Muscheln und Ammoniten knacken konnten.

Wirbelfunde sind selten und aufschlussreich

Von Haien und Rochen sind nur selten Wirbelkörper als Fossilien erhalten geblieben. Dabei speichern sie – ähnlich wie Bäume – in Form von Jahresringen Informationen wie Alter, Grösse und Wachstum. Mit Hilfe von statistischen Modellen und dem Vergleich mit grossen, noch lebenden Haiarten konnten die Wissenschaftler nun Rückschlüsse auf den Urzeit-Hai ziehen.

«Unsere Berechnungen ergaben, dass diese Wirbel zu einem vier bis sieben Meter grossen Hai gehörten, der zirka 30 Jahre alt war. Beeindruckend war, dass dieser Hai bis an sein Lebensende konstant an Grösse zunahm», erklärte Jambura in einer Aussendung der Uni.

Üblicherweise verlangsamt sich bei Haien das Wachstum nach der Geschlechtsreife. «Da dies bei unserem Hai nicht der Fall war, ist davon auszugehen, dass es sich bei unserem Tier immer noch um ein Jungtier, wahrscheinlich einen Teenager handelt – und das mit einem Alter von 30 Jahren und der genannten Körpergrösse», so der Paläontologe.

Langsames Wachstum war tödlich

Laut den Forschern wuchsen diese Tiere langsam, erreichten aber enorme Grössen und konnten offensichtlich auch sehr alt werden. «Ihre Geschlechtsreife erlangten sie erst sehr spät im Vergleich zu anderen Haien. Vielleicht ist das auch der Grund, der zu ihrem Untergang führte», so Jambura. Möglicherweise konnten sie sich nicht schnell genug an Umweltveränderungen anpassen.

Die Wissenschaftler verweisen in diesem Zusammenhang auf die vielen Hai-Arten, die heute vom Aussterben bedroht sind, weil sie langsam wachsen, spät geschlechtsreif werden und auf Grund des Drucks, der vom Menschen ausgeht – zum Beispiel durch Überfischung und Umweltverschmutzung -, nicht schnell genug Nachwuchs bekommen können, um die Art zu erhalten.

Fachartikellink: https://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0231544

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