Lange Mängelliste Nicht nur der «Dreamliner» ist für Boeing ein Albtraum-Flieger

Andreas Fischer

12.6.2025

Ein Boeing-Mitarbeiter kritisiert, dass beim Bau vieler 787 «Dreamliner» zu hohe Spaltmasse zwischen den Rumpfteilen zugelassen worden seien.
Ein Boeing-Mitarbeiter kritisiert, dass beim Bau vieler 787 «Dreamliner» zu hohe Spaltmasse zwischen den Rumpfteilen zugelassen worden seien.
Bild: Mic Smith/AP/dpa

Der Absturz einer Maschine der Air India mit mindestens 265 Todesopfern ist auch für den Flugzeugbauer eine Hiobsbotschaft. Mal wieder. Hersteller der verunglückten 787 «Dreamliner» ist der US-Konzern Boeing.

Andreas Fischer

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Bei einem Flugzeugabsturz in Indien sterben mindestens 265 Menschen.
  • Die Unglücksmaschine ist eine Boeing 787 «Dreamliner». Es ist der erste Absturz eines Flugzeugs dieses Typs, doch das Modell fiel schon häufiger wegen verschiedener Mängel auf.
  • Hersteller Boeing kam in den vergangenen Jahren nicht zur Ruhe: Auch andere Modelle zeigten haarsträubende Konstruktionsfehler.

Bei einem Flugzeugabsturz in Indien sind mindestens 265 Menschen ums Leben gekommen. Die Air-India-Maschine verunglückte am Donnerstag in der westindischen Stadt Ahmedabad. Bei der Unglücksmaschine handelt es sich um eine Boeing 787, genannt «Dreamliner».

Auch wenn die Ursache noch nicht feststeht, ist der Absturz auch für den US-amerikanischen Hersteller eine Schreckensnachricht. Schon wieder ist eine Boeing-Maschine in eine Katastrophe verwickelt. Das gab es zuletzt häufiger.

Boeing machte in den vergangenen Jahren regelmässig Negativ-Schlagzeilen, vor allem mit der 737 Max. Eine der Maschinen stürzte 2018 in Indonesien ab und eine weitere 2019 in Äthiopien, 346 Menschen kamen bei den beiden Unglücken ums Leben. Grund war ein Sensor, der fehlerhafte Messwerte lieferte und die Nase nach unten drückte, sodass die Piloten die Kontrolle nicht wiedererlangen konnten.

Nachdem ein weltweites Grounding der Maschinen dieses Typs aufgehoben war, blieben Probleme. Mal löste sich während des Fluges ein Notausgang vom Rumpf, mal verliert eine Maschine ein Bugrad, mal entwickelt sich Rauch im Cockpit, mal geraten Flugzeuge nach der Landung in Brand. Druckverlust in der Kabine, Treibstofflecks … die Liste der technischen Probleme liesse sich fortsetzen. Betroffen sind fast alle Boeing-Modelle.

«Dreamliner» mit Alptraum-Mängelliste

Zwar war der Absturz in Indien der erste einer 787, doch auch Boeings «Dreamliner» hat bereits eine lange Pannenhistorie. Dabei ist das Grossraumflugzeug vergleichsweise jung. Es kam 2009 auf den Markt – sozusagen als Spritsparmodell für die Langstrecke.

Aufgrund einer neuartigen Konstruktion und dem Einsatz Karbonfasern und Aluminium sank der Treibstoffverbrauch. Die Airlines sparten Millionenbeträge für Kerosin, mussten aber auch eine Pannenserie in Kauf nehmen - die dazu führte, dass alle Dreamliner 2013 weltweit mit einem vorübergehenden Startverbot belegt wurden, weil die Akkus überhitzten und in einigen Fällen Brände auslösten.

Die 787 war das erste Verkehrsflugzeug, das in grossem Umfang Lithium-Ionen-Akkus einsetzte, die leichter sind, sich schneller aufladen lassen und mehr Energie speichern können als andere Akkutypen. Allerdings sind sie auch leichter entzündlich. Kommt hinzu, dass in einigen Maschinen die Verkabelungen fehlerhaft waren.

Auch Pilotensitze hatten schon Fehlfunktionen: Deswegen sackte 2024 eine 787 über Australien innert weniger Sekunden um mehr als 90 Meter ab. Etwa 40 Passagiere wurden dabei teils schwer verletzt.

Ist der Ruf erst ruiniert ...

Einst Weltmarktführer, läuft das Geschäft für Boeing längst nicht mehr so gut. Im Jahr 2024 verzeichnete das Unternehmen einen Verlust von 11,8 Milliarden Dollar, womit sich die Gesamtverluste seit 2019 auf mehr als 35 Milliarden Dollar erhöhten.

Die finanziellen Probleme wurden durch einen Streik der Belegschaft, die die Flugzeuge in den Fabriken in Renton und Everett, Washington, zusammenbaut, verschärft. Die Produktion in diesen Einrichtungen kam zum Stillstand, was die Lieferfähigkeit von Boeing beeinträchtigte.

Die strengere staatliche Kontrolle und der Streik der Arbeiter führten dazu, dass die Flugzeugauslieferungen von Boeing 2024 einbrachen. Boeing gab an, 348 Passagiermaschinen ausgeliefert zu haben. Das ist ein Drittel weniger als die 528, die es für das Vorjahr gemeldet hatte, und weniger als die Hälfte der 766 Maschinen, die Hauptkonkurrent Airbus im Jahr 2023 ausgeliefert hatte.

Im ersten Quartal 2025 lief es dann wieder besser: Die Verluste sanken auf 31 Millionen Dollar. CEO Kelly Ortberg sah das Unternehmen auf gutem Weg. Erst im Mai erhielt Boeing Grossaufträge von zwei Kunden aus dem Nahen Osten im Wert von 96 Milliarden Dollar – der grösste Auftrag für 787- und Grossraumflugzeuge in der Geschichte des Unternehmens.

Mit Material der Nachrichtenagentur AP.

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