Upskirting am Teufelsrad Oktoberfest-Besucher filmen Frauen unters Dirndl – und stellen sie dann im Internet bloss

Lea Oetiker

27.9.2024

Millionen haben Jahr für Jahr Spass am Oktoberfest, doch es kommt auch immer wieder zu sexuellen Übergriffen.
Millionen haben Jahr für Jahr Spass am Oktoberfest, doch es kommt auch immer wieder zu sexuellen Übergriffen.
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In sozialen Medien tauchen immer wieder Videos auf, in denen Frauen auf der Münchner Oktoberfest unters Dirnd gefilmt wird. Für Täter hat das Upskirting oft keine Folgen, obwohl es ein Sexualdelikt ist.

Lea Oetiker

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • In sozialen Medien werden immer wieder Videos verbreitet, in denen Frauen auf dem Münchner Oktoberfest unter ihr Dirndl gefilmt wird.
  • Die Attraktion Teufelsrad ist dafür berüchtigt.
  • Eine 33-Jährige berichtet, sie sei sogar mehrfach auf ein solches illegales Video von ihr angesprochen worden.
  • Das so genannte Upskirting ist in Deutschland seit 2021 ein Sexualdelikt, aber mitunter schwer zu beweisen.

In sozialen Medien tauchen immer wieder Videos auf, in denen Frauen auf der Münchner Oktoberfest unter den Dirndlrock gefilmt wird. Darüber berichtete unter anderem die «Süddeutsche Zeitung» (SZ).

Das Problem taucht hauptsächlich beim sogenannten Teufelsrad auf – eine bekannte Attraktion auf der Wiesn. Dabei handelt es sich um eine grosse Scheibe, die immer schneller dreht. Ziel ist es, möglichst lange auf der Plattform sitzenzubleiben und nicht herunterzurutschen. 

Während die Scheibe dreht, weht der Fahrtwind das Dirndl hoch. Das Problem dabei: Einige Oktoberfest-Besucher filmen dies und laden ihren Clip in sozialen Netzwerken hoch. Das Filmen unter den Rock nennt man auch Upskirting.

Eine bekannte Attraktion am Oktoberfest ist das Teufelsrad
Eine bekannte Attraktion am Oktoberfest ist das Teufelsrad
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Auf YouTube tragen solche Videos Titel wie «Atemberaubende blonde Mädchen auf dem Teufelsrad» oder «Die besten hübschen Mädchen am Teufelsrad». Wie die SZ berichtet, soll es auch entsprechende Aufnahmen in Zeitlupe geben, in denen die Unterwäsche oder der Po der Opfer zu sehen ist. Teils wird sogar mit speziellen Action-Kameras gefilmt, wie die Zeitung weiter schreibt.

33-Jährige wird mehrfach auf Upskirt-Clip angesprochen

Einige dieser Videos wurden millionenfach angeschaut und grenzwertig kommentiert. Ein User schreibt etwa, er habe den Clip unzählige Male angeschaut und an einer gewissen Stelle pausiert. Hunderte stimmen ihm zu.

Eine 33-jährige Frau erzählt der «Frankfurter Rundschau», dass sie auf einem dieser Videos zu sehen ist und bereits unzählige Male darauf angesprochen wurde.

«Für mich ist das unangenehm. Die Aufnahmen wurden so bearbeitet, dass explizit die Szene, in denen Zuschauende unter die Dirndl-Röcke schauen können, in den Fokus rücken. Teilweise sind diese Ausschnitte sogar extra herangezoomt oder in der Geschwindigkeit gedrosselt.»

Eine 32-jährige Australierin hat einen US-Amerikaner dabei erwischt, wie er im Armbrustzelt ein Handy unter ihren Rock legte. Die 51-Jährige sprach den Mann daraufhin an und schaute sein Mobiltelefon durch. Dabei fand sie Weitere Videos, bei denen Frauen unter den Rock gefilmt worden war.

Sexualdelikt beim Teufelsrad schwer nachzueisen

Die Australierin verständigte die Polizei, die den Mann festnahm und sein Handy sicherstellte. Schliesslich wurde er wegen der Verletzung des Intimbereichs durch Bildaufnahmen angezeigt.

Upskirting wird seit 2021 in Deutschland als Sexualdelikt behandelt. Täter müssen mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren rechnen.

Das Filmen unter den Rock nennt man Upskirting.
Das Filmen unter den Rock nennt man Upskirting.
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Aber den Strafbestand an der beliebten Oktoberfest-Attraktion zu belegen, sei nicht so einfach, wie die Münchner Polizei der SZ erklärt. Man müsse nämlich nachweisen können, dass nicht die ganze Situation gefilmt worden sei, sondern explizit nur der Intimbereich. Das sei bei den Videos vom Teufelsrad nicht der Fall.

Auch ein entsprechendes Schild vor dem Fahrgeschäft scheint wenig zu bringen. Das Verbot sei schwer zu kontrollieren, sagt die Betreiberin Elisabeth Polaczy SZ. Filme ein Mann in der Zuschauerrunde besonders auffällig, gingen ihre Mitarbeitenden auf diesen zu und riefen gegebenenfalls die Polizei.

Immer wieder sexuelle Übergriffe

Wegen Upskirting festgenommen wurde am diesjährigen Oktoberfest bis anhin nur eine Person, wie der Meldung der Polizei München zu entnehmen ist. Demnach habe ein Mann einer 32-Jährigen in einem Festzelt gezielt unter den Rock fotografiert.

In der Vergangenheit kam es am Oktoberfest immer wieder zu sexuellen Übergriffen. So auch am Montagabend: Eine 22-jährige Frau soll von einem Security-Mitarbeiter vergewaltigt worden sein, berichten mehrere Zeitungen.

Wie die Polizei mitteilte, soll die junge Frau in einem Schaustellerbetrieb mehrfach hingefallen sein. Ein 34-jähriger Ordner eilte herbei und täuschte vor, ihr helfen zu wollen. Dabei soll er der Frau unter das Dirndl gefasst und sexuelle Handlungen an ihr ausgeführt haben.

Die Frau soll sich danach an ihre Freundin gewandt haben, mit der sie auf der Wiesn gefeiert hatte. Gemeinsam hätten sie Anzeige bei der Wiesn-Wache erstattet. Die Polizei hat den Mann mittlerweile festgenommen.

Hilfsangebote für Frauen

Der Verein «Sichere Wiesn für Mädchen* und Frauen*» setzt sich gegen sexuelle Übergriffe ein und unterstützt Frauen in Notlagen. Sie gaben bekannt, dass letztes Jahr 310 Mädchen und Frauen den Safe Space der Aktion auf dem Wiesngelände aufgesucht hatten.

In 24 Fällen wurden Mädchen und Frauen 2023 in der Anlaufstelle aufgrund akut erlebter Gewalt beraten, wie die Aktion weiter mitteilt. Die Übergriffe reichten von unerwünschten Berührungen über ungewollte Küsse und «Upskirting» bis hin zu schweren sexuellen Übergriffen.

Die Nachfrage nach dem Angebot sei in den vergangenen Jahren «sehr» angestiegen.