InstagramPolizist verguckt sich in Passantin – und die Kollegen fahnden nach ihr
phi
23.1.2019
Ungewöhnlicher Aufruf der Berliner Polizei: Auf dem offiziellen Instagram-Account sucht sie nach einer Frau, in die sich ein Kollege verguckt hat. Darf sie das?
Die Berliner Polizei will sich volksnah geben. Nicht nur auf den Strassen der Hauptstadt, sondern auch im Internet: Ein Social-Media-Team kümmert sich darum, dass die Ordnungshüter online eine gute Figur machen. Im Netz werden Themen wie der Emoji-Tag oder der Christopher Street Day angesprochen ...
... und es wird auch mal eine Waffe gezückt, mit der man bei der Polizei nicht unbedingt rechnet: Humor. Zum Beispiel mit Blick auf die eigene Velostaffel oder aber auch bei Aspekten, die mit der Arbeit der Beamten nun gar nichts zu tun hat – wie etwa dem neuen Instagram-Rekord eines Ei-Bildes.
Das grösste Echo hat aber wohl der jüngste Instagram-Beitrag hervorgerufen. «Berliner Polizei schaltet Kontaktanzeige über Instagram», titelt «Der Tagesspiegel». «Beamter verliebt sich – Polizei startet Liebesaufruf im Netz», wundert sich die «Berliner Morgenpost». Und die «Berliner Zeitung» hat ermittelt: «Polizist verliebt sich in Passantin – Kollegen starten Such-Aktion».
Was ist passiert? Ein Berliner Cop ist am Montagnachmittag offensichtlich im Dienst getroffen worden – von Amors Pfeil. Am Halleschen Tor hat ihn eine Passantin nach dem Weg gefragt, und nun fragt sich der Polizist, ob nicht mehr aus den beiden hätte werden können. Ein Fall für das Social-Media-Team, das auf Instagram eine Fahndung nach der Unbekannten einleitete.
Die Behörde bestätigte den «Liebesdienst» auf Nachfrage der «BZ» .«Natürlich wird es nie Ziel der Polizei Berlin sein, eine Dating-App zu ersetzen», ergänzte der Polizei-Sprecher im «Tagesspiegel». Es komme aber öfter vor, dass Bürger sich bedanken wollten, nachdem Polizisten geholfen haben. Solche Anfragen würden an die Kollegen weitergeleitet, nun sei es für einmal umgekehrt: «Man hat es zielgruppenorientiert in die andere Richtung versucht.»
Jörn Badendick ist das Ganze dagegen «nur noch peinlich»: Der Sprecher des Berufsverbands «Unabhängige in der Polizei» findet den Vorgang «nicht vermittelbar»: «Das Team Social-Media verwechselt offensichtlich einen polizeilichen Kommunikationskanal mit einem Spasskanal. Was folgt als nächstes? Wohnungsinserate und Kleinanzeigen?»
Bei der Online-Gemeinde sorgte der «Liebesdienst» für ganz unterschiedliche Reaktionen. Während die eine Seite von Romantik verhaftet ist, reiht die andere die Polizisten bei den Stalkern ein und kritisiert eine vermeintliche Grenzüberschreitung. Eine dritte Gruppe sorgt sich um die Seriösität der Ordnungshüter.
ich hab mal vor Jahren versucht bei meiner Dorfpolizei einen Stalker zu melden, einer von den Bullen so "Wenn Sie einen Polizisten als Freund hätten wär der [Stalker] ganz schnell weg" *zwinker zwinker*. hat sich extrem gut angefühlt dass der alle meine Daten gehabt hat.
Vor vielen Jahren kassierte ich in München Schwabing einen Strafzettel für Falschparken. Der Polizist klemmte ihn hinter den Scheibenwischer, als ich gerade zum Auto kam. Was soll ich sagen: Der Mann hatte meine Daten und rief mich wochenlang mehrmals am Tag an. #wtf
Bei mir hat ein Polizist, mit dem ich auf tinder angebandelt hatte, mir ganz fröhlich erzählt, dass ich ja noch nie mit der Polizei in Konflikt geraten bin, hätte er gar nix im System gefunden. Und war erstaunt, dass ich ihn dafür zur Sau gemacht hab.
Aber eine nette Geste als Anlass nehmen, einer Person nachzulechzen und sie auszuforschen oder in der ganzen Stadt nach ihr zu suchen ist übergriffig und nicht romantisch. Bitte verabschiedet euch endlich von dieser verklärten Sicht auf Stalking.
Ich kann ja verstehen, dass ihr auf euren Social Media Accounts "Bürgernähe" und so demonstrieren wollt, das ist lieb von euch, aber könntet ihr euch vielleicht etwas mehr verhalten wie...die Polizei?
Und dass die Anzeige auch Spassvögel auf den Plan ruft, versteht sich von selbst. So nach dem Motto: «Als du nach dem Tränengasangriff deinen Kopf so süss im Pullover vergraben hast und ich dir einen Tropfen aus dem Augenwinkel wischte und die Handschellen zückte, war es gleich um mich geschehen.»
Hallo, ich hab dich bei der nächtlichen Hausdurchsuchung gestern kurz in den Schwitzkasten genommen. Ich trug eine SEK- Uniform und du nur ein Schlafshirt. Deine Haare waren so süß verwuschelt & dein verängstigter Blick hat mich verzaubert. Bitte melde dich!❤
Was halten Sie von dieser durchaus menschlichen Fahndung? Darf die Behörde ihren offiziellen Kanal für so etwas nutzen? Oder schiessen die Kritiker in diesem Fall mit Kanonen auf Spatzen? Machen Sie bei unserer Umfrage mit!
Hier noch die Bildergalerie zur Serie «Babylon Berlin» – aus Gründen:
Im Pay-TV war «Babylon Berlin» schon ein Erfolg auf ganzer Linie, nun feiert die teuerste deutsche Serie am 30. September endlich Free-TV-Premiere auf SRF zwei und in der ARD.
«Babylon Berlin» ist die wohl erste moderne deutsche Qualitätsserie von internationalem Format: Autor und Regisseur Tom Tykwer (links) mit seinem Hauptdarsteller Volker Bruch.
Die Berliner Unruhen des «Blutmai» 1929 sind ebenfalls Thema in «Babylon Berlin». Kommissar Gereon Rath wird Zeuge eines brutalen Polizeieinsatzes gegen kommunistische Demonstrationen.
«Babylon Berlin» basiert auf der Bestsellerreihe von Volker Kutscher. Regisseur und Autor Tom Tykwer (r.) hat grünes Licht für Staffel drei und vier bekommen. Die ersten beiden Staffeln wurden in über 90 Länder verkauft.
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