80-Jähriger Post ans Christkind: Warum ein Pensionär jeden Brief beantwortet

tafi

11.12.2019

Das Rätsel, wer die vielen Briefe der Kinder an das Christkind beantwortet, hat sich nun teilweise gelöst.
Das Rätsel, wer die vielen Briefe der Kinder an das Christkind beantwortet, hat sich nun teilweise gelöst.
Bild: Keystone

Seit 35 Jahren beantwortet ein Pensionär im Appenzellischen Briefe an den Weihnachtsmann. Mit nunmehr 80 Jahren würde Willi Würzer gerne kürzertreten. Allein es findet sich kein Nachfolger.

Schon im Oktober kamen die ersten Briefe bei Willi Würzer an. Der ehemalige Posthalter beantwortet seit 35 Jahren die Weihnachtspost an den Weihnachtsmann oder an das Christkind, die Kinder zu hunderten in den kleinen appenzellischen Weiler Wienacht AR schicken.

Es sei unglaublich, wo die Post überall herkommt, berichtet Würzer bei SRF. Die Briefe werden in der Ukraine, in Russland und sogar in Japan aufgegeben. Die meiste Post bekommen Christkind und Weihnachtsmann aber aus der Schweiz und aus Deutschland.

Doch egal, woher die Briefe stammen: Der Inhalt ist immer ähnlich. «Meistens sind es Wünsche an das Christkind, welche die Kinder in die Briefe schreiben», so Würzer, der sich immer freut, wenn die Wunschbriefe von schönen Zeichnungen begleitet werden.

Jeder Brief wird beantwortet

Was die Kinder alles so aufschrieben, sei nicht immer leicht zu lesen, fügt Würzer an. Manchmal braucht er etwas länger, bis er die Schrift entziffert hat. Aber die Erfahrung hilft dem 80-Jährigen, der seit 35 Jahren Weihnachtsbriefe beantwortet. Die Kinder würden sich meist Spielsachen wünschen, in letzter Zeit stünde aber Computer und Co. immer höher im Kurs. «Was früher Holzspielsachen waren, ist heute Elektronik.»

1966 ist Würzer Posthalter von Wienacht geworden. Damals habe er die Weihnachtsbriefe noch innerhalb der Post weitergeleitet, bis er die Erlaubnis erhielt, sie selbst zu lesen und zu beantworten.

Die Wünsche der Kinder erfüllen, das kann Willi Würzer freilich nicht. Es fehle ihm einerseits das Geld für all die Spielsachen, andererseits wünschen sich Kinder auch, dass sie wieder gesund werden, dass Mami und Papi wieder zusammenkommen oder Frieden auf Erden.

Eine Antwort aber bekommt jedes Kind, das dem Weihnachtsmann schreibt. Dafür denkt er sich zusammen mit dem Pfarrer jedes Jahr eine neue Weihnachtsgeschichte aus, die er dann mit einem handschriftlichen Gruss versehen zurückschickt.

Nachfolger gesucht

Einen eigenen Wusch hat Willi Würzer auch: Er würde als «Christchindli von Wienacht» mit seinen mittlerweile 80 Jahren gerne kürzer treten. Eigentlich hatte er schon eine Nachfolgerin gefunden: «Dieser wurde es aber zu viel und sie hat mir die Briefe wieder gebracht».

Allein ist Willi Würzer mit seiner Aufgabe trotzdem nicht. Neben der Adresse in Wienacht-Tobel unterhält die Post noch ein zweites Weihnachtspostamt: in Bern-Bethlehem. Es kommen übrigens alle Briefe die mit «An den Weihnachtsmann» oder «An das Christkind» sind an. Um eine Antwort zu erhalten, sollten Eltern aber unbedingt darauf achten, dass der Absender auf dem Brief steht.

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