Höhepunkt der Ausstellung «Gold & Ruhm – Geschenke für die Ewigkeit» ist die tausendjährige goldene Basler Altartafel, die jetzt zur Sammlung des Musée de Cluny in Paris gehört.
Tragaltar der Gräfin Gertrud mit der goldenen Basler Altartafel im Hintergrund.
Prachtvolle Zeugnisse für Basels Aufschwung
Höhepunkt der Ausstellung «Gold & Ruhm – Geschenke für die Ewigkeit» ist die tausendjährige goldene Basler Altartafel, die jetzt zur Sammlung des Musée de Cluny in Paris gehört.
Tragaltar der Gräfin Gertrud mit der goldenen Basler Altartafel im Hintergrund.
«Gold & Ruhm» ist Titel und zugleich Programm der prächtig bestückten Ausstellung des Historischen Museums Basel zum Tausend-Jahr-Jubiläum des Basler Münsters. Höhepunkt ist die goldene Basler Altartafel, die nach 60 Jahren erstmals wieder in Basel zu sehen ist.
Manche Baslerinnen und Basler dürften beim Betreten dieses einen Ausstellungsraums von einer gewissen Schwermut erfasst werden: Da sieht man sich nun also den beiden einzig erhaltenen Gaben gegenüber, die der letzte ottonische Kaiser Heinrich II. vor genau tausend Jahren der Stadt überreicht hat. Aber beide sind lediglich als Leihgaben an ihre Ursprungs- oder Bestimmungsort zurückgekehrt.
Es sind prachtvolle Zeugnisse mittelalterlicher Sakralkunst: In erster Linie fällt die goldene Altartafel ins Auge, die heute Vorzeigestück der Sammlung des Musée de cluny – musée national du Moyen Âge in Paris ist. Die 1,20 auf 1,77 Meter grosse Tafel vereint die Christusfigur mit drei Erzengeln und dem heiligen Benedikt. Sie ist umrahmt von unzähligen kleinen Tierdarstellungen und den Stifterfiguren von Heinrich II. und seiner Gattin Kunigunde.
Die Tafel, die ursprünglich an hohen Feiertagen den Hauptaltar des Basler Münsters schmückte, überlebte den Bildersturm während der Reformation, nicht aber die Kantonstrennung von Basel-Stadt und Baselland. Sie wurde 1833 dem Landkanton zugesprochen, der sie aus purer Finanznot heraus 1836 in Liestal für einen Preis von nur 9'050 Franken versteigerte.
Das gleiche Schicksal wurde dem Heinrichs-Kreuz zuteil, das als Reliquiar Splitter enthält, die aus dem Kreuz Christi gestammt haben sollen. Dieses gelangte nach der Ersteigerung durch den Prinzen Carl von Preussen schliesslich ins Berliner Kunstgewerbemuseum.
Zufall ermöglichte die Leihgabe
Dass die Altartafel nun in Basel zu sehen ist, ist keine Selbstverständlichkeit. Als das Historische Museum 2001 den Münsterschatz für eine Ausstellung zu vereinigen versuchte, hatte das Pariser Museum abgeblockt.
Der Zufall wollte, dass das Musée de Cluny gegenwärtig saniert wird und die Tafel so nicht präsentieren kann. So liessen sich Museumsleute aus Paris zur Zusammenarbeit überreden, wie Ausstellungskuratorin Sabine Söll-Tauchert an der Medienführung vom Donnerstag sagte. Die Tafel wurde schliesslich in Begleitung einer Polizeieskorte nach Basel transportiert.
Die Ausstellung «Gold & Ruhm – Geschenke für die Ewigkeit», für die das Kunstmuseum dem Historischen Museum Gastrecht gewährt, hat aber nicht nur den Anspruch, kunsthistorische Pracht zu präsentieren. Sie versteht sich auch als Schaufenster der Geschichte des Basler Münsters, die eng mit derjenigen der Stadt Basel verbunden ist.
Der Kaiser ermöglichte den Aufschwung
Marc Fehlmann, Direktor des Historischen Museums, fasste die Kette der geschichtlichen Entwicklung zusammen: Die kaiserliche Weihung des Münsters vor tausend Jahren habe den Aufschwung der damals unbedeutenden Stadt Basel erst ermöglicht. Dem mit zahlreichen Rechten ausgestatteten Bischof und damit auch der Stadt habe sie Reichtum eingebracht und den Bau einer Mauer und der Rheinbrücke ermöglicht.
Diese Entwicklungsschritte seien Voraussetzung gewesen, im 15. Jahrhundert das päpstliche Konzil zu beherbergen, was wiederum zum Privileg der Gründung der ersten Universität der Schweiz geführt habe. Das alles habe die wirtschaftlich und kulturell prosperierende Entwicklung Basel gefördert. «Kurz: Ohne Heinrich II. könnten wir heute nicht in diesem Museum sein», sagte Fehlmann.
So wirft die Ausstellung zu Beginn denn auch einen Blick in die Zeit vor der Münster-Weihe zurück, als Basel ein kleines Nest an der Grenze vom Königreich Burgund zum ostfränkischen Reich war. Die gezeigten Fundstücke, Töpfe, Werkzeuge und Schmuckstücke deuten auf ein eher bescheidenes Dasein hin.
Hauptsächlich beleuchtet die Ausstellung aber mit zahlreichen Leihgaben aus öffentlichen und privaten Sammlungen in Europa und den USA die Machtfülle des letzten ottonischen Kaisers, welcher der Stadt Basel so zugetan war.
Es ist der Blick auf eine Zeit, als Kirche und Staat unabdingbar verbunden waren. Mit «Geschenken für die Ewigkeit», so der Untertitel der Ausstellung, erlangten die Reichen und Mächtigen ewige Gnade. Dem freigiebigen Kaiserpaar brachte es letztlich die Heiligsprechung ein.
Die Ausstellung öffnet ihre Tore am 11. Oktober 2019, was dem exakten tausendsten Jahrestag der Münster-Weihung entspricht. Sie wurde vom Historischen Museum Basel konzipiert und kuratiert, findet aber aus sicherheitstechnischen Gründen im Neubau des Kunstmuseums statt. Sie dauert bis 19. Januar 2020.
Zurück zur Startseite