Macrons Bodyguard «Rambo» mit einem guten Draht zur Pariser Polizei

AFP

24.7.2018

Alexandre Benalla (r.) hatte es vom Türsteher zum führenden Sicherheitsmitarbeiter des französischen Präsidenten geschafft.
Alexandre Benalla (r.) hatte es vom Türsteher zum führenden Sicherheitsmitarbeiter des französischen Präsidenten geschafft.
Keystone

Vom Türsteher zum führenden Sicherheitsmitarbeiter des französischen Präsidenten - Alexandre Benalla hatte einen kometenhaften Aufstieg hinter sich, bevor er in Ungnade fiel. In einem kürzlich veröffentlichten Video ist der 26-Jährige zu sehen, wie er heftig auf einen Demonstranten bei einer Kundgebung zum 1. Mai einschlägt. Dabei gab es bereits zuvor zahlreiche dubiose Vorfälle in der Vita des jungen Mannes.

Benalla wuchs in einem Arbeiterviertel der verschlafenen Stadt Evreux in der Normandie auf. Seine Klassenkameraden bezeichneten ihn als sanft und freundlich. Als Mitglied der Jungsozialisten kam er 2010 ins Sicherheitsteam des damaligen Präsidentschaftsbewerbers François Hollande. Sein damaliger Chef Eric Plumer bezeichnete Benallas Verhalten als «tadellos», er habe ihn selbst ausgebildet.

Doch als Benalla für Arnaud Montebourg, Minister im Kabinett Hollande, arbeiten sollte, kam es schnell zum Eklat. Er habe Benalla nach einer Woche «wegen eines schwerwiegenden Fehlers» entlassen, berichtete Montebourg. «Er hat in meinem Beisein einen Autounfall verursacht und wollte Fahrerflucht begehen.»

Schon im Walhlkampf sorgte Benalla für Aufsehen

Nach diesem Vorfall zog sich der Rugby-Spieler und Ex-Türsteher nach Marokko zurück, wo er für eine Sicherheitsfirma in Casablanca arbeitete. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich gelangte er sofort in das Sicherheitsteam des damaligen Präsidentschaftsbewerbers Emmanuel Macron, wo er rasch dessen Bodyguard wurde. Nach Macrons Wahlsieg erhielt er dann eine führende Rolle im Sicherheitsteam des Präsidenten.

Dabei hatte sein Auftreten im Wahlkampf bereits für Aufsehen in der späteren Regierungspartei La République en Marche (LREM) gesorgt. Mehrere Journalisten beschwerten sich über das rüde Verhalten Benallas im Wahlkampf, ein Mitglied der Jungkommunisten soll er bei einer Demonstration 2016 geschlagen haben. Im Hauptquartier von Macrons Bewegung trägt Benalla den Beinamen «Rambo».

Aus geleakten E-Mails geht hervor, dass Benalla während des Wahlkampfs mit einem Antrag auf Bewaffnung des Sicherheitspersonals Macrons die Aufmerksamkeit des Schatzmeisters Cédric O erregte. «Ich habe noch nie von politischen Parteien gehört, die bewaffnete Wachen haben», schreibt O. «Ich finde das ganz schön verrückt, und ich möchte erstens wissen, ob das gerechtfertigt ist, und zweitens, ob das legal ist. »

Benalla selbst beantragte für den Wahlkampf einen Waffenschein, der vom Innenministerium aber abgelehnt wurde. Der 26-Jährige erhielt später dennoch einen - von der Pariser Polizei. Zu dieser scheint er gute Beziehungen zu unterhalten, obwohl er selbst nie Polizist war.

Nach der Suspendierung gab es angeblich einen Fahrer und ein teure Wohnung

Aus nicht nachvollziehbaren Gründen war Benalla mehrere Jahre lang Reservist der Gendarmerie und hatte einen hohen Dienstgrad, den üblicherweise niemand unter 40 Jahren erreicht. Auf eigenen Wunsch schied er 2017 als Reservist aus, blieb aber offiziell als Sicherheitsexperte für die Gendarmerie tätig.

So dürfte er auch an Polizeihelm und Armbinde gelangt sein, die er in dem Video trägt, auf dem er die junge Frau herumzerrt und auf den jungen Mann am 1. Mai einschlägt.

Benalla selbst liess am Montag über seine Anwälte erklären, er habe der Polizei nur helfen wollen, «zwei besonders heftig agierende Individuen» unter «Kontrolle zu bringen». Nach Angaben des zuständigen Pariser Polizeichef hatte er allerdings «keinerlei Genehmigung» für eine Teilnahme als Beobachter bei der Demonstration.

Nach seiner Suspendierung bekam Benalla laut der Zeitung «Le Monde» eine teure Wohnung sowie ein Auto mit Fahrer gestellt. Der Elysée-Palast dementierte am Montagabend einen Bericht über den teuren Ausbau einer Wohnung zugunsten Benallas.

Erst am Freitag gab der Elysée-Palast dann die Entlassung Benallas bekannt, weil er versucht habe, den Skandal zu vertuschen. Für diesen Versuch hatten ihm seine Freunde von der Pariser Polizei vermutlich Video-Überwachungsbänder zukommen lassen.

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