Skandalöser Prozess Rassistischer Lynchmord in den USA von 1955 wird neu aufgerollt

Chris Lefkow, AFP/dpa/jfk

13.7.2018

Mehr als 60 Jahre nach dem barbarischen Lynchmord an einem afroamerikanischen Teenager im Süden der USA ist der Fall neu aufgerollt worden. Wie aus Ermittlerkreisen verlautete, ist eine Buchveröffentlichung im vergangenen Jahr Anlass für die Überprüfung.

Der Mord an dem 14-jährigen Emmett Till 1955 im Bundesstaat Mississippi zählt zu den berüchtigsten Verbrechen aus der Epoche der Rassentrennung. Der Tod des Teenagers gehört zu den Verbrechen, welche die Bewegung für die Bürgerrechte der Schwarzen in den Südstaaten anfachten.

Till lebte in Chicago und war auf Verwandtenbesuch in Mississippi. In einem Laden soll er der weissen Frau des Inhabers hinterhergepfiffen, sie verbal belästigt und ihre Taille umfasst haben. Drei Tage später wurde er von dem Ladenbesitzer Roy Bryant und dessen Halbbruder J. W. Milam aus dem Haus seines Onkels verschleppt.

Weitere drei Tage danach wurde Tills grausam zugerichtete Leiche im Tallahatchie-Fluss gefunden: Ein Auge war ausgestochen, der Kopf gespalten, um den Hals befand sich ein mit Stacheldraht befestigtes Gewicht.

Bryant und Milam wurden nach nur fünftägigem Prozess von einer Jury, die aus zwölf weissen Männern bestand, freigesprochen. Nur vier Monate nach dem Freispruch gestanden sie in einem Interview die Tat. Beide blieben in Freiheit. Milam verstarb 1981, Bryant 1994.

Ladenbesitzerin gesteht Lüge

Mehr als 60 Jahre nach dem Mord wird der Fall nun neu aufgerollt. Wie aus Ermittlerkreisen am Donnerstag verlautete, ist eine Buchveröffentlichung im vergangenen Jahr Anlass für die Überprüfung. Der Autor des Buches «The Blood of Emmett Till», Timothy B. Tyson, sagte, er habe dem FBI Interviewaufnahmen und andere Recherchen für sein Werk übergeben.

Dem Buch zufolge gestand Carolyn Bryant, die Frau des Ladenbesitzers, dass sie über den Vorfall in dem Laden gelogen hatte. «Nichts, was dieser Junge getan hat, könnte jemals rechtfertigen, was ihm widerfahren ist», wird sie ferner von dem Autor zitiert.

Carolyn Bryant lebt heute im Bundesstaat North Carolina und trägt inzwischen den Nachnamen Donham. Die neue Untersuchung des Lynchmords begann nach Angaben des Justizministeriums bereits im März. Sie wurde damals aber noch nicht publik gemacht.

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