«Schweizer Soldat» Rekrut mit Steinen beworfen – Militärheft schreibt von «Fake News»

uri/sda

22.11.2018

Soldaten bewerfen einen Kameraden: Das Video sorgte im Oktober für Entrüstung. 
Soldaten bewerfen einen Kameraden: Das Video sorgte im Oktober für Entrüstung. 
Bild: Screenshot SRF

Die Aufnahme von einem Schweizer Rekruten, der auf Befehl von Kameraden mit Steinen und Nüssen beworfen wird, hat im Oktober für Empörung gesorgt. Das Militärmagazin «Schweizer Soldat» rückt den Fall nun in die Nähe von «Blödeleien» und «Bierideen».

Die Videoaufnahme von Soldaten, die einen Kameraden misshandeln, sorgte bereits im Oktober für Schlagzeilen. Im Clip zu sehen sind Tessiner Rekruten der Flab RS 33, die am 14. September in Emmen LU auf Befehl eines Vorgesetzten mit allerlei Gegenständen auf einen Kameraden werfen. Es sind dies kleinere Steine, Kastanien oder auch Eicheln.

Im Fall, über den zuerst das Tessiner Fernsehen RSI berichtet hat, ermittelt noch immer die Militärjustiz. Das Verteidigungsdepartement (VBS) sprach auf Twitter von der «Misshandlung eines Tessiner Rekruten» und erklärte, die Armee akzeptiere keine körperliche Züchtigung. Der Chef der Armee besuchte die betroffene Rekrutenschule nach dem Vorfall, und auch Verteidigungsminister Guy Parmelin verurteilte die Aktion im Nachrichtenmagazin Nau.ch als «absolut inakzeptabel». Es müssten «Sanktionen folgen».

Die Soldatenzeitschrift «Schweizer Soldat» betrachtet den Vorfall hingegen eher als Petitesse. In einem Artikel titelt sie «Steinigung = Fake News» und schreibt darunter, Rekruten hätten sich lediglich «einen Scherz» erlaubt, «der in den ohnehin nicht gerade wehrfreundlichen Medien Folgen hatte».

Zwar erklärt der ungenannte Autor auch, die Redaktion habe nicht «das Geringste übrig für ‹Hamburger›-Taufen, Begrüssungsrituale und jegliche Art von Machotum» in der Armee. Auch «Blödeleien, Bierideen und das Plagen von Kameraden» seien nicht tolerierbar. Der in den Medien als «Steinigung» bekannt gewordene Vorfall jedoch wird als «Scherz» bagatellisiert.

Auf Linie mit der militärischen Führung befindet sich der «Schweizer Soldat» hingegen wieder, wenn es um das Filmen und Veröffentlichen bei der Armee geht. Das entsprechende Verbot sei berechtigt und durchzusetzen. Gerade «der Vorfall in der RS» zeige, «was ein Video anrichten» könne.

Bei Lewin Lempert von der Gruppe Schweiz ohne Armee (GSoA) sorgte die Berichterstattung des Militärmagazins für Empörung. Es sei «ziemlich schlimm, dass eine Zeitung, welche an alle Offiziere und Unteroffiziere geht, ohne Beleg eine solche Tat krass verharmlost», sagte Lempert dem «Blick».

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