Eurovision Song Contest Satire beim ESC: Tritt «Hyäne Fischer» im Nazi-Look für Österreich an?

tmxh

30.11.2018

Mit Nazi-Persiflage zum Erfolg? Hyäne Fischer will mit «Im Rausch der Zeit» an den ESC in Tel Aviv.

YouTube / Hyäne Fischer

Eine Musikerin will unter dem Namen Hyäne Fischer mit provokanter 30er-Jahre-Ästhetik beim ESC für Österreich antreten. Sie wirft die Frage auf: Wie viel politische Satire ist beim Eurovision Songcontest möglich?

Obersalzberg-Romantik, 30er-Jahre-Nazi-Look und Naturverklärung, gemischt mit heimattümelnden deutschen Texten und einer kruden Mischung aus Schlager und Elektropop – Hyäne Fischer bedient mit ihrem mystisch-raunenden Song «Im Rausch der Zeit» so ziemlich jede kulturindustrielle Provokation; irgendwo zwischen Riefenstahl, Rammstein und Rössl am Wolfgangsee. Ein User schreibt unter das zehntausenfach geklickte Video, es würde aussehen wie ein «Klassentreffen bei Eva Braun auf dem Obersalzberg».

Hyäne Fischer? Ja, richtig gehört. Das Musikprojekt bedient sich am Namen der erfolgreichsten deutschsprachigen Musikerin überhaupt, die mit ihren Schlagern Millionen einzulullen versteht. Doch nicht nur das: Die falsche Helene will als Hyäne Fischer beim Eurovision Songcontest 2019 antreten. Ausgerechnet für Österreich, ausgerechnet in Israel, wo das ESC-Finale im nächsten Jahr stattfinden wird.

«Hysteria»-Satire für alle

Die Stossrichtung der Wiener Musikerin, die mit ihren Begleitern in traditioneller Kluft volksgesund und heimatverliebt durch Wald und Flur marschiert, ist klar: Als Satireprojekt will man den immer weiter nach rechts rückenden Landsleuten den Spiegel vorhalten. Österreich, wo sich so mancher derzeit nach einer «guten alten Zeit» ohne Migranten und diesem ganzen Genderkram sehnt, mit Nazi-Ästhetik beim ESC?

Doch wer steckt dahinter? Hyäne Fischer scheint eine Aktion der linken, feministischen Burschenschaft «Hysteria» zu sein, der unter anderem die bekannte Schriftstellerin Stefanie Sargnagel angehört. Die «Hysteria», ein nur aus Frauen bestehendes Satireprojekt, das aber nicht so genannt werden will, strebt nicht nur die Abschaffung des Patriarchats an, sondern sogleich die Errichtung eines «Goldenen Matriarchats». Ihr Wappentier, na klar: die Hyäne. Fleissig wird der Song von ihren Followern und Fans gerade verbreitet. 

Als Satire auf Burschenschaften hat die Burschenschaft Hysteria auch eine Hymne.

YouTube Burschenschaft Hysteria

Hält der ESC politische Parodien aus?

So viel politisch anspielungsreiche Parodie, so viel subversive Satire – hält das der einst unpolitisch-bunte, von schönem Schein dominierte Eurovision Songcontest aus? Mutet man dem ESC-Zuschauer damit nicht zu viel zu? Schliesslich gibt es in dem ebenso genialen wie grotesken Hyäne-Fischer-Song zwar massenweise doppelte Ebenen, die aber niemals so offensichtlich aufgelöst werden, dass man das ganze als heitere Nazi-Satire weglachen könnte. Selten wurde rechter Populismus in Songform so akkurat persifliert.

Zwar wurde der ESC immer wieder zum Paradeziel satirischer Aktionen. Während jedoch die Deutschen Stefan Raab und Guildo Horn das Schlagergeschäft ganz unpolitisch aufs Korn nahmen und die Österreicherin Conchita Wurst bei ihrem ESC-Sieg 2014 die Publikumstoleranz in Sachen sexueller Vielfalt testete, stellen Hyäne Fischer und die Hysteria die Frage: Wie ernst nehmt ihr diesen unsäglichen völkischen Heimatunsinn wirklich? Bleibt die Frage, wie viel Freude überhaupt angebracht wäre, sollte die «Hyäne» tatsächlich für Österreich nach Tel Aviv fahren.

Offizieller Bewerber ist Hyäne Fischer indes noch nicht, und auch die Burschenschaft Hysteria weist auf Facebook jede Verbindung zu dem Projekt von sich – mit einer augenzwinkernden Stellungnahme: «Aktuell versucht die Journaille der Systempresse, unserer altehrwürdigen Verbindung eine Nähe zur Glitzerwelt des Showbusiness anzudichten: Diesen Vorwurf weisen wir aufs Schärfste zurück!»

Das ist Helene Fischer
Bilder des Tages
Zurück zur Startseite