«Stadt als Partykulisse für Superreiche» Scharfe Kritik an Jeff Bezos' Mega-Hochzeit in Venedig

Jenny Keller

27.6.2025

Mit einem Plakat auf dem Markusplatz fordern Greenpeace-Aktivist*innen, Bezos höher zu besteuern.
Mit einem Plakat auf dem Markusplatz fordern Greenpeace-Aktivist*innen, Bezos höher zu besteuern.
Bild: Greenpeace/Greenpeace/AP/dpa

Drei Tage feiert Jeff Bezos mit Stars und Megareichen eine Luxushochzeit in Venedig. Kritiker*innen sprechen vom Ausverkauf: Venedig werde zur Bühne für Superreiche, die Bevölkerung gehe leer aus.

Jenny Keller

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Jeff Bezos und Lauren Sánchez feiern eine dreitägige Luxushochzeit in Venedig mit Staraufgebot, gesperrten Vierteln und aufwendigen Sicherheitsvorkehrungen.
  • Die Stadtführung wirbt mit Millionen an erwarteten Einnahmen und einem angeblichen Imagegewinn in Milliardenhöhe.
  • Kritiker*innen sehen darin einen Ausverkauf Venedigs, der vor allem internationalen Hotelketten und Politikern nützt.
  • Protestaktionen vor Ort zeigen den Unmut vieler Venezianer*innen, die unter Massentourismus, steigenden Mieten und geschlossener Infrastruktur leiden.
  • PR-Gesten wie Spendenaufrufe für die Stadt gelten vielen als Greenwashing, während die Superreichen Venedig als exklusive Partykulisse nutzen.

Die Hochzeit des Amazon-Gründers Jeff Bezos mit TV-Moderatorin, Journalistin und Unternehmerin Lauren Sánchez ist ein grosses Society-Spektakel.

Drei Tage lang wird in Venedig gefeiert. Auf abgesperrten Plätzen, venezianischen Inseln und in Luxushotels.

Rund 200 Gäste aus Showbusiness und Wirtschaft sind geladen, darunter Stars wie Kim Kardashian, Leonardo DiCaprio und Bill Gates.

Während für die Feierlichkeiten Kanäle und ganze Stadtviertel abgeriegelt werden und Sicherheitskräfte auf Wassermotorrädern patrouillieren, wirbt die Stadtspitze mit einem angeblichen Millionengewinn.

Bürgermeister Brugnaro und der Regionalpräsident sprechen von zehn bis über 40 Millionen Euro, die das Fest in die Kassen spülen soll, sogar von einem «Imagewert» in Milliardenhöhe ist die Rede.

Luxus für wenige, Lasten für alle

Doch die Kritik an diesem Spektakel ist laut. Die in Venedig lebende Journalistin Petra Reski wirft den Behörden vor, die Stadt hemmungslos an Superreiche zu verkaufen. In ihrem Blog beschreibt sie die Hochzeit als «zynisches Spektakel», das Venedig auf eine Kulisse reduziert.

Die Bevölkerung selbst profitiere kaum. Viele Luxushotels gehören internationalen Konzernen, Tagesbesucher*innen müssen an diesem Wochenende sogar Eintritt bezahlen, während die Hochzeitsgesellschaft ausgenommen sei. Die Wertschöpfung fliesse ab, die meisten in Venedig lebenden Leute sähen keinen Cent.

Reski kritisiert auch die politische Verflechtung hinter dem Fest. Städtische Immobilien wie die Renaissance-Loggia Misericordia werden für Bezos’ Hochzeitsprogramm vermietet. Laut Medienberichten soll Bürgermeister Brugnaro direkt daran verdienen.

US-Präsidententochter Ivanka Trump und ihr Ehemann Jared Kushner (links).
US-Präsidententochter Ivanka Trump und ihr Ehemann Jared Kushner (links).
Luigi Costantini/AP/dpa

«Ein guter Deal für ihn», schreibt Reski spöttisch. Unterdessen haben Normalverdienende immer weniger vom Boom des Luxustourismus und leiden in der Altstadt unter explodierenden Mieten, geschlossenen Schulen und dem Verlust der Nahversorgung.

Spenden für Restaurierung Venedigs

Auch das offizielle Narrativ vom «Segen für die Stadt» hält Reski für Augenwischerei. Dass die Hochzeitsgesellschaft von Eintrittsgebühren für die Altstadt ausgenommen ist, während Tagesgäste zahlen müssen, zeige deutlich, für wen die Stadtpolitik gemacht werde.

Auch die PR-Gesten des Brautpaars sorgen für Debatten. Bezos und Sánchez baten ihre Gäste, statt Geschenke zu bringen doch für die Restaurierung Venedigs zu spenden. Für viele Kritiker*innen ist das jedoch reines Greenwashing.

Ein Versuch, das Image des Multimilliardärs aufzupolieren, während Privatjets im Stundentakt landen. Medienberichten zufolge beantragten mindestens 95 Privatjets eine Landegenehmigung für den Flughafen Marco Polo, unzählige Mega-Yachten ankern vor der Stadt.

Klimakrise und Overtourism

Venedig ist stark betroffen von der Klimakrise und dem steigenden Meeresspiegel. Die Stadt leidet unter Overtourism, fehlendem bezahlbarem Wohnraum und mangelhafter Versorgung für Einheimische.

Gegen die Hochzeit von Amazon-Gründer Jeff Bezos und Laura Sánchez gibt es Proteste.
Gegen die Hochzeit von Amazon-Gründer Jeff Bezos und Laura Sánchez gibt es Proteste.
Luca Bruno/AP/dpa

Umweltorganisationen, Wohnungsinitiativen, Kreuzfahrtgegner*innen und Studierendengruppen protestierten gemeinsam unter dem Motto «No Space for Bezos» – ein Wortspiel auf seine Raumfahrtfirma Blue Origin und den jüngsten Weltraumflug seiner Partnerin.

Greenpeace entrollte ein Banner auf dem Markusplatz, das Bezos vorwarf, zu wenig Steuern zu zahlen. Aktivist*innen platzierten Schaufensterpuppen mit Amazon-Paketen als ironische Anspielung auf den Konzern.

«Venedig wird wieder einmal benutzt und hat nichts davon», bringt Reski die Stimmung vieler Bewohnerinnen und Bewohner auf den Punkt. Die Protestaktionen gegen die Hochzeit seien nicht einfach Neid auf Reichtum, sondern richteten sich gegen eine Stadtpolitik, die Venedig immer mehr zur Kulisse für die Superreichen mache, während das echte Leben aus dem Zentrum verschwinde.


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