Forscherinnen lüften Geheimnis «Schreiende Mumie» zeigt wohl den letzten Todeskampf

dpa/pfi

4.8.2024

Forscherinnen aus Ägypten haben eine 3500 Jahre alte Mumie genauer untersucht.
Forscherinnen aus Ägypten haben eine 3500 Jahre alte Mumie genauer untersucht.
Bild: Sahar Saleem

Was beschäftigt Menschen im Moment ihres Todes? Die «schreiende Mumie» sieht so aus, als habe sie Schmerzen gehabt. Oder entstand ihr Ausdruck erst beim Balsamieren? Forscherinnen untersuchten die Frau.

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  • Forscherinnen sind dem Gesichtsausdruck einer als «Schreiende Frau» bekannten Mumie auf den Grund gehen.
  • Die Frau könnte vor rund 3500 Jahren einen qualvollen Tod gestorben sein.
  • Die Forscherinnen führen den schreienden Gesichtsausdruck auf einen Leichenkrampf zurück.

Eine Mumie, die aussieht, als würde sie schreien, könnte vor ihrem Tod tatsächlich vor Schmerzen geschrien haben. Diese Hypothese vertreten zumindest ägyptische Wissenschaftlerinnen nach der Untersuchung der Mumie mit mehreren bildgebenden Verfahren.

Sie vermuten einen Leichenkrampf, der einzelne Muskelpartien erstarren lässt. Die Studie von Sahar Saleem von der Universität Kairo und Samia El-Merghani vom ägyptischen Ministerium für Tourismus und Antiquitäten ist im Fachjournal «Frontiers in Medicine» erschienen.

Gesichtsausdruck weckt Foscher-Neugier

Die Mumie, die die Bezeichnung CIT8 trägt, erhielt bereits in der Vergangenheit wegen ihres speziellen Gesichtsausdrucks und dem weit aufgerissenen Mund besondere Aufmerksamkeit.

Im alten Ägypten war es üblich, dass die Einbalsamierer den Kieferknochen und den Schädel des Verstorbenen umwickelten, um den Mund geschlossen zu halten. Bei CIT8 war das nicht der Fall. Das weckt die Aufmerksamkeit der Forschenden. Bisher sei ein offener Mund nur bei zwei anderen Mumien aus dem alten Ägypten gefunden worden, erklärte Studienleiterin Saleem laut einer Mitteilung. Auch diese habe sie untersucht.

Frau starb im Alter von 48 Jahren

Die weibliche CIT8-Mumie wurde bei einer Expedition des Metropolitan Museum of New York in den Jahren 1935 und 1936 entdeckt. Sie lag in einem Holzsarg bei den Verwandten von Senenmut, dem Architekten und Aufseher königlicher Arbeiten von Hatschepsut. Es soll sich um Prinzessin Meritamun handeln, die an einem Herzinfarkt starb, so Saleem weiter.

Die ägyptische Forscherin Sahar Saleem stellte bei der Analyse der Bilder fest, dass die 1,54 Meter grosse Frau im Alter von 48 Jahren starb.
Die ägyptische Forscherin Sahar Saleem stellte bei der Analyse der Bilder fest, dass die 1,54 Meter grosse Frau im Alter von 48 Jahren starb.
Bild: Sahar Saleem

Die Professorin für Radiologie machte sich daran, CIT8 mit verschiedenen Techniken wie Computertomografie und Infrarottechnik zu durchleuchten. Die Bilder ergaben, dass es sich um eine 1,54 Meter grosse Frau handelt, die im Alter von 48 Jahren starb. Sie litt wohl an einer leichten Arthritis der Wirbelsäule. Ihr fehlen mehrere Zähne, die sie wohl schon zu Lebzeiten verloren hatte. Die noch vorhandenen Zähne zeigten Abnutzungserscheinungen, einige waren gebrochen. Die Hände hat sie über ihrem Intimbereich gefaltet.

Wurde die Einbalsamierung nachlässig durchgeführt?

Die Frau trug eine schwarze «Langhaarperücke» aus Dattelpalmenfasern – ein Symbol für Jugend im alten Ägypten. Darüber hinaus war das natürliche Haar der Frau mit Henna und Wacholder gefärbt worden.

Anders als sonst üblich wurden bei der untersuchten Mumie die inneren Organe nicht entfernt. Gehirn, Zwerchfell, Herz, Lunge, Leber, Milz, Nieren und Eingeweide befinden sich noch immer an ihrem ursprünglichen Platz.

Die Mumie wurde mit hochwertigen Materialien wie Weihrauchharz, Wacholderharz und Teebaumöl einbalsamiert.  Die Studienautorinnen schliessen aus der Verwendung der edlen Substanzen, dass die Einbalsamierung nicht zwingend nachlässig durchgeführt wurde – und auch der Mund nicht aus diesem Grund bis heute offen steht.

Frau starb wohl einen qualvollen Tod

Die Forscherinnen führen den schreienden Gesichtsausdruck auf einen Leichenkrampf zurück: «Er tritt nach schwerer körperlicher oder emotionaler Aktivität auf und führt zu einer sofortigen Totenstarre, da die kontrahierten Muskeln unmittelbar nach dem Tod starr werden und sich nicht entspannen können.» Das würde bedeuten, «dass die Frau schreiend vor Qualen oder Schmerzen starb», meint Saleem.