«Ich bin nicht gefährlich» Inhaftierte IS-Kämpfer wollen zurück in die Schweiz

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18.12.2019

Unter den IS-Kämpfern befanden sich vor der Niederschlagung des IS auch Schweizer (Symbolbild)
Unter den IS-Kämpfern befanden sich vor der Niederschlagung des IS auch Schweizer (Symbolbild)
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«Holt uns in die Schweiz zurück!»: Drei mutmassliche Schweizer IS-Kämpfer fordern eine Rückkehr in die Heimat. Die Regierung solle sich dafür einsetzen, sie aus kurdischer Gefangenschaft zu holen.

Sie kamen aus der Schweiz, um an der Seite des so genannten «Islamischen Staates» zu kämpfen. Nun, da sie in Nordsyrien in kurdischer Gefangenschaft sitzen, wollen sie zurück in ihre Heimat. Drei mutmassliche Schweizer IS-Anhänger fordern die Regierung auf, ihnen zu helfen.

In Interviews, die der «Tages-Anzeiger» und die «Rundschau» in einem nordsyrischen Gefängnis führen konnten, wird etwa der Westschweizer Damian G. aus Orbe VD zitiert: «Ich bitte die Schweizer Regierung, mich und die anderen Schweizer hier zurückzuholen». Und weiter: «Ihr redet von Menschenrechten, von der Genfer Konvention». Doch die Schweiz mache nichts. «Ich bin sehr enttäuscht», so G. 

«Ich muss für meine Fehler büssen»

Ein weiterer Schweizer namens Ajdin B. aus Lausanne, der seit Monaten in kurdischer Haft sitzt, zeigt in dem Interview mehr Reue: «Ich muss für meine Fehler büssen», wird er zitiert. Dass er nach Syrien gereist sei, würde er bereuen: «Es war ein Fehler. Das tut mir sehr leid». Er müsse daher für seine Fehler büssen – und würde gern in die Schweiz zurück, auch wenn er hier zehn Jahre ins Gefängis müsse. Er sagt: «Sie müssen wissen, ich bin nicht gefährlich».

Alle drei der mutmasslichen IS-Kämpfer, die im Kalifat eine Familie gründete, geben an, dass sie den «Islamischen Staat» nicht haben verlassen können. Heute sind die drei so von der Aussenwelt abgeschirmt, so dass sie vom Ende des IS nichts wissen. Kontakt mit ihren Familien halten sie über das Rote Kreuz. 

Fest steht: Zwei von ihnen stiessen zu der Terrororganisation hinzu, als man im Westen längst von deren grausamen Taten wusste. Zudem gerieten laut SRF zwei der Schweizer erst in Gefangenschaft, als jene Dörfer befreit wurden, in denen die treuesten IS-Mitglieder bis zum Ende kämpften. Was genau sie in Syrien und im Irak taten, lässt sich allerdings schwer nachweisen.

Kritik an Haftbedingungen

Der dritte im Bunde, der Konvertit Daniel G. aus Genf, spricht von den Haftbedingungen der Männer, die laut SRF ausgemergelt wirken: «Es gibt nur sehr wenig zu essen», wird er zitiert. «Die Haftbedingungen in den kurdischen Gefängnissen sind sehr schwierig: Zwischen Folter, schlechter Behandlung und fehlender Hygiene», so G., der einst mit einem der Bataclan-Terroristen von Paris in Kontakt gewesen sein soll. 

Überprüfen liesse sich die Aussagen nicht. Im grössten Gefängnis für IS-Anhänger sitzen etwa 5'000 Männer in Haft, darunter die drei Schweizer. Ihre Frauen und Kinder leben derweil unter Überwachung in riesigen Camps – auch eine der Frauen der drei Interviewten soll Schweizerin sein. 

Derweil will der Bund die Schweizer IS-Anhänger nicht zurückholen. Auf eine Anfrage der «Rundschau» habe das Aussendepartement auf die Entscheidung des Bundesrates vom März verwiesen, die IS-Kämpfer nicht aktiv zurückzuholen. Priorität habe der Schutz der Schweizer Bevölkerung. Angestrebt werde «die Strafverfolgung und der Vollzug allfälliger Strafen im Tatortstaat nach internationalen Standards», zitiert der SRF die Antwort.

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