Fall Emanuela Orlandi So erklärt der Vatikan die leeren Gräber

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12.7.2019

Bei der Öffnung zweier Gräber erlebten Ermittler im Vatikan eine Überraschung: Beide waren leer. Nun gibt es eine erste Theorie zum Verbleib der Leichen.

Von einer Graböffnung auf dem Campo Santo Teutonico hatte sich die Familie der 1983 im Vatikan verschwundenen Emanuela Orlandi Klarheit erhofft. Doch als am Donnerstag nach einem anonymen Hinweis auf dem deutschen Friedhof des Vatikan zwei Gräber geöffnet wurden, erlebten die Ermittler eine Überraschung: Unter den Grabplatten fanden sich weder die sterblichen Überreste der Vermissten, noch die der deutschen Adeligen, die dort eigentlich ihre letzte Ruhe gefunden hatten. «Es wurden keinerlei menschliche Überreste und keine Urnen gefunden», teilte Vatikansprecher Alessandro Gisotti mit.

Wo die Gebeine von Sophie von Hohenlohe (gestorben 1836) und Herzogin Charlotte Friederike zu Mecklenburg (gestorben 1840) hingekommen sind, versuchte am Freitag der päpstliche Mediendirektor Andrea Tornielli nun in den «Vatican News» zu rekonstruieren. Demnach könnten die Überreste der beiden Damen im Zuge des Neubaus des angrenzenden deutschen Priesterkollegs in den 60er-Jahren an einen anderen Ort gebracht worden sein, schreibt «Bild». Entsprechende Dokumente werden derzeit ausgewertet.

Mit komplett leeren Gräbern hatten die Ermittler nicht gerechnet.
Mit komplett leeren Gräbern hatten die Ermittler nicht gerechnet.
Keystone

Vatikan widerspricht Bruder der Vermissten

Vor 36 Jahren verschwand Emanuela Orlandi, die 15-jährige Tochter eines päpstlichen Dieners, nach einem Besuch in der Musikschule spurlos. Um den Fall ranken sich seit Jahren Gerüchte und Verschwörungstheorien, zuletzt hatte die Anwältin der Familie Orlandi einen anonymen Brief erhalten, der nahelegte, Emanuelas Überreste könnten auf dem deutschen Friedhof des Vatikan vergraben sein.

Die Bereitschaft des Vatikans, die fraglichen Gräber öffnen zu lassen, sah Emanuelas Bruder Pietro Orlandi ein erstmaliges Eingeständnis einer Mitwisserschaft oder Verantwortung des Vatikans. Tornielli widerspricht dem in einem Leitartikel der «Vatican News» vehement. Vielmehr sei die Entscheidung «Ausdruck einer besonderen Aufmerksamkeit und menschlicher wie christlicher Nähe für Emanuela Orlandis Familie» gewesen.

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