Zur Begrüssung So sind Umarmungen auch in der Coronazeit möglich

twei

3.9.2020

Vielen Menschen fehlen in der Coronazeit Umarmungen. (Symbolbild)
Vielen Menschen fehlen in der Coronazeit Umarmungen. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Körperkontakt ist in Coronazeiten Mangelware. Dabei können Umarmungen besser als so manche Medizin wirken. Aber ist sicheres Umarmen unter Coronabedingungen überhaupt möglich?

Eine innige Umarmung zum Wiedersehen nach Wochen des Lockdowns, möglicherweise sogar drei Küsschen – Begrüssungsrituale, die viele Schweizer aktuell überdenken. Zwar sind Unterredungen mit Freunden mittlerweile wieder möglich, wegen der Hygienemassnahmen im Zuge der Coronapandemie hat sich aber einiges verändert.

Die drei Küsschen, das hierzulande wohl am weitesten verbreitete Begrüssungsritual, vermissen die Schweizer laut einer Umfrage von Parship weniger, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Nur 38 Prozent der Befragten fehlen die Küsschen zur Begrüssung. Ganz anders sieht es beim Thema Umarmungen aus, die sich eine Mehrheit der Befragten zurückwünscht – und zwar geschlechterübergreifend. Besonders bei Singles ist der Wunsch nach einer Umarmung in der Coronazeit gross, grösser sogar als das Bedürfnis nach Sex.



Bei jungen Menschen haben Umarmungen die altbekannte Begrüssungsformel der drei Küsschen längst abgelöst. Ausgelöst haben könnten diese Entwicklung unter anderem die US-Amerikaner, bei denen «Hugs» nicht nur im Freundeskreis verbreitet sind, sondern auch unter Menschen, die sich weniger gut kennen, normal sind. Dieses Begrüssungsritual wird sogar jedes Jahr auf dem National Hugging Day zelebriert, der 2021 bereits zum 35. Mal stattfindet.

Umarmungen sind gesund 

Aber was machen Umarmungen eigentlich mit dem menschlichen Körper? «Wenn man berührt wird, werden verschiedene Hormone ausgeschüttet, die sich auf unser Wohlergehen auswirken, zum Beispiel Endorphine, also Glückshormone, und Oxytocin, eine Art Wohlfühlhormon, das auch als Bindungshormon bezeichnet wird», erklärt die Neurowissenschaftlerin Rebecca Böhme.

Je enger die Umarmung ist, desto stärker der Effekt. Ausserdem sinkt bei regelmässigem Knuddeln das Stresslevel, man fühlt sich weniger einsam und die Laune steigt. Sogar bei Meinungsverschiedenheiten wird Umarmungen ein konfliktlösendes Potenzial zugeschrieben – sowohl bei Paaren als auch unter Freunden.



Abseits der Psyche wirkt sich die Nähe aber auch auf die körperliche Gesundheit aus. Einer Studie der amerikanischen Psychologin Sheldon Cohen zufolge stärken häufige Umarmungen das Immunsystem. Im Rahmen der Untersuchung wurden 400 Freiwillige mit einem leichten Erkältungsvirus angesteckt. Die Symptome schlugen dabei bei denjenigen weniger zu Buche, die in den Genuss vieler Umarmungen gekommen waren.

So sind Umarmungen trotz Corona möglich

Umarmungen sind also gesund. Aber sind sie auch mit den Hygienemassnahmen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) im Kampf gegen das Coronavirus vereinbar? Offiziell nicht, stattdessen wird Winken oder Verbeugen angeraten.

Dass man in der Pandemie trotzdem nicht komplett auf Umarmungen verzichten muss, machten dagegen Experten gegenüber dem Fachmagazin «The New Scientist» deutlich – sofern man sich an ein paar Einschränkungen hält. Selbstverständlich sei, dass man sich bei Coronavirus-Symptomen nicht zu einer Umarmung hinreissen lassen sollte.



Ausserdem sollte man sich, wenn möglich, an der frischen Luft umarmen und sich vorher gründlich die Hände säubern. Auch ein Mundschutz wird angeraten und sprechen sowie ausatmen sollte man für die Dauer der Umarmung vermeiden. Im Anschluss sollte zudem wieder auf Abstandsregeln geachtet werden. 

Zurück zur Startseite