ÖsterreichSOS-Kinderdorf-Gründer Gmeiner unter Missbrauchsverdacht
SDA
23.10.2025 - 10:40
ARCHIV - Der Schriftzug «SOS Kinderdorf - In Deutschland und der Welt» ist an einer Glasscheibe an der Zentrale der Kinderhilfsorganisation SOS-Kinderdorf zu sehen. Eine Kommission legte einen Bericht zu Grenzüberschreitungen gegenüber Kindern vor. Foto: Matthias Balk/dpa/Archivbild
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Der Gründer der weltweiten Hilfsorganisation SOS-Kinderdorf, Hermann Gmeiner, steht unter Missbrauchsverdacht. Gegen den 1986 verstorbenen Österreicher lägen glaubhafte Vorwürfe zu sexuellen und physischen Übergriffen vor, sagte eine Sprecherin von SOS-Kinderdorf Österreich der Deutschen Presse-Agentur.
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23.10.2025, 10:40
23.10.2025, 15:14
SDA
Die Anschuldigungen gegen den Pädagogen betreffen acht männliche ehemalige Kinder und Jugendliche an vier Kinderdorf-Standorten in Österreich. Die Übergriffe sollen zwischen den 1950er und den 1980er Jahren verübt worden sein, hiess es in einer Stellungnahme der Organisation in Innsbruck. Es sei «nicht auszuschliessen», dass im Zuge der Aufarbeitung weitere Fälle auftauchen, sagte die Sprecherin.
Vorwürfe seit Jahren intern bekannt
Die Anschuldigungen gegen Gmeiner waren innerhalb der Organisation schon seit Jahren bekannt, wurden aber erst jetzt im Zuge einer laufenden Aufarbeitung von möglichen Übergriffen von SOS-Kinderdorf-Mitarbeitern öffentlich gemacht. «Niemand steht über dem Prinzip der Verantwortung, auch nicht Gründerfiguren», sagte Annemarie Schlack, Geschäftsführerin von SOS-Kinderdorf Österreich, in einer Stellungnahme.
Laut der Organisation hatten sich Gmeiners mutmassliche Opfer zwischen 2013 und 2023 gemeldet und in dieser Zeit auch Opferschutzverfahren durchlaufen. Die Betroffenen hätten Entschädigungszahlungen und Therapien erhalten, hiess es. Die mutmasslichen Vorfälle seien zwar nicht durch Gerichtsurteile belegt, aber durch glaubhafte und plausible Schilderungen, sagte die Sprecherin.
Reformkommission: Vorsitzende sieht «Super-Gau»
Ausgehend von einem Bericht der Wiener Wochenzeitung «Falter» waren in den vergangenen Wochen eine Reihe von mutmasslichen Übergriffen von Kinderdorf-Mitarbeitern aus der jüngeren Vergangenheit publik geworden. Seitdem hat die Organisation einen «Neustart» angekündigt. Weiters wurde eine externe Kommission eingerichtet, um Missstände und strukturelle Probleme aufzuarbeiten. Die Anschuldigungen gegen Mitarbeiter seien ein «Super-Gau», sagte die Kommissionsvorsitzende Irmgard Griss der dpa. Die zusätzlichen Vorwürfe gegen Gmeiner würden die Arbeit des Gremiums nicht einfacher machen. «Es zeigt, die Dringlichkeit, sich das anzusehen», sagte die ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofes in Österreich. Es gehe darum, das Vertrauen in die Organisation wieder herzustellen und weitere Vorfälle zu verhindern, so Griss.
Kinderdorf-Gründung nach Zweiten Weltkrieg
Gmeiner wurde 1919 in eine Bergbauern-Familie geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich der damalige Medizinstudent für Kinder in Not. Im Jahr 1951 wurde das erste SOS-Kinderdorf für verwaiste und verlassene Kinder im österreichischen Imst in Tirol eröffnet. Mittlerweile betreut die Organisation weltweit Kinder und Jugendliche, deren Eltern sich aus verschiedenen Gründen nicht um sie kümmern können.
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