Millionen-Coup in Paris Louvre-Einbrecher waren laut Ermittlern gewöhnliche Kleinkriminelle

dpa

2.11.2025 - 18:34

Die Einbrecher hatten einen mit einer Hebebühne ausgestatteten Lkw neben dem Museum geparkt.
Die Einbrecher hatten einen mit einer Hebebühne ausgestatteten Lkw neben dem Museum geparkt.
Dimitar Dilkoff/AFP/dpa (Archivbild)

Die bisher gefassten Tatverdächtigen des Millionen-Raubs im Louvre waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft Kleinkriminelle. Von den gestohlenen Juwelen fehlt nach wie vor jede Spur.

,
,

DPA, Agence France-Presse, Redaktion blue News

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Nach Angaben der Ermittler waren die Louvre-Einbrecher gewöhnliche Kleinkriminelle und teils mehrfach vorbestraft – meist wegen Diebstahl. 
  • Das Profil der Festgenommenen entspreche «nicht dem, was man normalerweise mit den oberen Rängen der organisierten Kriminalität in Verbindung bringt», sagte die Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau.
  • Von dem bei dem Einbruch gestohlenen Schmuck im Wert von geschätzt 82 Millionen Franken sowie unschätzbarem historischen Wert fehlt bis heute jede Spur.

Zwei Wochen nach dem Kronjuwelen-Diebstahl im Pariser Louvre haben die französischen Ermittler erste Erkenntnisse zu den mutmasslichen Tätern veröffentlicht. Bei den bisher festgenommenen Verdächtigen handele es sich um Kleinkriminelle und nicht um Mitglieder einer hochprofessionellen Bande, sagte die Pariser Staatsanwältin Laure Beccuau am Sonntag in einem Radiointerview. Nach den Drahtziehern des spektakulären Einbruchs wird noch gefahndet.

Das Profil der Festgenommenen «entspricht nicht dem, was man normalerweise mit den oberen Rängen der organisierten Kriminalität in Verbindung bringt», sagte Beccuau. Bislang wurden vier Verdächtige im Alter zwischen 34 und 39 Jahren in Untersuchungshaft genommen, darunter eine Frau, der Komplizenschaft vorgeworfen wird.

Die drei männlichen Festgenommenen gehören nach Überzeugung der Ermittler zu dem vierköpfigen Einbecherkommando, das am 19. Oktober mit Hilfe eines Lastenaufzugs durch ein Fenster in die erste Etage des berühmten Museums im Zentrum von Paris gelangt war und dort Teile der französischen Kronjuwelen gestohlen hatte. Nach dem vierten Einbrecher wird noch gefahndet.

Zwei der Festgenommenen sind nach Angaben der leitenden Staatsanwältin teilweise geständig. Der dritte Verdächtige und dessen Partnerin leugneten jede Beteiligung an der Tat.

Das Paar wurde gefasst, nachdem DNA-Spuren der beiden in der Kabine des bei dem Einbruch genutzten Lastenaufzugs gefunden wurden. Die beiden anderen Festgenommenen hinterliessen laut Beccuau DNA-Spuren an einem für die Flucht genutzten Motorroller beziehungsweise an einer der im Louvre aufgebrochenen Vitrinen sowie an in dem Museum zurückgelassenen Gegenständen.

Die drei männlichen Verdächtigen sind allesamt wegen Diebstählen vorbestraft, zum Teil mehrfach. Gegen sie wird wegen Bandendiebstahls und Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt. Einem der Männer wurden bereits Diebstahl durch eine organisierte Gang und kriminelle Verschwörung zur Last gelegt. Beccuau sagte, der Mann sei bereits elf Mal verurteilt worden, in zehn Fällen wegen Diebstahls.

Ein 39 Jahre alter Verdächtiger, der bereits am Mittwoch offiziell beschuldigt wurde, wird mit 15 Verurteilungen in Verbindung gebracht, darunter zwei wegen Diebstahls, wie die Staatsanwältin sagte.

Von den Juwelen fehlt jede Spur

Die Frau aus La Courneuve am nördlichen Pariser Stadtrand war nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP in Tränen aufgelöst, als sie am Samstag vor einem Gericht in der französischen Hauptstadt erschien und das Ermittlungsverfahren gegen sie eingeleitet wurde. Ihr werden Beihilfe zum Diebstahl und Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Vor Gericht sagte die 38-Jährige, sie habe Angst um ihre Kinder und sich selbst.

«Es gibt vier Einbrecher, mindestens einer ist noch nicht gefunden», sagte Innenminister Laurent Nuñez der Zeitung «Le Parisien». Zudem werde weiter nach dem oder den Drahtziehern des spektakulären Einbruchs gesucht.

Von dem bei dem Einbruch gestohlenen Schmuck im Wert von geschätzt 88 Millionen Euro (rund 82 Millionen Franken) sowie unschätzbarem historischen Wert fehlt bis heute jede Spur.

Möglicherweise seien die Juwelen bereits ins Ausland gebracht worden, sagte Innenminister Nuñez. Er sei aber zuversichtlich, dass sie wiedergefunden werden könnten. Staatsanwältin Beccuau zufolge haben die Ermittler den Schwarzmarkt im Auge, wo die wertvollen Schmuckstücke angeboten werden könnten. Beccuau schloss zudem nicht aus, dass die Juwelen als «Tauschware» im Milieu der organisierten Kriminalität genutzt werden könnten.


Mehr Videos aus dem Ressort

Deutsche Firma geht nach Louvre-Diebstahl viral

Deutsche Firma geht nach Louvre-Diebstahl viral

STORY: Die Einbrecher, die am Sonntag Schmuck im geschätzten Wert von 88 Millionen Euro aus dem Louvre in Paris gestohlen haben, sind offenbar nicht die einzigen, die von dem Coup profitieren. Der deutsche Hersteller des Lastenaufzugs, den die Täter für den Diebstahl einiger französischer Kronjuwelen einsetzten, nutzt die Umstände zur Eigenwerbung und veröffentlichte eine scherzhafte Anzeige mit dem Bild seines Aufzugs vor dem Museum in Paris. Alexander Boecker, Geschäftsführer: «Wir haben Sonntag von dem Raub im Louvre erfahren, konnten dann relativ schnell feststellen, dass es unser Schrägaufzug war, den die Täter benutzt hatten. Als dann klar war, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind, wurden wir auch immer mehr von Mitarbeitern angetextet: «Hast du das gesehen? Was meint ihr dazu?» Und dann haben meine Frau und ich angefangen, am Sonntagabend so ein bisschen rumzuspinnen. Der Böcker Agilo amortisiert sich innerhalb von sieben Minuten x-fach. Aber was ist da vielleicht eine Grenze? Was unsere Geräte auszeichnet, ist, dass sie ziemlich schnell einsatzbereit sind, dass man schnell damit legal arbeiten kann. Und dann hatte meine Frau eben die Idee «Wenn es mal wieder schnell gehen muss.» Und dann haben wir das Bild am Montag morgen erworben oder die Lizenz dafür und haben gesagt, wir machen das jetzt auf Instagram, Facebook und später LinkedIn und hoffen, dass alle dieses Augenzwinkern nachvollziehen können und dann auch das Ganze auch nicht zu ernst nehmen.» Die Reaktionen darauf seien bisher meist positiv gewesen, sagte Böcker – einige Leute aus dem Ausland hätten ihn sogar dafür gelobt, dass Deutsche offenbar doch Humor hätten. Der Louvre öffnete am Mittwoch wieder für die Öffentlichkeit. Der Einbruch hat in Frankreich eine landesweite Überprüfung der Sicherheitsmassnahmen in Museen ausgelöst.

23.10.2025