Krimi-Fans setzen sich durch Stadt Zürich unterstützt ihre «Tatort»-Ermittlerinnen

olgr, sda

21.12.2023 - 04:56

Ermitteln in Zürich: Anna Pieri Zürcher und Carol Schuler verkörpern das Tatort-Kommissarinnenduo Isabelle Grandjean und Tessa Ott.
Ermitteln in Zürich: Anna Pieri Zürcher und Carol Schuler verkörpern das Tatort-Kommissarinnenduo Isabelle Grandjean und Tessa Ott.
Keystone

Die Stadt Zürich will weiterhin in der deutschsprachigen TV-Welt präsent sein: Sie finanziert deshalb auch in den nächsten vier Jahren den Schweizer «Tatort» mit. Der Gemeinderat hat am Mittwochabend Beiträge von jährlich 400'000 Franken mit 68 zu 48 Stimmen genehmigt.

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Der Zürcher Stadtrat hatte sich in seinem Antrag als «Tatort»-Fan geoutet: Es handle sich um die älteste und beliebteste TV-Kriminalreihe im deutschsprachigen Raum, die teils über zehn Millionen Zusehenden fessle, hielt er darin fest.

«Kaum ein anderes Fernsehformat bietet eine so gute Plattform, um eine Stadt national und international zu präsentieren.» Sichtbarkeit und touristische Vermarktung eines modernen Zürich seien wichtige Faktoren im Zusammenhang mit dem «Tatort».

Zudem liessen die Produzenten und die Filmcrew, die im Jahr zwei Krimis drehen, viel Geld in Zürich; sie würden bei Gewerbebetrieben Leistungen im Umfang von rund zwei Millionen Franken beziehen.

Kritik von rechter und linker Seite

Dass die Stadt den Krimi jährlich mit 400'000 Franken unterstützt, kam für die SVP aber trotz dieser Argumente nicht in Frage. Es gebe keinen Grund, dass der Steuerzahler, der schon TV-Gebühren berappe und über die Steuern auch Zürich Tourismus unterstütze, nun auch noch den «Tatort» mitfinanziere, sagte Stefan Urech. Zumal es ja auch einen «Zürich-Krimi» der ARD gebe, der ohne Zürcher Subvention erfolgreich sei und ein positives Bild der Stadt zeichne.

Sabine Koch (FDP) sprach davon, dass der beantragte jährliche Betrag viel zu hoch sei für zwei Krimis. Und Sophie Blaser begründete die Ablehnung der linken AL damit, dass es der Stadt beim «Tatort» nicht um Kultur gehe, sondern um eine Imagekampagne.

Die Grünen waren gespalten, wie Urs Riklin festhielt. Ein Teil seiner Fraktion glaube, dass die erfolgreiche «Tatort»-Serie aus kulturpolitischen Gründen keiner Unterstützung bedürfe, da sie so oder so produziert werde. Und der andere Teil «möchte am Sonntagabend halt etwas Polizeipropaganda sehen», sagte er lachend.

SP, GLP und Mitte/EVP sprachen sich demgegenüber mit Verweisen auf Standortmarketing, Förderung der Kreativwirtschaft und Aufträgen für KMU geschlossen für die städtische Unterstützung des Krimis aus.

Von Luzern nach Zürich

Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hatte den «Tatort» im Jahr 2019 von Luzern nach Zürich verlegt. Die Stadt Zürich unterstützte die Produktion von 2020 bis 2023 gemäss Stadtratsbeschluss als Pilotprojekt jährlich mit 400'000 Franken. Die TV-Serie wird nun mit dem Entscheid des Gemeinderates weiterhin unterstützt.