Swatch-Chef Nick Hayek sieht den weltgrössten Uhrenkonzern nach dem coronabedingten Einbruch im Jahr 2020 auf Erholungskurs. Besonders gut läuft das Geschäft in Asien und in den USA. Gleichzeitig gewinnt der Onlinehandel während der Coronakrise an Bedeutung.
«Unser Ziel ist es, im laufenden Jahr mit dem Umsatz so nahe wie möglich an des Niveau aus dem Jahr 2019 zu kommen», erklärte Hayek am Donnerstag an der virtuell durchgeführten Bilanzmedienkonferenz. «Ob das klappt oder nicht, wissen wir nicht.» Der Start in das Jahr 2021 sei der Gruppe sei jedenfalls geglückt, gab sich Hayek zuversichtlich.
Das Jahr 2020 war für die gesamte Uhrenbranche und somit auch für die Swatch-Gruppe ein Horrorjahr. Der Umsatz brach um beinahe einen Drittel auf 5,6 Milliarden Franken ein und erstmals seit 1984 musste Swatch einen Verlust ausweisen. Der Absatz der gesamten Branche schrumpfte gemessen an den Daten zu den Uhrenexporten um gut einen Fünftel.
Kräftige US-Erholung
Doch nun erholt sich das Geschäft mit Uhren. In einigen Ländern setzte die Erholung bereits im Verlauf des letzten Jahres ein. Vor allem in asiatischen Märkten wie China, Taiwan oder Südkorea, wo die Corona-Fallzahlen früh auf tiefe Niveaus gedrückt werden konnten und die Geschäfte ihre Türen öffnen durften, nehme der Konsum zu, sagte Hayek.
«Die Konsumenten sind bereit, Geld für Einkäufe auszugeben und decken sich dabei auch mit hochwertigen Produkten wie Uhren ein», sagte Hayek. Wie so oft nach Krisen, stelle sich bei den Konsumenten rund um den Globus ein gewisser Kompensationseffekt ein.
Sehr gut läuft das Geschäft von Swatch in den USA. Bereits im November und Dezember habe die Gruppe dort mehr verkauft als das vor Corona der Fall war, sagte Chef-Controller Peter Steiger. «Im Dezember hat beispielsweise die Marke Tissot in den USA den grössten je erzielten Monatsumsatz erreicht.»
Und der US-Markt ist laut Steiger auch zu Beginn des neuen Jahres mit zweistelligen Wachstumsraten gut unterwegs. «Wir gehen davon aus, dass wir den US-Umsatz im ersten Quartal verglichen mit 2019 um rund 15 Prozent steigern können.»
Wachsendes Onlinegeschäft
In Europa dämpfen dagegen die nach wie vor schwachen Touristenströme und die coronabedingt in vielen Ländern geschlossenen Läden die Erholung. Das sei auch in der Schweiz so, wo die Gruppe in «normalen» Zeiten einen grossen Teil des Umsatzes mit asiatischen Touristen mache, erklärte Hayek.
Die europäischen Konsumenten hätten aber gelernt, mit Lockdowns umzugehen. «Die Menschen kaufen nun online ein. Und wir haben uns im E-Commerce-Geschäft verbessert.» In Grossbritannien beispielsweise habe die Swatch-Gruppe im zweiten Lockdown deutlich mehr Uhren verkauft als noch während der ersten Geschäftsschliessungen vor einem Jahr.»
Das vor Corona noch sehr kleine E-Commerce-Geschäft hat mit der Pandemie an Fahrt aufgenommen. Die Absätze über die eigenen Kanäle seien um 70 Prozent gewachsen, erklärte Steiger. Und am gesamten Umsatz machten die Onlineverkäufe im letzten Jahr 5,5 Prozent aus nach lediglich 2,6 Prozent 2019. Bei stark online-affinen Marken wie Swatch oder Tissot liege der Anteil gar bei über einem Viertel.
Warteliste für Omega-Uhren
Bei gewissen Marken ist die Nachfrage so gross, dass lange Wartelisten entstehen. Gemäss Hayek sind diese Listen bei den Luxusuhren von Blancpain und der Swatch-Vorzeigemarke Omega am längsten. Und Omega warte in diesem Jahr erst noch mit neuen Produkten etwa zum neuen James Bond-Film und den um ein Jahr verschobenen Olympischen Spielen in Tokio auf.
Aber auch andere Marken erfreuen sich an guten Absatzzahlen. So würden Eltern die Zeit daheim etwa dazu nutzen, um für ihre Kinder Uhren der Marke FlikFlak zu bestellen, sagte Hayek. Aus dem mittleren Preissegment entwickelten sich Marken wie Hamilton, Midor, Tissot oder Longines sehr gut und bei den teuren Uhren punkten nebst Omega und Blancpain auch Harry Winston oder Bréguet mit guten Verkäufen.