Am Theater in Chur herrscht Aufbruchstimmung in mehrfacher Hinsicht. Das Schauspielhaus ist zurück nach längerer Abwesenheit wegen der Corona-Pandemie. Und es startet nach zehn Jahren unter neuer Führung.
Roman Weishaupt heisst der neue Leiter des Hauses. Der 41-jährige Regisseur und Schauspieler, geboren und aufgewachsen im Kanton Graubünden, löst Ute Haferburg ab. Sie wolle nicht, dass Routine einkehre, hatte Haferburg vor einem Jahr zur Begründung für ihren Abgang gesagt.
Der neue geschäftsführende Direktor und sein rund 30-köpfiges Team stellten sich selber und das Spielprogramm am Freitag in Chur den Medien vor. Weishaupt sagte, die neue Leitung stehe für ein «weltoffenes und zugleich lokal verankertes, diverses, kontroverses, aufrüttelndes, experimentelles und sinnliches Theater».
Keine Gastspiele im Herbst
Auch wolle sich das Theater auf die Stadt Chur und deren Bewohnerinnen und Bewohner einlassen. Ein Ort der Reflexion soll das Haus sein, wo nach Intention der Theaterleitung auch lokale Themen und Befindlichkeiten aufgegriffen werden sollen. Das Spielhaus steht gemäss Definition der Leitung ein für einen breiten Theaterbegriff.
Die kommende Spielzeit ist nicht unbeeinflusst von der Corona-Pandemie. Im Herbst werden noch keine Gastspiele aus dem Ausland aufgeführt. Bereits geplante internationale Produktionen wurden auf den Frühling nächsten Jahres verschoben oder sogar auf die Spielzeit 2021/22.
Auftakt mit Schweizer Theaterproduktionen
Deshalb prägen den Auftakt Schweizer Theaterproduktionen. «Mittendrin» lautet nach Angaben des Theaters der Leitgedanke für die anstehende Spielsaison.
Der Start erfolgt Anfang Oktober mit dem Stück «La Müdada – die Wende». Die Eigenproduktion basiert auf einem Werk des Engadiner Schriftstellers Cla Biert. Das Publikum bekomme ein Panorama Graubündens zu sehen, das gestern und heute, Stadt und Land zusammenbringe, verspricht die Theaterleitung.
Es folgt das Stück «Les Italiens» des Italo-Schweizer Regisseurs Massimo Furlan, der zum ersten Mal in Chur inszeniert. Dem Publikum geboten wird eine Migrationsgeschichte als Generationenstück über Erinnerungen und Träume.
Noch keine abschliessende Planung
Einem anderen Thema der Schweizer Geschichte widmet sich die Churer Regisseurin Barbara-David Brüesch. Das Stück «Verminte Seelen», das letztes Jahr am Theater St. Gallen uraufgeführt wurde, befasst sich mit der administrativen Versorgung.
Als letzten Höhepunkt der ersten Spielzeithälfte präsentiert das Theater die erste grenzüberschreitende Produktion. In Thorsten Lensings Inszenierung «Unendlicher Spass» spielt die Churerin Ursina Lardi eine der Hauptrollen.
Im Frühjahr nächsten Jahres sind unter anderem Themenschwerpunkte zum Frauenwahlrecht zu erwarten sowie zu den grossen globalen Fragen wie Migration und Umweltschutz. Aufgrund der Planungsunsicherheiten durch Covid-19 wird das Programm für 2021 erst im Herbst bekanntgegeben.
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