Diplomatischer Streit Tödlicher Unfall sorgt für Ärger zwischen USA und Grossbritannien

AFP/tsha

21.12.2019

Die Familie des Opfers Harry Dunn: Tim Dunn, Charlotte Charles und Bruce Charles fordern Aufklärung (Archivbild).
Die Familie des Opfers Harry Dunn: Tim Dunn, Charlotte Charles und Bruce Charles fordern Aufklärung (Archivbild).
Bild: Keystone

Die britischen Behörden widersetzen sich den USA: Vier Monate nach einem von ihr verschuldeten tödlichen Unfall haben sie eine Diplomatengattin offiziell beschuldigt.

Rund vier Monate nach einem tödlichen Verkehrsunfall in Grossbritannien haben britische Behörden trotz Widerstands aus den USA eine US-Diplomatengattin offiziell beschuldigt. Die Staatsanwaltschaft habe genehmigt, Anne S. wegen «gefährlichen Fahrens mit Todesfolge anzuklagen», teilte Staatsanwältin Janine Smith am Freitag mit. Das US-Aussenministerium zeigte sich in einer Mitteilung «enttäuscht» über die Entscheidung und argumentierte erneut, S. geniesse diplomatische Immunität.

Der 19-jährige Motorradfahrer Harry Dunn war Ende August nahe einer Militärbasis in Northamptonshire bei einem Frontalzusammenstoss mit einem SUV, der auf der falschen Strassenseite fuhr, getötet worden. S., die nach dem Vorfall in die USA zurückgekehrt war, hatte im Oktober zugegeben, am Steuer des Unfallautos gesessen zu haben. Sie weigerte sich jedoch, nach Grossbritannien zurückzukehren, um vor Gericht gestellt werden zu können.

Die Entscheidung über die Einleitung der Ermittlungen sei «nicht hilfreich» und keine Lösung, kritisierte das US-Aussenministerium. Zum Zeitpunkt des Unfalls habe S. unter einem Status gestanden, der ihr «diplomatische Immunität gewährt» habe.

«Wichtiger Schritt»

Der britische Aussenminister Dominic Raab sprach von einem «wichtigen Schritt», um zu erreichen, dass sich die 42-Jährige der britischen Justiz stelle. Er hoffe, dass S. «nun einsehen wird, dass es die einzig richtige Entscheidung ist, nach Grossbritannien zurückzukehren und im Rahmen des Strafverfahrens zu kooperieren», teilte er mit. Anfang Oktober hatte sich auch Grossbritanniens Premierminister Boris Johnson dafür ausgesprochen, die Immunität der Diplomatengattin aufzuheben.

Die Eltern des Unfallopfers hatten Mitte Oktober US-Präsident Donald Trump im Weissen Haus getroffen und von seiner Regierung gefordert, S. nach Grossbritannien auszuliefern - jedoch ohne Erfolg. Dunns Eltern kritisierten, dass kurzfristig versucht worden sei, ein Treffen mit S. zu arrangieren, die im Nebenraum mit Fotografen wartete. Daraufhin verliessen sie das Weisse Haus, ohne die Diplomatengattin zu treffen.

Trump hatte den Verkehrsunfall als einen «schrecklichen Unfall» bezeichnet und hinzugefügt, dass es für US-Staatsbürger normal sei, beim Fahren auf der anderen Strassenseite Probleme zu haben.

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