Die Gemeinde Sternenberg im Zürcher Oberland ist 2004 dank Christoph Schaubs gleichnamigem Spielfilm weit herum bekannt geworden. Ein Text- und Fotobuch erzählt nun auch ihre wahre Geschichte und illustriert, wie sie heute lebt.
Das Postauto fährt von Bauma die kurvenreiche Strasse hoch, und schon bald ist sie zu sehen, die Kirche von Sternenberg. Dass sie hier der zentralen Haltestelle den Namen gibt, hat sie verdient, markiert sie doch gewissermassen den Beginn der Ortsgeschichte.
Um 1690 nämlich sei die Idee aufgekommen, hier, auf 800 Metern über Meer, die höchstgelegene Kirche im Zürcher Stadtstaat zu bauen, schreibt der Historiker Markus Brühlmeier im Buch «Sternenberg. Ein Ort und seine Geschichte». Und zwar deshalb, so Brühlmeier, weil die «Bergleute» hier oben die entfernte Kirche in Wila schlecht besuchten. Vor allem im Winter sei ihnen der Weg zu beschwerlich gewesen. 1706 wurde die eigene Kirche eingeweiht. Aus dem Weiler Sternenberg entstand die Kirchgemeinde mit ihren vielen weit auseinanderliegenden Einzelhöfen.
Menschen und Landschaften
Tom Kawara hat Sternenberg für die von der Stiftung pro Sternenberg in Auftrag gegebene Publikation fotografiert. Ein Bild, das die idyllische Seite der Hügellandschaft besonders schön einfängt, ist mit folgender Legende versehen: «'Under em Pfarrer', lautet Berta Pfäfflis Antwort auf die Frage, wie sie den Ort bezeichnen würde, an dem dieser Birnbaum steht.»
Berta Pfäffli wirtete viele Jahre im Gasthaus «Sternen». Mit ihr hat die Historikerin Ursula Eichenberger gesprochen und Episoden ihrer Lebensgeschichte zu Papier gebracht. Das Wort gibt sie auch den Künstlerinnen Bignia Wehrli und Mei-Yung Weissenbach, dem Lehrerpaar Peter und Ruth Kaul, dem jungen «Überlebensexperten» Jules Kägi, dem Förster Urs Furrer, der Bauernfamilie Gfeller, dem Gemeindeschreiber Stefan Woodtli oder Sabine Sieber, der letzten Gemeindepräsidentin, bevor Sternenberg 2015 mit Bauma fusionierte.
So vermittelt das Buch neben der ausführlichen Erzählung der Ortsgeschichte bis zur Fusion ein lebendiges Bild der Bevölkerung, die auch in den Fotografien von Tom Kawara wunderbar eingefangen ist. Einer ist ein Schafhirt, Holzfäller, Totengräber und Barfussgänger übers ganze Jahr. Ihn holt Kawara ganz nah heran und schreibt dazu: «Manfred Hirschi: So sehen Hände aus, die pro Jahr 1000 Ster Holz verarbeiten und sich um 400 Schafe kümmern.»
Verfasser: Karl Wüst, ch-intercultur
Markus Brühlmeier, Ursula Eichenberger: Sternenberg. Ein Ort und seine Geschichte. Mit Fotografien von Tom Kawara. Chronos Verlag, Zürich 2019. 48 Franken.
Bis 29. Februar zeigt Tom Kawara in der Buchhandlung Never Stop Reading an der Spiegelgasse 18 / Untere Zäune in Zürich eine Auswahl seiner Sternenberg-Fotografien.
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