Arno Camenisch: Der Schatten über dem Dorf (Engeler)
Bild: Gemeinfrei
Sebastian Fitzek: Der erste letzte Tag (Droemer / Knaur)
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Silvia Götschi: Davosblues (Emons)
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Ein Krimi mit Fernwehgarantie, eine Spurensuche von sechs Schwestern und ein Roman über Stadt-Land-Stereotypen – diese Bücher wurden 2021 in der Schweiz am häufigsten gekauft.
Keystone-SDA, sda
06.01.2022, 14:54
06.01.2022, 15:59
Was lesen die Schweizerin und der Schweizer am liebsten? Das wird klar, wenn der Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) seine Jahresbestsellerliste vorlegt.
Einmal mehr zeigt sich in der Kategorie Belletristik Hardcover, dass Leserinnen und Leser auch 2021 mit Vorliebe Krimis kauften. Wie im Jahr zuvor finden sich unter den Top Ten vier Kriminalromane.
Ein Dauerbrenner sind Jean-Luc Bannalecs in der Bretagne angesiedelte Krimis mit der Hauptfigur Commissaire Georges Dupin: 2021 auf Platz 2 mit «Bretonische Idylle», 2020 gar auf Platz 1 mit «Bretonische Spezialitäten».
Vom Thron verstossen wurde Dupin diesmal von sechs Schwestern, die quer über den Globus nach ihrer siebten Schwester suchen. «Die verschwundene Schwester» ist der letzte Roman der im Juni 2021 verstorbenen irischen Autorin Lucinda Riley.
Auf dem dritten Platz nach Riley und Bannalec folgt ein Roman, der Corona mit der Thematik des Stadt-Land-Grabens verbindet: «Über Menschen» der deutschen Autorin Juli Zeh.
Überraschendes aus der Schweiz
Sechs Werke in den Top-Ten – doppelt so viele wie im Vorjahr – stammen aus einer Schweizer Feder. Mit dabei die Krimis von Christine Brand («Der Bruder»), Silvia Götschi («Davosblues») und der 2020 eingebürgerten amerikanischen Autorin Donna Leon («Flüchtiges Begehren»). Benedict Wells schaffte es mit «Hard Land» auf Platz 5, Joël Dicker mit «Das Geheimnis von Zimmer 622» auf Platz 7 und Arno Camenisch mit «Der Schatten über dem Dorf» auf Platz 8.
Dass so viele Schweizer auf der aktuellen Bestsellerliste vorkommen, ist wohl zum Teil mit der Grösse der entsprechenden Verlage zu erklären. Drei von sechs Schweizer Büchern wurden von ausländischen Verlagen herausgegeben. Bei den übrigen drei Romanen, die in der Schweiz verlegt wurden, kommen zwei vom grossen Diogenes Verlag.
Und natürlich haben grössere und internationale Verlage mehr Möglichkeiten, auf ihre Bücher aufmerksam zu machen als kleinere. So ist es bemerkenswert, dass es auch der kleine Schweizer Engeler Verlag mit «seinem» Autor Arno Camenisch unter die ersten Zehn der Bestsellerliste schaffte.
Weniger stattliche Hilfe als im Ausland
Eine so hohe Dichte an einheimischen Werken in den Top-Ten der Bestsellerliste gilt in der Schweiz als Ausnahme, während es in anderen Ländern, etwa in Österreich, seit Jahren die Regel ist. Das bestätigt Tanja Messerli, Geschäftsführerin des SBVV. «In anderen Ländern, die vorwiegend in einer Sprache schreiben und lesen, sind generell mehr inländische Autorinnen und Autoren auf der Bestsellerliste zu finden als in der Schweiz.»
Gründe dafür sieht sie neben der Diversität des Marktes in der geringeren staatlichen Unterstützung: «Die Schweiz ist ein vielsprachiges Land. Die staatliche Förderung der Literatur und Verlage ist nicht so grosszügig wie in Österreich und verteilt sich zusätzlich auf vier Sprachen. Wir kennen im Gegensatz zu den angrenzenden Ländern keine regelmässige Unterstützung für Werbe- und Vertriebsmassnahmen inländischen Buchschaffens.»
Aufmerksamkeit generiert in der Regel auch der Schweizer Buchpreis. Doch beispielsweise der Schweizer Lenos Verlag ist 2021 nicht in den vorderen Rängen der Bestsellerliste zu finden. Mit dem Debüt «Was der Fall ist» von Thomas Duarte gelangte der Verlag im letzten Jahr quasi aus dem Nichts auf die Shortlist des Schweizer Buchpreises.
Buchpreis nicht gleich Verkaufsschlager
Auf die Frage, wie man als kleiner Verlag Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit im deutschsprachigen Raum erhält, sagt Lucia Lanz vom Lenos Verlag: «Wir pflegen seit Jahrzehnten unser Image und den Vertrieb im gesamten deutschsprachigen Raum, das ist wichtig für die Gesamtwahrnehmung des Verlagsprogramms.»
Der Roman von Thomas Duarte hat trotz Nominierung für den Buchpreis in der Schweiz vergleichsweise wenig mediale Aufmerksamkeit erhalten. «Darüber sind wir selbst etwas ratlos», sagt Lucia Lanz, «denn wir haben eine breite Medienarbeit gemacht. Andernorts lief es dafür wunderbar, der Roman wurde beim ARD-Radiofestival eingelesen und es gab zahlreiche begeisterte Feedbacks aus dem Buchhandel.»
Zumindest, was das Fehlen auf der Bestsellerliste angeht, ist Thomas Duarte nicht allein: Kein Werk, das für die Shortlist des Schweizer Buchpreises 2021 nominiert wurde, schaffte es in die Top-10 der bestverkauften Bücher. Das gilt auch für die Gewinnerin des Buchpreises, Martina Clavadetscher mit «Die Erfindung des Ungehorsams» (Unionsverlag).
Maria Künzli/SDA/phi/Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung
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