Die Eisbachwelle wurde nach dem Unfall mit Zäunen abgesperrt.
Nach einem schweren Surfunfall erwägen die Behörden, zur Ermittlung der Unglücksursache die Münchner Eisbachwelle zeitweise trockenzulegen.
Blumen erinnern an die tödlich verunglückte Surferin.
Schilder warnen vor der Gefahr an der Welle.
Nach dem Unfall wird über zusätzliche Sicherheitsmassnahmen diskutiert.
Unglück an Eisbachwelle – Bestürzung über Tod von Surferin - Gallery
Die Eisbachwelle wurde nach dem Unfall mit Zäunen abgesperrt.
Nach einem schweren Surfunfall erwägen die Behörden, zur Ermittlung der Unglücksursache die Münchner Eisbachwelle zeitweise trockenzulegen.
Blumen erinnern an die tödlich verunglückte Surferin.
Schilder warnen vor der Gefahr an der Welle.
Nach dem Unfall wird über zusätzliche Sicherheitsmassnahmen diskutiert.
Gut eine Woche nach dem Unfall an der Münchner Surfwelle am Eisbach ist die 33-jährige Surferin gestorben. Nun befürchten die urbanen Wellenreiter aus der Landeshauptstadt, dass ihr Surf-Hotspot von den Stadtoberen für immer geschlossen werden könnte.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Eine 33-Jährige verunglückt beim Surfen auf der Eisbachwelle in München schwer.
- Eine Woche nach dem Unglück verstirbt die Surferin im Spital.
- Nun befürchtet die Münchner Surfszene, dass die Eisbachwelle für immer geschlossen werden könnte.
Der Fall schockiert weit über Münchens Grenzen hinaus: An der berühmten Eisbachwelle am Englischen Garten ist eine Surferin tödlich verunglückt. Eine Woche nach ihrem schweren Unfall in dem reissenden Bach starb die 33-Jährige am Mittwochabend im Spital, wie die Polizei mitteilte. Sie sei im Beisein von Familie und engen Freunden friedlich eingeschlafen, teilte der Anwalt der Frau, Nicolas Jim Nadolny, mit.
Welle bleibt vorerst gesperrt
Die Eisbachwelle ist seither gesperrt. Die Unglücksstelle wurde nach dem Unfall mit Gittern abgeriegelt. Die Stadt hat per neuer Allgemeinverfügung mit Datum vom Mittwoch das Surfen dort «bis auf Weiteres verboten».
Damit wird das zuvor bereits von der Feuerwehr ausgesprochene Verbot auf eine rechtliche Grundlage gestellt. Ein Verstoss werde mit bis zu 50’000 Euro geahndet, sagte eine Sprecherin des Referats für Klima- und Umweltschutz der Landeshauptstadt auf Anfrage.
Die Staatsanwaltschaft teilte nun mit, sie habe «die Nachschau im Bachbett des Eisbachs durch die Münchner Verkehrspolizei angeordnet». Die Stadt München werde hierzu die erforderliche Absenkung des Wasserspiegels veranlassen und dabei ökologische Aspekte bestmöglich beachten.
Tief erschüttert
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) äusserte sich tief betroffen. «Meine Gedanken sind bei Ihren Angehörigen und Freunden.» Es werde nun alles getan, um den genauen Hergang des Unfalls herauszufinden und alles, was notwendig ist, veranlasst, um «solche tragischen Unfälle» in Zukunft so weit irgend möglich zu vermeiden.
Auch die Surfer-Gemeinschaft reagierte schockiert. «Wir sind tief erschüttert über den Tod der verunfallten Surferin. Unsere Gedanken und Herzen sind bei den Freunden und Angehörigen», schrieb die Interessengemeinschaft Surfen in München auf Instagram.
Die Welle ist weltbekannt. Das Spektakel der Surfer, die dort zu jeder Jahreszeit auf der stehenden Welle ritten, lockte stets auch zahlreiche Touristen an. Bisher wurden dort trotz der starken Nutzung keine schweren Unfälle bekannt.
Dramatische Szenen
Das Unglück ereignete sich beim Sturz vom Board am späten Mittwochabend vergangener Woche. Die am Knöchel der Surferin befestigte Sicherheitsleine verhakte sich aus unbekannten Gründen am Grund des Eisbachs.
Die Frau konnte sich nicht selbst befreien. Andere Surfer versuchten, sie von dem Surfboard zu trennen, scheiterten aber wegen der starken Strömung. Erst der Feuerwehr gelang es, die Frau aus den eisigen Fluten zu retten. Sie kam in kritischem Zustand in eine Klinik, zwischenzeitlich schien sich ihr Zustand zu verbessern.
«Skipisten werden auch nicht geschlossen»
Nun mehrt sich in Münchens Surf-Szene die Sorge, dass die weltberühmte Welle und Touristen-Attraktion für immer gesperrt werden könnte. Für die in München-Schwabing lebende Sophie Wilckens wäre das eine schrecklicher Verlust. Die 25-Jährige fährt seit Jahren fast täglich mit ihrem Board auf dem Fahrrad zum Eisbach, um sich in das reissende Gewässer zu stürzen. «Ich mache mir grosse Sorgen, dass die Welle ganz oder für längere Zeit geschlossen werden könnte», sagt Sophie.
«Ich surfe dort seit ich 16 Jahre alt bin. In all den Jahren habe ich nie schwere Verletzungen miterlebt», erzählt Sophie. Natürlich ziehen sich die Surfer auch mal Schürfwunden oder Prellungen zu. Aber: «Das ist an anderen Sportstätten ja auch nicht anders. Und es werden ja auch keine Skipisten geschlossen, wenn sich dort mal ein schwerer Unfall ereignet», sagt die leidenschaftliche Surferin.
Verbandspräsident fordert «Sachlichkeit»
Thomas Wilckens, Sophies Vaters und Präsident des Bayerischen Wellenreitverbandes, spricht von einem «tragischen Unfall». «Ich habe ja selbst eine Tochter, die regelmässig am Eisbach zum Surfen geht. Und wir sind alle nach dem Unfall komplett schockiert.» Der 61-Jährige warnt jedoch vor einem «gewissen Aktionismus und einer übertriebenen Risikobewertung» von Seiten der Entscheider aus dem Münchner Stadtrat.
Die Eisbachwelle sei keine ausgewiesene Sportstätte, so Wilckens. Seit rund fünf Jahrzehnten tummeln sich nun schon die Surfer auf der Eisbachwelle am Eingang des Englischen Gartens neben dem Haus der Kunst. «So ein Unfall ist bei hunderttausenden Surfstunden an dieser Stelle noch nicht passiert», erklärt der Verbandspräsident. «Wir wünschen uns, dass die mediale Sensationsberichterstattung zügig versachlicht wird und bald wieder auf der Welle gesurft werden kann.» Schliesslich sei die Eisbachwelle trotz des Unfalls ein «Geschenk des Himmels» für die Stadt.
Vorschläge für mehr Sicherheit
Vorschläge für mehr Sicherheit kommen von der Surfer-Community. Man werde auf die Stadt zugehen und konkrete Sicherheitsmassnahmen vorschlagen, sagte Moritz von Sivers, zweiter Vorstand der Interessengemeinschaft Surfen in München, bereits am Wochenende. Zum Beispiel könnte zusätzliches Rettungsgerät wie ein Wurfsack bereitgestellt werden.
Es könne auch sinnvoll sein, Warnschilder aufzustellen, die auf die Gefahr durch die Sicherheitsleine des Boards hinweisen. Es gebe Sicherheitssysteme, die sich bei Gefahr selbst öffneten oder Sicherungen um den Körper, an die ein Surfer auch unter Zug herankomme.
Die Interessengemeinschaft, als Betreiberin für eine Welle an der Flosslände zuständig, habe für dort bereits zusätzliches Sicherheitsequipment bestellt. Am Eisbach sei die Stadt für die Umsetzung zuständig.
Auch Thomas Wilckens befürwortet das Aufstellen von Warnhinweisen. Bei der Sicherheitsleine, der sogenannten Leash, gibt es Systeme, die sich auch in Notsituationen leicht vom Bein lösen lassen. Vom Anbringen der Leash am Körper oder am Arm rät der Experte jedoch ab: Bei einem Sturz von der Welle besteht dann die Gefahr, dass sich die Sicherheitsleine um den Körper oder den Hals des Surfers wickelt.
Ermittlungen zur Ursache und Strafanzeige
Wie lange die Welle gesperrt bleibt, ist noch unklar. Unter anderem soll die Ursache des Unfalls untersucht werden. Offen ist, ob und wann dazu das Wasser des Eisbachs abgesenkt werden könnte, um den Grund auf Hindernisse zu prüfen, an denen sich die Leine verfangen haben könnte.
Der Lebensgefährte der Verunglückten hatte laut Staatsanwaltschaft München I bereits vor dem Tod der Frau Strafanzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung erstattet. Die Behörde kläre, ob es Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Verhalten gebe, hatte eine Sprecherin dazu auf Anfrage erläutert. Die Ermittlungen richteten sich nicht gegen konkrete Personen.
Jahrzehntelanger Kampf der Surfer um die Welle
Das Surfen an der nur für erfahrene Sportler geeigneten Eisbachwelle auf eigene Gefahr war seit 2010 offiziell per Allgemeinverfügung der Stadt München geduldet. Die Surfer-Community hatte sich damals erfolgreich dafür eingesetzt.
Anfang der 1970er Jahre hatte das Flusssurfen seinen Anfang genommen. Etwa um 1975 wagen sich die Ersten in den Eisbach – damals illegal. Der Bereich gehörte der Schlösser- und Seenverwaltung, die das Surfen aus Sicherheitsgründen verbot. Schliesslich wurde Gelände der Stadt übertragen, die das Surfen seit 2010 duldete. Die mittlerweile weltbekannte Welle lockte stets auch zahlreiche Touristen an.
Artikel mit Material von dpa
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25.04.2025