China Unter Hausarrest: Coronavirus macht Chinesen kreativ

AP/tsha

30.1.2020

«Reisen» spielen, Angeln oder Badminton – wer wegen des Coronavirus zu Hause eingesperrt ist, langweilt sich häufig. Das fördert aber auch den Einfallsreichtum.

Die Angst vor dem neuartigen Coronavirus hat das öffentliche Leben in einer ganzen Reihe chinesischer Städte lahmgelegt. Dort sitzen viele Chinesen in ihren Wohnungen fest – entweder freiwillig oder auf Anordnung – und machen das Beste aus ihrer Situation. Das lässt sich unter anderem im Internet beobachten.

Ein Paar aus Shantou, einer Küstenstadt in der Provinz Guangdong, hat für seine Kinder ein Spiel aus der Kindheit wiederbelebt. In einem Video in dem in China beliebten sozialen Netzwerk Douyin gibt sich die Mutter als Strassenverkäuferin aus, die Reifen aus Pappe verkauft. Die Kinder werfen die Reifen, um Preise zu gewinnen, die auf dem Boden liegen. Das beliebte Spiel wird während der Feiern zum chinesischen Neujahr häufig gespielt, doch dieses Jahr ist es anders.

Man kann sich auch zuhause amüsieren – wer wegen des Coronavirus dort eingesperrt ist, hat eigentlich keine Wahl.
Man kann sich auch zuhause amüsieren – wer wegen des Coronavirus dort eingesperrt ist, hat eigentlich keine Wahl.
Bild: AP/Douyin

«Viele Reisepläne und Aktivitäten draussen wurden gestrichen, Viele Leute gehen nur raus, wenn sie etwas brauchen», sagt Ouyang, der Vater. «Zuhause bleiben ist langweilig. Also haben wir beschlossen, dieses Spiel mit unseren Kindern zuhause zu spielen und einen kurzen Clip aufzunehmen.»

Tausende haben sich infiziert

Durch das neue Coronavirus sind bislang 170 Menschen umgekommen, mehr als 7'700 haben sich infiziert. In Wuhan und anderen Städten müssen insgesamt mehr als 50 Millionen Menschen zuhause bleiben. Es handelt sich um die weitreichendsten Krankheitskontrollmechanismen, die je eingesetzt wurden.

Auch in Yichang in der Provinz Hubei hat eine Frau Videos aufgenommen. In einem trinkt sie vor einem Spiegel aus einem riesigen Wasserglas. In einem anderen schlürft sie aus einer Kokosnuss – im Hintergrund läuft ein Fernseher, der Bilder vom Strand zeigt. In einem dritten Film baut die Frau, die sich im Video Liang Jinjin nennt, aus dem Eis ihres Tiefkühlers einen kleinen Schneemann.

Ihre Heimatstadt Yichang liegt nicht weit von Wuhan entfernt, dem Ausgangspunkt der Atemwegserkrankung. Auch hier ruht der öffentliche Verkehr. «Während des Ausbruchs sind alle nervös und bleiben spontan zu Hause. Aber zu Hause zu bleiben ist sehr langweilig. Deshalb soll dieses Video von mir, in dem ich zu Hause "reise", die Hoffnung vermitteln, dass jeder der Epidemie mit Positivität und Optimismus begegnen kann», sagt Liang.

Badminton im Wohnzimmer

Bildungseinrichtungen in ganz China haben den Beginn des Frühjahrssemesters wegen des Ausbruchs der Epidemie verschoben. Deshalb hat der Student Wei Zikai sein Wohnzimmer in einen Badmintonplatz verwandelt. Andere zeigen in sozialen Medien ihre Fähigkeiten, Apples virtuelle Assistentin Siri in Wortspiel zu verwickeln. Sie stehen als «Angler» mit einem kleinen Eimer in ihrem Zimmer oder spielen mit Essstäbchen Billard – mit Cherrytomaten oder Longan-Früchten als Kugeln.

Die Strassen in der Elf-Millionen-Einwohner-Stadt Wuhan waren in den vergangenen Tagen unheimlich ruhig. Aber am Montagabend taten sich die Bewohner einiger Hochhäuser zusammen, um von ihren Balkonen und Fenstern aus gemeinsam die Nationalhymne und andere Lieder zu singen. Der Refrain der Hymne, «Qilai, qilai, qilai!» oder «Steh auf, steh auf, steh auf!» hallte zwischen den Wolkenkratzern wider. Andere riefen «Wuhan, kämpfe!», und wiederholten die Gesänge, die von Protestierenden in Hongkong zu hören waren, wo regierungskritische Demonstrationen seit Monaten anhalten.

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