Ungeimpfte Reiserückkehrer Albanischer Triemli-Chefarzt appelliert an Diaspora

uri

27.8.2021

Ärzte behandeln einen Covid-Patienten: Momentan sind viele der Hospitalisierten Reise-Rückkehrer aus Südosteuropa. (Symbolbild)
Ärzte behandeln einen Covid-Patienten: Momentan sind viele der Hospitalisierten Reise-Rückkehrer aus Südosteuropa. (Symbolbild)
Bild: Keystone

Viele derzeit hospitalisierte Covid-Patienten sind Rückkehrer vom Balkan. Der Herzchirurg am Zürcher Stadtspital Omer Dzemali ist gebürtiger Albaner und setzt gegen die Impfskepsis auf Information und Überzeugungsarbeit. 

uri

In vielen Schweizern Spitälern droht bereits wieder eine Überlastung der Intensivstationen wegen hospitalisierter Covid-Patienten. Und wie die Taskforce des Bundes diese Woche bekannt gab, liegt das nicht zuletzt an den vielen Personen, die sich kürzlich auf dem Balkan ansteckten: «Mehr als ein Drittel der Hospitalisierten gibt zum Zeitpunkt der möglichen Ansteckung als Aufenthaltsort ein Land in Südosteuropa an», heisst es im aktuellen «Wissenschaftlichen Update» vom 24. August. 

Auch der Herzchirurgie-Chef im Stadtspital Zürich Triemli Omer Dzemali zeigt sich wegen der steigenden Corona-Fallzahlen und der vielen belegten Intensivbetten beunruhigt. Es drohe eine Überlastung der Intensivstationen, befürchtet der in Nordmazedonien geborene Albaner im «Tages-Anzeiger».

Dzemali erklärt im Interview, auch er bemerke, dass momentan im «Triemli relativ viele albanischstämmige Personen liegen, die gerade aus den Ferien zurückgekommen sind». An die fraglichen Patienten hat er einen deutlichen Appell: «Ich finde es unverantwortlich, wenn man sich nicht impfen lässt. Als Mediziner sehe ich keine Gründe, sich nicht zu impfen.»

Weniger Impfstoff geliefert 

Dezamali stellt in der Zeitung aber auch klar, dass Impfskepsis nicht nur bei Albanern existiere, sondern «leider ziemlich weit verbreitet» sei. Auch in der Schweiz insgesamt sei die Impfquote «immer noch viel zu tief», so der Arzt.

In einigen südosteuropäischen Ländern ist sie nach Meinung des Experten auch deshalb so niedrig, weil westeuropäische Länder nicht rechtzeitig Vakzine lieferten. Eine Ausnahme stelle hier Serbien dar, das zügig durch China und Russland versorgt worden sei. In Nordmazedonien und dem Kosovo, die sich indes stark an westeuropäischen Ländern orientierten, seien die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna noch immer nicht im Angebot.

Technologie-Skepsis und Verschwörungstheorien

Hier komme es derzeit auch zu so vielen Ansteckungen, weil man aus diesem Grund dort bei den Impfungen hinterherhinke. Und entsprechend komme es bei Besuchen zu vielen Ansteckungen, erklärt Dzemali. Ursächlich für die Skepsis gegenüber Impfungen in den südosteuropäischen Regionen und Ländern seien Verschwörungstheorien – etwa diejenige, dass einem mit der Impfung ein Mikrochip implantiert werde –, oder auch generelle Vorbehalte gegenüber neuen Impftechnologien.

Um hier entgegenzuwirken, braucht es laut Dzemali die richtigen Informationen und Überzeugungsarbeit. Werde er aus der Albaner-Community zu seiner Meinung hinsichtlich der Impfungen gefragt, entgegne er: «Meine Kinder sind geimpft, ich bin geimpft, meine Frau ist geimpft. Das ist meine Haltung.» Auch zeige er die möglichen schwerwiegenden Folgen von Corona im Gegensatz zu den üblichen Nebenwirkungen einer Impfung auf. «So konnte ich die Skepsis der Leute schnell aus dem Weg räumen und sie liessen sich impfen», sagt Dzemali.