Mit acht Uraufführungen im Schauspiel und einer in der Oper wird das Theater Basel im Oktober unter der Intendanz von Benedikt von Peter in seine neue Ära starten. Geradezu ein roter Faden im Spielplan sind Themen wie die Apokalypse und Verlorenheit.
Die Pandemie-Einschränkungen waren augenfällig im Schauspielhaus in Basel, wo das neue Leitungsteam des Theaters am Montag seine Pläne bekannt gegeben hat. Drei Viertel der Plätze im Zuschauerraum waren mit Tüchern abgedeckt. Das alte Leitungsteam unter Andreas Beck hatte dort am Sonntag noch eine anderthalbstündige filmische Rückschau-Performance präsentiert.
Inhaltlich wurde die Coronakrise an der Präsentation des neuen Spielplans aber als Nebensache behandelt. «Wir werden, wenn wir müssen, Wege finden, um Covid zu trotzen», sagte Jürg Pohl, Mitglied der vierköpfigen neuen Schauspielleitung. «Wir haben verschiedene Szenarien durchgedacht, gehen aber davon aus, dass Live-Auftritte im Herbst möglich sein werden», ergänzte Intendant Benedikt von Peter.
In erster Linie ging es dem neuen Leitungsteam, sekundiert vom langjährigen Ballettdirektor Richard Wherlock, darum, den neuen Spielplan und das neue Ensemble vorzustellen. Und da wird sehr viel Neues auf das Basler Publikum zukommen, aber nicht nur: Acht der insgesamt über 30 Produktionen sind Übernahmen von Theatern, an denen die Leitungsmitglieder zuvor gearbeitet haben.
Von Peter zum Beispiel bringt seine äusserst erfolgreiche Inszenierung von Verdis «La traviata» mit, die er an seinem bisherigen Arbeitsort in Luzern quasi als Einpersonen-Oper mit der gefeierten amerikanische Sopranistin Nicole Chevalier auf die Bühne gebracht hatte. Schauspiel-Co-Leiter Antù Romero Nunes zeigt sein am Hamburger Thalia Theater entstandenes «Odyssee»-Projekt, das 2017 ans Berliner Theatertreffen geladen war.
Und als populäres Spielplanzückerchen kommt noch ein Einkauf dazu: Mozarts «Zauberflöte», die ursprünglich als Koproduktion der Dutch National Opera, der English National Opera und dem Festival d'Aix-en-Provence entstanden war.
Apokalypse und Verlorenheit
Bei den Übernahmen und den Neuproduktionen ziehen sich zwei Themenbereiche wie ein roter Faden durch das Programm: Die Verlorenheit und Einsamkeit des Menschen, zum Beispiel in der Odyssee-Saga, die gleich in vier Bearbeitungen im Schauspiel und in der Oper vorkommen wird. Zum Beispiel in einer Adaption des Jahrhundertromans «Ulysses» von James Joyce oder in der «Ulisse»-Oper von Claudio Monteverdi.
Zweites Hauptthema ist die Apokalypse. Dieses wird zum Beispiel im Ensembleprojekt «Das Ende der Welt, wie wir es kennen» zum Tragen kommen oder beim Projekt «Im Flow der Apokalypse», bei dem sich auf der Kleinen Bühne Studierende der Hochschulen für Musik sowie für Gestaltung und Kunst werden austoben können.
Einsamkeit, Irrfahrt oder Weltuntergang klingt sehr nach Corona. Die geschäftsführende Schauspieldramaturgin Anja Dirks wies aber darauf hin, dass der Spielplan noch vor dem Lockdown zusammengestellt worden sei. Aber das «Katastrophische» biete sich im Zusammenhang mit der Corona-Krise natürlich an, sagte Pohl.
Auf der Liste des Ensembles finden sich viele neue, aber auch in Basel altbekannte und auch darüber hinaus wohlklingende Namen: Die zum Weltstar aufsteigende Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann wird zum Beispiel die Pamina in «Die Zauberflöte» singen. Und der für seinen eigenwillig forcierten Stil bekannte Regisseur Herbert Fritsch wird die Opern-Posse «Intermezzo» von Richard Strauss inszenieren.
Bekannte Namen auf und vor der Bühne
Im Schauspielensemble wiederum finden sich unter anderem so bekannte Namen mit Basler Wurzeln wie Ueli Jäggi oder Bruno Cathomas. Auf der langen Namensliste wird bewusst nicht zwischen Festangestellten und Gästen unterschieden. Als «Reservat der Freiheit» wolle man sich von den noch immer verbreiteten hierarchischen Strukturen an den Theatern distanzieren, sagte Co-Leiter Pohl.
Wegen aktuellen Sanierungsarbeiten im Stadttheaterbau wird die Spielzeit erst am 9. Oktober beginnen. Anders als in Luzern, wo von Peter sein Theater oft aus dem Haus raus in die Stadt geführt hat, wird in Basel das Theater die Stadt sein, wie der neue Intendant sich ausdrückte. Die neue Leitung will aber in den Theaterhäusern neue Spielstätten generieren und bespielen.
Und auch das riesige Foyer soll endlich zum täglich zugänglichen öffentlichen Raum werden, als den es architektonisch ja ursprünglich konzipiert worden war.
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