Notlandung US-Flugzeug lässt Treibstoff über Pausenplätzen ab

dpa/ tafu

15.1.2020

Eine Maschine der Delta Airlines hat über Los Angeles in geringer Höhe Kerosin abgelassen. Dutzende Menschen am Boden wurden verletzt. 

Ein Passagierflugzeug hat kurz nach dem Start in Los Angeles wegen eines Triebwerkproblems Kerosin über mehreren Schulen im Stadtgebiet abgelassen. Dabei wurden nach Feuerwehrangaben mehr als 40 Menschen leicht verletzt, mindestens die Hälfte davon waren Schüler.

Keine Angaben machte die Feuerwehr dazu, um welche Art von Verletzungen es sich handelte. Die Beschwerden seien durch den Treibstoff ausgelöst worden, hiess es lediglich. In Medienberichten war von sechs betroffenen Schulen und bis zu 60 Verletzten die Rede, die über Atemwegs- und Hautreizungen klagten.

Feuerwehrleute kümmern sich um Eltern und Kinder. Das Flugzeug musste den Treibstoff, um das Gewicht bei der Landung zu reduzieren.
Feuerwehrleute kümmern sich um Eltern und Kinder. Das Flugzeug musste den Treibstoff, um das Gewicht bei der Landung zu reduzieren.
Source:  Scott Varley/The Orange County Register/AP/dpa

Der abgelassene Treibstoff traf vor allem die Park Avenue Grundschule in Cudahy, die sich circa 30 Kilometer vom Flughafen entfernt befindet, berichtet «CNN». 20 Kinder und 11 Erwachsene klagten anschliessend über Beschwerden, berichtet Sean Ferguson vom Los Angeles County Fire Department gegenüber «CNN». Nachdem Experten am Dienstag sämtliche betroffenen Schulen auf gefährliches Material überprüft haben, gaben sie Entwarnung. Alle Schulen werden am Mittwoch wie gewohnt geöffnet.

Das Gebiet, in dem die Schulen liegen, befindet sich etwa 20 Kilometer östlich des Flughafens. Ein Sprecher der US-Fluggesellschaft Delta Airlines sagte der «Los Angeles Times», die Boeing 777 sei auf dem Weg nach Shanghai gewesen, habe aber kurz nach dem Start wegen eines Triebwerkproblems umdrehen müssen. Der Treibstoff sei abgelassen worden, um das Gewicht bei der Landung zu reduzieren. Die Maschine sei sicher gelandet. Der Langstreckenflug nach Shanghai hätte planmässig etwa 14 Stunden gedauert, die Maschine war also komplett vollgetankt.

Treibstoff-Ablass auch in der Schweiz möglich?

Doch wie konnte es dazukommen, dass ein Flugzeug über bewohntem Gebiet Treibstoff ablässt? Flugsicherheitsexperte David Soucie erklärt bei «CNN», dass es für Start und Landung ein bestimmtes Maximalgewicht für die Maschinen gibt. Will ein Flugzeug mit vollem Tank landen, muss es also zuvor Treibstoff ablassen. Allerdings soll das in der Regel über nicht bewohntem Gebiet und in grossen Höhen stattfinden, damit das Kerosin zerstäubt und sich weit verteilt, bevor es die Erde erreicht.

Grundsätzlich wird der Treibstoff-Ablass nur im Notfall angewendet. In einem Bericht des Flughafens Zürich (PDF) heisst es, die moderne Technik erlaube immer mehr Flugzeugen, auch mit maximalem Startgewicht wieder zu landen. Laut Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) komme es bei planmässigen Flügen in der Schweiz nie zu einem Treibstoffablass. Sollte es aufgrund einer Gefahrensituation doch notwendig sein, gibt es detaillierte Richtlinien, die eingehalten werden müssen, damit sowohl die Gefährdung des Flugzeugs nicht erhöht wird, als auch, damit Boden und Gewässer nicht verschmutzt werden.

Diese Voraussetzungen müssen laut BAZL erfüllt werden:

  • Absprache mit der Flugverkehrsleitung. Die Freigabe muss von der Besatzung eingeholt werden
  • Mindestflughöhe von 6000 Fuss (circa 1850 m)
  • darf nur in Notfällen durchgeführt werden
  • Meldepflicht an das BAZL
  • Die Schweizer Flugsicherung Skyguide muss auf die Weisung des BAZL die zuständigen Stellen und die Öffentlichkeit informieren

Dabei werde die Zuweisung des Ablass-Raumes durch zwei Vorgaben bestimmt: Die meteorologischen Bedingungen müssen berücksichtigt und der übrige Flugverkehr darf nicht beeinträchtigt werden. Prinzipiell kann der Ablassraum nicht geplant werden.

Auch wenn der Flugverkehr immer mehr zunimmt, habe sich die Zahl der Fälle von Treibstoffablass in der Schweiz in den vergangenen Jahren laut BAZL kaum verändert. In den vergangenen Jahren kam es im schweizerischen Luftraum zu durchschnittlich drei Fällen pro Jahr.

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